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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Hand und führte sie an ihr Gesicht. »Schlag mich, wenn dir danach ist – all das könnte ich ertragen!«
    Langsam ballte er die warme, kraftvolle Hand, die starr vor ihrer Wange schwebte, zur Faust. Doch er berührte Haven nicht, nicht einmal im Zorn. »Nein. Ich werde dich weder anschreien noch die Hand gegen dich erheben. Das würde Leidenschaft erfordern. Und gerade so etwas empfinde ich nicht mehr in deiner Nähe.«
    Ein Klagelaut entrang sich ihrer Kehle, der in der Stille der Kammer unheimlich nachhallte. »Kannst du mich so leicht aus deinem Herzen verbannen?«
    »Das habe ich bereits getan.« Er hob den Blick und sah ihr zum ersten Mal, seit er hereingekommen war, in die Augen. »Ich wünschte, ich hätte dich früher verbannt, ehe du uns alle mit deiner Zauberkraft in deinen Bann schlugst. Denn du bist eine Gestaltwandlerin, ist es nicht so?«
    Ein Gefühl der Scham machte ihr das Herz schwer, doch sie zwang sich, Kenricks Blick auch weiterhin standzuhalten. »Ich stamme aus Anavrin, ja. Gemeinsam mit anderen meines Clans wurde ich ausgesandt, um in der Welt der Sterblichen nach dem Drachenkelch zu suchen und dafür zu sorgen, dass er wieder in unser Reich zurückkehrt.«
    »Eine Gestaltwandlerin«, hielt er ihr in schroffem Ton vor. »Eine Helfershelferin von de Mortaine. Du warst eine kluge Spionin – in der Tat, selbst mich hast du getäuscht. Wie lange wolltest du noch warten, bis du deine Mitstreiter gerufen hättest, um Clairmont anzugreifen? So war es doch auch auf Greycliff Castle, nicht wahr? Oder lauern sie bereits vor unseren Toren?«
    »Ich habe niemanden gerufen, auch nicht vor Wochen, als Randwulfs Burg überfallen wurde.«
    »Du willst mir also weismachen, es war reiner Zufall, dass du auf der Burg weiltest?«
    »Nein, Zufall war es nicht. Es stimmt, dass ich zur Burg geschickt wurde, um etwas über den Drachenkelch herauszufinden. Silas de Mortaine wusste, dass du mehrfach auf Greycliff Castle gewesen bist, darum war er davon überzeugt, du könntest Randwulf in deine Forschungen mit einbezogen, ihm vielleicht sogar Dokumente anvertraut haben. Ich sollte nach Antworten suchen und ihm Bericht erstatten, aber ich fand nichts. Rand hat niemals auch nur ein Wort über den Drachenkelch verloren, nie dein Vertrauen in irgendeiner Weise missbraucht.«
    »Da er ein treuer Freund ist«, warf Kenrick ein.
    Haven zuckte zusammen, da sie begriff, was er mit diesen Worten andeuten wollte, fuhr dann aber fort: »Ich habe geahnt, dass de Mortaine weitere Männer entsenden würde, je länger ich auf Greycliff Castle verweilte. Doch ehe ich Rand und Elspeth vor der Gefahr, in der sie schwebten, warnen konnte, hatte de Mortaine bereits befohlen, die Burg zu stürmen. Von diesem Überfall wusste ich nichts.« Sie holte hörbar Luft, als sie sich der Schrecken jener Nacht entsann. »Die Gestaltwandler fielen wie Bestien über die Burg her. Niemand vermochte sich ihnen zu widersetzen.«
    »Und was war mit dir, Haven?« Kenricks Stimme war jetzt ausdruckslos. »Was hast du in all dem Blutvergießen getan? Hast du dich auf die Seite deiner Verbündeten geschlagen?«
    »Nein!«, wehrte sie entschieden ab. »Nein, ich habe versucht, Elspeth und Rand zu helfen. Ich schwöre es!«
    Argwohn lag in seinem kalten Blick.
    »Du glaubst mir nicht.«
    »Ebenso wenig wie Rand, fürchte ich.« Er deutete auf ihren Hals, wo immer noch die Würgemale zu erkennen waren. »Diese Verletzungen hast du dir während des Überfalls zugezogen, wie du selbst sagtest. Rand erzählte mir, dass ihn jemand an de Mortaine verraten habe. Er schilderte, wie er dem Verräter die eigene Klinge in die Brust rammte, wie er versuchte, dich zu erwürgen. Es wäre ihm auch gelungen, wärst du ihm nicht in all dem Qualm entwichen.«
    Haven nickte langsam. »Sein Zorn kannte keine Grenzen; er hätte mich getötet, dessen bin ich mir sicher. Ich hätte mich nicht gewehrt. Aber ein anderer Gestaltwandler hätte ihn kurz darauf erschlagen, und dann hätte Rand seine Familie nicht mehr retten können.«
    »Was willst du mir damit sagen?«
    »Der Rauch war so dicht und so undurchdringlich, dass er mich wie ein Umhang verbarg. Ich verwandelte mich, entzog mich ihm und floh in die Nacht.«
    »Bei Gott«, stieß Kenrick aus und fuhr sich mit den Händen durch das goldene Haar.
    »All dies hätte ich dir heute Abend erzählt. Ich schwöre es, ganz gleich, ob Randwulf hier gewesen wäre oder nicht.«
    Er starrte sie an, seine Miene war angespannt. »Zeig es

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