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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Oder schon zwei?
    Der Ritter im scharlachroten Umhang gab ein leises Kichern von sich. Er wusste nun, dass niemand anders als Braedon le Chasseur die junge Frau begleitete.
    Er musste es sein.
    Kein anderer als sein alter Freund hatte den Mut, ihm nach allem, was sich in jener Nacht in der Normandie ereignet hatte, in die Quere zu kommen.
    In der Enge des kleinen Ladens wurde der Soldat unter dem kalten Blick seines Anführers unruhig. »Denkt Ihr, wir sollten in Rouen Bescheid geben, dass das Mädchen … äh, entkommen ist, Sir?«
    »Nein«, entgegnete der Ritter scharf. »Zu niemandem ein Wort.« Er trat von dem Fenster zurück und ging an dem Untergebenen vorbei. Er hatte einen Entschluss gefasst. »Darum kümmere ich mich selbst.«

10
    Ariana fand in der Nacht kaum den so dringend benötigten Schlaf. Ein- oder zweimal mochte sie eingeschlummert sein, aber nie länger als wenige Augenblicke. Die meiste Zeit über lag sie wach auf ihrem notdürftigen Lager aus Decken, und sobald sie sich den seltsamen Verlauf der Ereignisse vergegenwärtigte, begannen sich ihre Gedanken zu drehen. Ihr Vorhaben hatte sie aus der Geborgenheit von Clairmont zu diesem kalten und gefährlichen Ort jenseits des Meeres geführt. Mit klarem Kopf hatte sie sich der Aufgabe gestellt, ihren Bruder zu retten, und alles war ihr so leicht erschienen. Sie musste lediglich die Schriften finden, diese zu dem vereinbarten Treffpunkt nach Rouen bringen und Kenrick in Empfang nehmen. Der Ablauf hatte so einfach geklungen … , doch dann war alles ganz anders gekommen, als sie es sich vorgestellt hatte. Aber am allerwenigsten hatte sie damit gerechnet, auf einen vernarbten Fremden angewiesen zu sein, der nun die Enge der schwach erleuchteten Höhle mit ihr teilte.
    Im Moment kam ihr alles wie ein Albtraum vor – ihre unglückliche Verhandlung mit Monsieur Ferrand, James’ furchtbarer Tod in den Londoner Docks, die gefahrvolle Reise von England nach Calais bis hierher in diese Wildnis, die geheimnisvollen Zeichen in Kenricks Schriften, die seltsamen und gefährlichen Feinde, die jetzt hinter ihr her waren …
    Und dann war da noch Braedon.
    Heilige Maria, sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Jetzt noch weniger als bei ihrer ersten Begegnung in London. Er war gefährlich und bedrohlich, das wusste sie, wenn sie ihn nur ansah. Traf er auf Feinde, so zeigte er keine Gnade; sein Zorn flammte schnell und heftig auf. Aber er hatte auch eine liebevolle Seite an sich, die er jedoch hinter einer gleichgültigen Maske zu verbergen pflegte.
    Es war gar nicht lange her, da hatte er sie sogar ein zweites Mal geküsst.
    Natürlich war das nicht geplant gewesen. Jedenfalls nicht wirklich. Er hatte sie in die Arme geschlossen, um sie abzulenken, da er offenbar fürchtete, sie könnte in Tränen ausbrechen. Doch auch wenn es nur ein kurzer Kuss gewesen war, brannten Arianas Lippen noch, wo Braedons warmer Mund sie berührt hatte. Zu ihrer grenzenlosen Verblüffung war nicht ihre Furcht der wahre Grund für ihre gegenwärtige Unruhe, sondern ebendiese Berührung.
    Sie lag auf dem Rücken vor dem Feuer und hatte die Beine angezogen. Gedankenverloren starrte sie auf die tanzenden Schatten, die der flackernde Feuerschein auf die Höhlenwand und die hohe Decke warf. Scheinbar wie von selbst ließen ihre Finger den zerschlissenen Saum der Wolldecke los und wanderten langsam zu ihrem Mund. Sie presste die Fingerspitzen an die Lippen, wo sie Braedons Kuss noch zu spüren glaubte.
    Sie drehte sich auf die andere Seite und seufzte. Als der leise Laut die Stille der Höhle durchbrach, fiel Arianas Blick auf Braedon, der offenbar in der Zwischenzeit unbemerkt zurückgekommen war. Er hielt Wache; eine in sich gekehrte Gestalt im Schatten außerhalb des wärmenden Lichtkreises. Mit dem Rücken lehnte er an der Wand, ein Bein hatte er lang ausgestreckt, das andere so angewinkelt, dass er seinen Ellenbogen darauf abstützen konnte. Selbst in dem schwachen Licht war erkennbar, dass sein dunkler, grauer Blick auf ihrem Gesicht ruhte, als beobachtete er sie bereits seit geraumer Zeit.
    »Ihr seid noch wach?«, wisperte sie und richtete sich auf ihrem Deckenlager auf. Als ihr die Decke von der Schulter rutschte und die kalte Nachtluft durch das Gewebe der geborgten Tunika drang, merkte sie, wie kalt es war. Zitternd hüllte sie sich wieder in ihre leidlich wärmende Decke. »Friert Euch nicht? Ihr habt mir alle Decken gegeben.«
    Braedon antwortete nicht. Sein dunkler Blick

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