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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gedanken der Entrüstung schwirrten ihr durch den Kopf, doch sie war zu benommen, um auch nur ein Wort der Empörung hervorzubringen. Stattdessen wich sie zurück, stumm und entsetzt über das, was sie getan hatte.
    Doch sie kam nicht weit. Eine heftige Welle erfasste das Schiff, und Braedon packte sie am Handgelenk, um ihr Halt zu geben. »Die See wird unruhig. Es ist zu gefährlich für Euch hier oben an Deck, Madame .« Sein Atem ging schwer, sein Blick haftete starr auf ihr, und sein schwarzes Haar wehte im kalten Wind. Ein zweiter Blitz erhellte die scharfen Konturen seines vernarbten, kantigen Gesichts, seine Augen und die zusammengepressten Lippen. »Geht unter Deck, Ariana. Jetzt.«
    Er brauchte es nicht zweimal zu sagen. Sobald er seinen Griff gelockert hatte, machte Ariana auf dem Absatz kehrt und floh über die Stiege in die Sicherheit des Vordecks.

6
    Braedon war sich nicht sicher, was ihm größeres Unbehagen bereitete: der Kampf gegen die heftigen Böen und das aufziehende Gewitter, das das Schiff mit voller Wucht zu erfassen drohte, oder das Verlangen, das noch in ihm brannte, nachdem Ariana schon längst das Achterkastell verlassen hatte. Er begehrte die junge Frau, und das überraschte ihn nicht nur, es ärgerte ihn sogar. Jeder Narr konnte sehen, dass sie noch rein und unberührt war, und allein diese Tatsache hätte ihn für ihre Reize unempfänglich machen sollen.
    Aber so war es nur bei dem Vorsatz geblieben. Beschämt musste er sich eingestehen, dass er kurz davor gewesen war, seiner Begierde auf der Stelle nachzugeben. Ein flüchtiger Kuss hier, eine erotische Berührung dort … eine eindeutige Umarmung, aus der rasch eine Verführung hätte werden können.
    Immerhin hatte sie ihm ihren Körper als Gegenleistung für die Fahrt nach Rouen in Aussicht gestellt. Er hatte die Abmachung nicht vergessen können, obwohl er wusste, dass er sie nicht beim Wort nehmen durfte. Mochte seine Seele auch düster sein, er war noch nicht so tief gesunken, dass er sein Verlangen an einer unschuldigen Frau stillen würde, schließlich hatte sie den Handel übereilt vorgeschlagen. Trotz des ungezügelten Temperaments, das sein Leben bestimmte, war ihm nie in den Sinn gekommen, einer Frau Gewalt anzutun.
    Er rühmte sich nicht damit, dass er zu den Männern gehörte, in deren Gegenwart das schwache Geschlecht reihenweise in Ohnmacht fiel. Eine Frau, die seinen Verführungskünsten nicht erlag und ihm nicht willig in sein Bett folgte, war ihm noch nicht begegnet, auch wenn er von seiner Gabe schon lange keinen Gebrauch mehr gemacht hatte. Zu seiner Verärgerung stellte er fest, dass in ihm das Verlangen immer stärker wurde, Ariana of Clairmont zu verführen.
    Das Unwetter hat sie gerettet, dachte er und lachte trocken auf, als er zu den düsteren Wolken hinaufsah.
    Grau wie Rauch und von Blitzen durchzuckt trieben die Wolken über den Himmel, türmten sich drohend am Horizont auf und verdeckten den Mond und die funkelnden Sterne. Donnergrollen ertönte, und die Wellen ließen den Schiffsrumpf sich heben und senken. Eisregen peitschte Braedon ins Gesicht, brennend und kalt. Die Böen griffen in das Segel, das die Luft aufzusaugen schien, um sich im nächsten Moment wie ein Ballon zu blähen.
    Braedon verfluchte die irrsinnige Überfahrt, die seinen Untergang bedeuten konnte. Er fragte sich, warum er sich das alles antat, und blickte zu der jungen Frau hinüber, die Schutz unter dem Vordeck gesucht hatte und ihm vertraute, dass er sie in Sicherheit bringen würde. Er glaubte keinen Moment lang, dass sie ihm die Wahrheit gesagt hatte.
    Ein Besuch bei ihrem Bruder? Dass ich nicht lache, dachte er. Selbst auf die Entfernung war ihm die Angst in ihren Augen nicht entgangen, und ebenso wenig war ihm unbemerkt geblieben, wie vehement sie beteuert hatte, in der Schultertasche, die sie so sorgsam bewachte, befände sich nichts von Bedeutung. Sie log ihn an, und Braedon mochte es nicht, angelogen zu werden. Schon gar nicht, wenn sein Schicksal plötzlich zwangsläufig mit ihrem verbunden war.
    Ariana of Clairmont hütete ein Geheimnis. Ein gefährliches Geheimnis, das er um jeden Preis ergründen würde, sobald sie Frankreichs Küste erreichten.
    Er bezweifelte, dass dies in Kürze der Fall sein würde. Der bitterkalte Wind wuchs sich zu einem wahren Sturm aus. Der Mantelsaum flatterte ihm um die Beine, und feuchte Haarsträhnen wehten ihm ins Gesicht. Er sprang vom Achterkastell und beeilte sich, das Segel einzuholen. Der

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