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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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über magere, schreiende Kätzchen herfiel – eigenartige Auswüchse eines Geistes, der Gefahr lief, dem Irrsinn zu verfallen, je länger die Entführung andauerte. Mühsam schüttelte er die Schleier seines unruhigen Schlafs ab und blinzelte in den Schein einer Fackel.
    Eine große, stämmige Gestalt lauerte hinter der flackernden Flamme. Kenrick spürte die böse Ausstrahlung des Mannes. Nachdem sein Entführer ihn einer schier endlosen Einsamkeit überlassen hatte, die nur von Folterungen und unregelmäßig gebrachten Schalen mit zähem Haferschleim unterbrochen worden war, schien sein Interesse an dem Gefangenen neu erwacht zu sein. Erst vor ein oder zwei Stunden hatte er ihm einen Kanten Brot vor die Füße geworfen und gemurmelt, er solle seine Kräfte sammeln. Kenrick hatte so lange Desinteresse vorgetäuscht, bis die Tür sich wieder hinter seinem Peiniger geschlossen hatte. Dann hatte er sich wie ein ausgehungertes Tier auf das Brot gestürzt und den ganzen Kanten so schnell in sich hineingeschlungen, dass sein Magen mit ihm überfordert gewesen war. Augenblicke später hatte er das karge Mahl wieder erbrochen und sich elender als zuvor gefühlt. Gott allein wusste, was dieser zweite Besuch bedeutete. Metallbeschlagene Absätze von Stiefeln klangen hart auf den Steinplatten, und seidene Gewänder raschelten, als eine große Gestalt in das feuchte Verlies trat.
    »Schon zurück, de Mortaine?«, sagte Kenrick gedehnt. Er stand noch immer im modrigen Winkel seiner Zelle. »Ihr solltet mir zumindest Gelegenheit geben, Euch zu vermissen. Seid vorsichtig, sonst denken die Leute noch, wir seien verliebt.«
    Als Antwort erhielt er einen harten Schlag gegen seinen Kopf – eine Faust, ein Stiefel? Er konnte es nicht sagen. Lichtpunkte tanzten hinter seinen Lidern, als sein Kopf mit voller Wucht zur Seite geschleudert wurde. Er stieß ein leises Lachen aus, wusste er doch, dass ihn einzig und allein sein Mangel an Furcht so lange am Leben gehalten hatte – seine sorgsam zur Schau getragene Teilnahmslosigkeit.
    Aber auch die Tatsache, dass seine Entführer ihn erst dann töten würden, wenn er die Geheimnisse des Drachenkelchs preisgab, hatte dazu beigetragen. Doch so weit würde er es nicht kommen lassen, auch wenn sein Starrsinn ihm letzten Endes trotzdem das Leben kosten würde.
    »Wie ich sehe, war das Essen nicht nach Eurem Geschmack«, höhnte der Mann, der Kenrick vor Monaten gestellt und gefangen genommen hatte. »Schmecken Euch Maden etwa nicht, Clairmont?«
    Kenricks Augen, die sich inzwischen besser an das Licht gewöhnt hatten, streiften flüchtig die Überreste des Brots. Sein Magen drehte sich erneut um, als er im unsteten Schein der Fackel feststellte, dass de Mortaines spöttische Bemerkung ernst gemeint gewesen war. Nur mit Mühe unterdrückte er den aufsteigenden Ekel und zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, vielleicht mag ich nach all den Schalen mit zähem Haferschleim einfach keine Maden mehr.«
    »Immer noch selbstsicher wie eh und je, ja? So verflucht unbeugsam.«
    Kenrick lächelte standhaft in Richtung des grellen Lichts der Fackel; kein leichtes Unterfangen, da sein Kiefer noch von dem letzten Schlag schmerzte. »Tut mir leid, Euch enttäuschen zu müssen.«
    »Ihr werdet mich heute Abend noch genug erheitern, wenn Ihr zuseht, wie ich Eurer Schwester den Hals aufschlitze.« Kenrick horchte auf und vernahm de Mortaines teuflisches Lachen. »Oh, habe ich vergessen, es Euch mitzuteilen? Sie ist hier in Rouen. Eure liebe, Euch ergebene Schwester Ariana.«
    Kenrick brach ebenfalls in Lachen aus. Dies war nur eine neue Täuschung, ein neuer Trick, um ihn zum Reden zu bringen. »Meine Schwester ist noch ein halbes Kind. Sie hat Cornwall nie verlassen und wird sich wohl kaum bis Frankreich vorwagen. Außerdem wird Clairmont von nicht weniger als hundert Rittern bewacht. Da müsstet Ihr schon ein ganzes Heer um Euch versammeln, wenn Ihr sie entführen wolltet … «
    »So viel Aufwand war gar nicht nötig. Ich habe sie lediglich hierher eingeladen … und sie ist meiner Einladung gefolgt.«
    Argwohn wich kalter Furcht. Ein eisiger Schauer lief Kenrick über den Rücken. »Ihr habt sie eingeladen?«
    »Wenn man es so ausdrücken mag«, erwiderte de Mortaine sichtlich belustigt. »Habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde geduldig so lange warten, bis Ihr mir endlich verratet, was ich über den Drachenkelch wissen muss? Ihr seid doch nicht etwa davon ausgegangen, Eure ermüdende Hartnäckigkeit würde mich

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