Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Eure Aufzeichnungen und Schriften erhalten. Ich bin mir sicher, ich werde Vergnügen an der herzzerreißenden Zusammenführung von Bruder und Schwester finden … , allerdings dürfte es mir noch weitaus besser gefallen, Euer Gesicht zu sehen, wenn Eure geliebte Schwester ihren letzten Atemzug tut.«
    Kenrick wusste, dass sein Widersacher ihn provozierte, und zwang sich zur Ruhe. Trotzdem war er sich sicher, dass de Mortaine es ernst meinte, aber was hätte er, Kenrick, in seinem gegenwärtigen beklagenswerten Zustand davon, sich durch sorgenvolle Gedanken freiwillig zu schwächen? Die Ketten hinderten ihn noch daran, es dem Hurensohn heimzuzahlen, aber sobald man ihn aus der Zelle herausbrächte, gäbe es vielleicht eine Chance, sich zu wehren. Für den Moment konnte er lediglich abwarten.
    Solange er noch atmete, würde de Mortaine niemals die Schriften in seinen Besitz bringen.
    »Nun. Wir können uns also auf einiges freuen. Ich möchte Euch nicht länger stören, Clairmont.«
    De Mortaine senkte die Fackel und schien die Zelle gerade verlassen zu wollen, doch dann wirbelte er noch einmal urplötzlich herum und trat Kenrick mit seinem schweren Stiefel in die Magengrube. Kenrick krümmte sich, umklammerte seinen Bauch und schmeckte Blut auf der Zunge. Wütend spuckte er auf den Boden, konnte aber seinen Zorn eben noch zügeln, als die Zelle wieder in Dunkelheit getaucht wurde und die Tür mit einem lauten Krachen zuflog.
    Die mondlose Nacht hatte sich wie ein tiefschwarzer Schatten über das Land gesenkt. Allein hoch oben am dunklen Firmament waren die Sterne als winzige Lichtpünktchen zu erkennen. Ariana zitterte und zog sich den Mantel noch enger um die Schultern. Vor ihr, im ehemaligen Hof der eingefallenen Abteiruine, loderte ein großes Feuer. Jeder Zweig und jeder Ast, den sie in der Umgebung aufgelesen hatten, nährte den riesigen Brandherd. Braedon und sie hatten eine wahre Flammenwand erschaffen, die Ariana nun von der kleinen Gruppe Reiter abschirmte, die sich in dem Moment der Abtei näherte. Unter die Hufschläge auf dem gefrorenen Boden mischten sich die metallenen Geräusche des Zaumzeugs und das unverwechselbare Klirren von Waffen. Ariana fröstelte und spürte, wie die Furcht ihr in die Glieder fuhr.
    Die vereinbarte Stunde war gekommen.
    Obwohl sie Braedon am liebsten an ihrer Seite gehabt hätte und sich nach seiner Nähe sehnte, wagte sie es nicht, auch nur einen flüchtigen Blick über die Schulter zu werfen – in Richtung der Säulenüberreste des Kreuzganghofs, wo er sich versteckt hielt. Sie musste Kenricks Entführern allein entgegentreten, so wie man es ursprünglich von ihr gefordert hatte, sonst wäre binnen eines Moments alles verloren. Ariana straffte ihre Schultern, als das Pferdegetrappel lauter wurde und sie die Umrisse einzelner Reiter erkennen konnte. Fünf Mann ritten die leichte Anhöhe hinauf. Dunkel gekleidet und getarnt durch die Schwärze der Nacht kam die Schar geradewegs auf die Ruinen zu. Durfte Ariana hoffen, dass einer der stämmigen Männer Kenrick war?
    Unablässig ihnen entgegenspähend bemerkte Ariana mit einem Mal einen sechsten Mann, der flankiert von je einem Reiter in der zweiten Reihe ritt. Er war ungefähr genauso groß und breitschultrig wie die übrigen Männer, aber saß mit hängenden Schultern im Sattel, so als würde er eine schwere Last tragen. Bei jedem Schritt, den sein Pferd machte, schwankte er im Sattel leicht von einer Seite zur anderen. Es war offensichtlich, dass er all seine Kraft aufbringen musste, um sich überhaupt aufrecht halten zu können. In ihrem Herzen wusste Ariana, dass es sich bei diesem geschwächten Mann um ihren Bruder handelte, und das Wissen schnürte ihr die Kehle zu vor Sorge. Doch in dieser Nacht sollte seine Gefangenschaft ein Ende haben. Sie ballte die Hände zu Fäusten, damit sie nicht zitterten, warf entschlossen den Kopf in den Nacken und stellte sich auf die unmittelbar bevorstehende Begegnung ein.
    Die Reiter lenkten ihre Pferde durch das verfallene Torhaus in das weite Rund des Innenhofs. Der Mann an der Spitze der Gruppe wies seine Begleiter mit der erhobenen Linken an, die Pferde zum Stehen zu bringen, während er selbst sein Tier ein paar Schritte weiter vorantrieb.
    »Ariana of Clairmont«, begrüße er sie, wobei sein Gesicht im dunklen Oval seiner Kapuze verborgen blieb. Nur eine kleine weiße Wolke verriet, wo sich sein Mund befinden musste. »Ihr habt meine Geduld gehörig auf die Probe gestellt, Mädchen.

Weitere Kostenlose Bücher