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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Niemanden ließ er an sich heran, weder Freunde noch den Vater oder Ariana. Kenrick, der ihr immer so vertraut gewesen war, wollte sich nicht mehr mit seiner kleinen Schwester abgeben, die ihn noch immer bewunderte und froh darüber war, dass er wieder nach Hause zurückgekehrt war. Später, im Herbst, war er bereits wieder fort, zurück in Frankreich, doch das hatte Ariana erst der Nachricht entnommen, die sie von Kenricks Entführern erhalten hatte. Ihr Vater war kurz nach Kenricks Abreise verstorben. Ein Segen für ihn, denn es hätte ihm das Herz gebrochen, dass seinem einzigen Sohn Leid widerfahren war.
    »Und das führt Euch mitten im Winter nach Rouen?«
    Braedons fragender Blick ruhte auf ihr. »N…nach Rouen?«, wiederholte sie und zuckte innerlich zusammen, weil ihrer Stimme die Unsicherheit anzuhören war.
    »Die Festung der Templer in Rouen, Madame. Dorthin wollt Ihr doch, oder?«
    »Oh. Ja«, erwiderte sie, obgleich sie von einer derartigen Festung noch nie etwas gehört hatte. Ihr tatsächliches Ziel in Rouen war weniger glanzvoll, aber sie dankte dem Allmächtigen in einem stillen Gebet für diese willkommene Information. »Es ist so, wie ich es Euch schon gesagt habe – Kenrick hat mich gebeten, ihm dort einen Besuch abzustatten.«
    »Einen dringenden Besuch«, fügte Braedon hinzu, und sein Tonfall und seine Miene waren herausfordernd. »Ihr müsst ihn unbedingt sehen, das waren doch Eure Worte, als wir einander in London begegneten?«
    Bislang war es ihr gelungen, eine Lüge zu vermeiden, doch wenn sie ihren Bruder weiterhin beschützen wollte, musste Ariana sich nun etwas einfallen lassen. Sie hielt Braedons argwöhnischem Blick stand und setzte, so hoffte sie jedenfalls, eine besorgte Miene auf, was ihr nicht sonderlich schwerfiel, da sie tatsächlich um Kenricks Leben fürchtete. Einem Mann wie Braedon in die Augen sehen zu müssen, das war allerdings eine ganz andere Sache. Sie spürte förmlich, wie er jedes Wort ihrer Geschichte abwog. Sein bohrender Blick war aufmerksam wie der eines Raubtiers. Ihr schwindelte. »J…ja«, entgegnete sie schließlich. »Ich muss ihn wirklich dringend sprechen. Äußerst dringend. Ich habe allen Grund, mir um den … Gesundheitszustand meines Bruders Sorgen zu machen.«
    Bei diesen Worten zog Braedon eine Braue hoch, sodass Ariana sich zu einer weiteren Erklärung genötigt sah. »E…er war schon als Kind ein wenig … anfällig, und gerade der Winter war für ihn immer schwer zu überstehen. Unsere geliebte Mutter starb an einem Fieber, als wir noch Kinder waren.« Das war sogar die Wahrheit, wie sie sich traurig in Erinnerung rief. Doch als sie den zweifelnden Zug um Braedons Mund bemerkte, verdrängte sie ihre Gefühle. »Kenrick gibt manchmal nicht auf sich acht. Vor allem dann nicht, wenn er sich gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt. Jetzt versteht Ihr vielleicht, warum ich mir Sorgen mache«, setzte sie hoffnungsvoll hinzu.
    Doch Braedons Antwort war nur ein unwirscher Laut. Offenbar war es ihr nicht gelungen, ihn zu überzeugen. »So große Sorgen, Mylady, dass Ihr sogar Eure eigene Gesundheit riskiert, um nach Frankreich zu reisen?« Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Und dabei nicht nur eure Gesundheit aufs Spiel setzt?«
    Dass er sie abermals an ihr unbedachtes Angebot erinnerte, überraschte Ariana nicht im Geringsten. Braedon besaß ihrer Einschätzung nach viele Fähigkeiten, aber vor allem war er klug und scharfsinnig, und ein schwacher Versuch würde bestimmt nicht genügen, um ihn von seiner Fährte abzubringen. Unzählige Gedanken wirbelten ihr im Kopf herum, als sie eine ganze Reihe Unwahrheiten und Geschichten, die sie ihm auftischen könnte, um ihre Lage zu erklären, in Erwägung zog und sogleich wieder verwarf: unwillkommene Verehrer, Geldsorgen, Auseinandersetzungen mit benachbarten Landbesitzern – all dies waren lächerliche Lügen, ahnte sie doch, dass Braedon sie durchschauen würde, sobald sie nur den Mund aufmachte.
    Solange er sie begleitete, wäre sie gut beraten, sich an der Wahrheit zu orientieren. Doch sie hoffte, ihn bald loszuwerden. Der Mond nahm zu, und sie hatte die feste Absicht, in der vereinbarten Nacht in Rouen zu sein, allein und mit Kenricks Tasche, so wie die Entführer es verlangt hatten. Jetzt hingegen würde sie sich verbindlich und offen geben. Es musste ihr gelingen, Braedons Neugierde zu befriedigen, bis er sie nach Honfleur gebracht hatte. Dort würde sie sich von ihm trennen und allein

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