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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bißchen über den Kopf.«
    »So hören Sie sich auch an.«
    Ich sah auf meine Uhr. »Rose, ich muß jetzt zu meinem Flugzeug. Da hab' ich noch einiges vor mir. Bei der Gepäckdurchleuchtung haben sie mich nicht durchgelassen, und ich weiß, was passiert, wenn ich versuche, mit diesem Ding an Bord zu gehen.«
    Es kam genau so, wie ich es erwartet hatte. Als ich die Kabine betrat, warf die Stewardeß nur einen kurzen Blick auf mein Gepäck und lächelte.
    »Geben Sie her.« Sie streckte die Hände aus. »Ich bringe das für Sie in den Gepäckraum.«
    »Das muß bei mir bleiben«, sagte ich.
    »Aber es paßt weder in ein Gepäckfach noch unter Ihren Sitz, Ma'am.« Ihr Lächeln verkrampfte sich, und die Schlange hinter mir wurde immer länger.
    »Können wir das woanders diskutieren, ohne hier den Verkehr aufzuhalten?« fragte ich und bewegte mich auf die Küche zu.
    Sie wich nicht von meiner Seite. »Ma'am, dieser Flug ist überbucht. Wir haben einfach keinen Platz.«
    »Hier«, sagte ich und zeigte ihr die Papiere.
    Sie überflog die rotgeränderte Deklaration für Gefahrgut und blieb in der Mitte einer Spalte hängen, wo stand, daß ich »infektiöse Substanzen« transportierte, die »eine Gefahr für die Allgemeinheit« darstellten. Nervös schaute sie sich in der Küche um und drängte mich dann näher zu den Toiletten.
    »Die Vorschriften besagen, daß nur eine entsprechend qualifizierte Person mit derart gefährlichen Gütern umgehen darf«, erklärte ich sachlich. »Und deshalb muß das Paket bei mir bleiben.«
    »Was ist es?« flüsterte sie mit großen Augen.
    »Autopsieproben.«
    »Ach du lieber Himmel!«
    Sofort griff sie nach ihrem Sitzplan. Kurz darauf wurde ich zu einer leeren Reihe am hinteren Ende der ersten Klasse eskortiert.
    »Legen Sie es einfach auf den Sitz neben sich. Da wird doch nichts durchtropfen, oder?« fragte sie.
    »Darauf passe ich schon auf - in meinem eigenen Interesse«, versprach ich.
    »Hier müßten eigentlich noch jede Menge Plätze frei sein, es sei denn, es wechseln noch Leute aus der zweiten Klasse in die erste. Aber keine Angst - ich sorge dafür, daß sie einen großen Bogen um Sie machen.« Sie gestikulierte mit den Armen, als säße sie am Steuer eines Autos.
    Niemand kam mir oder meinem Karton zu nahe. Auf dem gesamten Flug nach Atlanta konnte ich in Ruhe meinen Kaffee trinken. Ohne Pieper und Telefon fühlte ich mich irgendwie nackt, doch ich genoß es, allein zu sein. Auf dem Flughafen von Atlanta angekommen, mußte ich auf den Förderbändern und Rolltreppen wohl mehrere Meilen zurücklegen, bis ich endlich draußen war und ein Taxi fand.
    Wir nahmen die 85 North bis zur Druid Hills Road und kamen bald an Pfandleihhäusern und Autovermietungen vorbei, dann an weitläufigen, mit Giftsumach und Kudzu bewachsenen Brachen und an Ladenzeilen. Die CDC lagen mitten zwischen den Parkhäusern und -plätzen der Emory University gegenüber der American Cancer Society. Sie befanden sich in einem sechsgeschossigen, braunen Backsteingebäude mit Schmuckstreifen aus grauen Glasursteinen. Ich meldete mich an einem Empfangsschalter an, der mit Wachleuten besetzt und mit einer Kameraüberwachungsanlage ausgestattet war.
    »Dies hier muß ins Labor der Sicherheitsstufe 4. Ich bin dort mit Dr. Bret Martin im Atrium verabredet«, erklärte ich.
    »Ich werde Sie begleiten, Ma'am«, sagte einer der Wachleute.
    »Gut«, erwiderte ich, während er zum Telefon griff. »Hier verlaufe ich mich sowieso immer.«
    Ich folgte ihm zum hinteren Teil des Gebäudes, einem neuen Trakt, der schwer bewacht wurde. Überall war man von Kameras und kugelsicherem Glas umgeben, und die Korridore bestanden aus Gitterstegen. Wir kamen an Bakterien- und Influenza-Labors und an dem Bereich aus rotem Backstein und Beton vorbei, in dem mit Tollwut-und Aidsviren gearbeitet wurde.
    »Beeindruckend«, sagte ich. Ich war mehrere Jahre nicht mehr hiergewesen.
    »Ja, allerdings. Es gibt hier alle Sicherheitsvorkehrungen, die man sich nur wünschen kann. Kameras und Bewegungsmelder an allen Ein- und Ausgängen. Der gesamte Abfall wird abgekocht und verbrannt, und die HEPA-Filter töten alles ab, was von draußen reinkommt. Außer den Wissenschaftlern.« Er lachte und öffnete mit einer Magnetkarte eine Tür. »Und, was für Krankheiten schleppen Sie uns ins Haus?«
    »Das herauszufinden bin ich hier«, sagte ich. Inzwischen waren wir im Atrium angekommen.
    Der Trakt der Sicherheitsstufe 4 war eigentlich nichts weiter als eine

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