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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ungewöhnlichen Todesfall auf Tangier Island untersuchen und daß der Leichnam per Hubschrauber vom Militär abtransportiert wurde, da noch nicht feststeht, um was für eine Krankheit es sich handelt.«
    »Verdammt.«
    »Der Punkt ist, daß deadoc, wenn er an Zeitungen aus Virginia herankommt, davon erfahren haben könnte, bevor er die E-Mails abgeschickt hat.«
    »Hoffentlich hat es sich tatsächlich so abgespielt«, sagte ich.
    »Wie denn sonst?«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht.« Ich war erschöpft, und mein Magen rebellierte.
    »Dr. Scarpetta.« Sie beugte sich dichter zur Glasscheibe. »Er will mit Ihnen kommunizieren. Deshalb schickt er Ihnen immer wieder Mails.«
    Wieder überliefen mich kalte Schauer.
    »Wir stellen uns das folgendermaßen vor.« Janet steckte die Ausdrucke wieder in die Mappe. »Ich könnte einen privaten Chat-Raum für Sie beide einrichten. Wenn Sie lange genug online bleiben, können wir seine Spur von Vermittlungsstelle zu Vermittlungsstelle zurückverfolgen, bis wir eine Stadt haben und dann einen Anschluß.«
    »Ich glaube kaum, daß er da mitspielt«, sagte ich. »Dafür ist er zu schlau.«
    »Benton Wesley hält es für möglich.«
    Ich schwieg.
    »Er glaubt, deadoc ist so auf Sie fixiert, daß er sich vielleicht wirklich in den Chat-Room locken läßt. Und zwar nicht nur, weil er wissen möchte, was Sie denken. Er will Ihnen mitteilen, was er denkt. Das ist zumindest Wesleys Theorie. Ich habe einen Laptop hier und alles, was Sie sonst noch brauchen.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich will da nicht noch tiefer hineingezogen werden, Janet.«
    »Sie haben in den nächsten Tagen doch gar nichts anderes zu tun.«
    Es ärgerte mich immer, wenn mir jemand vorwarf, ich hätte nicht genug zu tun. »Ich will mit diesem Ungeheuer nicht kommunizieren. Das ist viel zu riskant. Vielleicht sage ich etwas Falsches, und dann sterben noch mehr Leute.«
    Janet sah mir eindringlich in die Augen. »Die sterben sowieso. Und vielleicht trifft es genau in diesem Moment andere, von denen wir noch gar nichts wissen.«
    Ich dachte an Lila Pruitt, die allein in ihrem Haus hin und her gewandert war, den Verstand durch die Krankheit getrübt. Ich sah direkt vor mir, wie sie in den Spiegel schaute und einen Schrei des Entsetzens ausstieß.
    »Alles, was Sie tun müssen, ist, ihn langsam, aber sicher zum Reden zu bringen«, fuhr Janet fort. »Sie müssen natürlich die Ahnungslose spielen und sich zuerst sträuben, sonst schöpft er Verdacht. Bauen Sie den Kontakt ein paar Tage lang auf, und wir versuchen währenddessen herauszufinden, wo er sitzt. Loggen Sie sich bei AOL ein. Gehen Sie in die Chat-Räume und suchen Sie einen mit dem Titel >M.E.< Alles klar? Und da halten Sie sich einfach eine Weile auf.«
    »Und dann?« wollte ich wissen.
    »Wir hoffen, daß er in dem Glauben, Sie hielten in diesem Raum Ihre Konferenzen mit anderen Ärzten und Wissenschaftlern ab, dort nach Ihnen Ausschau halten wird. Er wird der Versuchung nicht widerstehen können.
    Das ist Wesleys Theorie, und ich bin derselben Ansicht.« »Weiß er, daß ich hier bin?«
    Die Frage war etwas mißverständlich, aber sie wußte, wen ich meinte.
    »Ja«, sagte sie. »Marino hat mich gebeten, ihn anzurufen.«
    »Was hat er gesagt?« fragte ich in den Hörer.
    »Er wollte wissen, ob es Ihnen gut geht.« Ich merkte, wie sie mir auswich. »Er hat mit diesem alten Fall in Georgia zu tun.
    Zwei Leute sind in einem Schnapsladen erstochen worden, und die Mafia ist darin verwickelt. In einer Kleinstadt in der Nähe von St. Simons Island.«
    »Ach, dann ist er also unterwegs.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Wo werden Sie in den nächsten Tagen sein?«
    »Mit der Squad 19 in Baltimore. Am Hafen.«
    »Und Lucy?« fragte ich diesmal so, daß sie mir nicht noch einmal ausweichen konnte. »Wollen Sie mir nicht sagen, was wirklich los ist, Janet?«
    Ich atmete die gefilterte Luft und sah durch die Glasscheibe hindurch diese Frau an, von der ich wußte, daß sie mich niemals belügen würde.
    »Ist alles in Ordnung?« bohrte ich nach.
    »Dr. Scarpetta, ich bin aus zwei Gründen allein hier«, sagte sie schließlich. »Erstens hatten Lucy und ich einen Riesenstreit darüber, ob Sie wirklich mit diesem Typen online kommunizieren sollten. Deshalb fanden es alle Beteiligten besser, wenn ich mit Ihnen darüber sprechen würde und nicht sie.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich. »Und ich bin genau der gleichen Ansicht.«
    »Der zweite Grund ist um einiges

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