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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Abgrund zu stürzen, leblos wie ein Stein, dessen Aufprall in der dunklen, unbekannten Leere nachhallte. »Nein … nicht so. Nicht jetzt.«
    Sie drückte sich von der Wand ab und verspürte den Drang davonzulaufen. Wären ihr die Beine nicht schwer wie Blei gewesen und hätte sich ihr Herz nicht so schmerzhaft zusammengekrampft, sie hätte vielleicht die Flucht ergreifen können. Doch nun schaffte sie bloß zwei schwankende Schritte, ehe Ariana sie am Handgelenk zu fassen bekam.
    »Haven, fühlst du dich nicht gut? Um Himmels willen, sag mir, was mit dir ist.«
    »Lass mich los! Bitte!«
    Doch Kenricks Schwester hielt sie fest, Sorgenfalten zeichneten sich auf ihrer Stirn ab. »Erst musst du mir sagen, warum du dich so eigenartig verhältst. Haven, ich möchte dir doch helfen … «
    »Bitte!«, zischte Haven und riss sich verzweifelt von Arianas Hand los. »Bitte, lass mich fort. Ich fühle mich … nicht wohl«, sagte sie und klammerte sich an die erstbeste Ausrede, die ihr einfiel. »Ich muss eine Weile allein sein.«
    Sie wartete Arianas Antwort gar nicht erst ab. Schwer atmend und von Furcht gepackt, floh sie in Richtung Treppe.

25
    Nun hatte er Gewissheit.
    Er hatte nach einer Antwort gesucht, und jetzt, bei Gott, hatte er sie. Der schuldbewusste Ausdruck, der gerade dann in ihre Augen getreten war, als sie Rand auf der Empore erblickte, sagte alles.
    Sie hatte ihn getäuscht. Vielleicht schon die ganze Zeit über, hatte einen Narren aus ihm gemacht und vorgegeben, sich nur bruchstückhaft erinnern zu können. Von Anfang an hatte sie ihn über den Überfall auf Rands Burg belogen, hatte ihn lediglich benutzt, um herauszufinden, was er, der Gelehrte, über den Drachenkelch wusste.
    Sie war nichts als eine verfluchte Gestaltwandlerin, die ihn bei jedem Kuss getäuscht und mit jedem wonnevollen Seufzer verhöhnt hatte, wenn sie beieinanderlagen.
    Und er, der verblendete Narr, hatte bis zuletzt noch gehofft, sein Argwohn möge unbegründet sein.
    Als er sie in dem smaragdgrünen Gewand erblickt hatte, in einer Kleidung also, die einer Göttin zugestanden hätte, war es ihm nur unter Aufbietung seiner Selbstbeherrschung gelungen, die wundervolle Erscheinung nicht mit offen stehendem Mund anzustarren. Nie hatte Haven berückender ausgesehen: Ihre verlockenden Formen waren in seidene Stoffe gehüllt, und ihre Augen strahlten noch bezaubernder als die Edelsteine, die in der Vertiefung zwischen ihren Brüsten ruhten.
    Doch niemals war sie trügerischer gewesen, denn sowie er die Frau am anderen Ende der Halle erspäht hatte, hatte er noch eine Hoffnung verspürt. Eine tief empfundene Hoffnung, die einem gutgläubigen Winkel seines Herzens entspross.
    Eine Hoffnung, dass das, was er für diese Frau empfand – für diese verlockende Zauberin, die ihn mit einem Blick zu verzaubern wusste – , aus stärkeren Banden geschmiedet sein möge.
    In diesem kurzen Augenblick hatte sich Kenrick ausgemalt, wie erfreut Haven wäre, dass Randwulf of Greycliff noch lebte. Lebhaft hatte er sich vorgestellt, wie ihr warmes Lächeln, das zunächst ihm galt, freudigem Erstaunen weichen würde, sobald sie den Mann erblickte, der sie in seinem Haus aufgenommen hatte, als Heilkundige und Vertraute von Elspeth. Er hatte ihr Unterkunft gewährt und sie mit Speisen versorgt, als gehöre sie zur Familie.
    Und genauso hatte man sie auch hier auf Clairmont Castle aufgenommen.
    Gewiss, Kenrick hatte damit gerechnet, dass Haven, wenn sie Rand erblickte, zunächst ungläubig, vielleicht sogar erschrocken dreinblicken würde, wusste sie doch, dass niemand dem furchtbaren Gemetzel in jener Nacht entronnen war.
    Unglaube hatte er in ihren Augen entdeckt, auch den Schreck. Und ob es nun seiner Einbildung entsprang oder an seiner Anspannung lag, er hätte schwören können, dass er aufrichtige Erleichterung in ihrer Miene gelesen hatte, als sie sah, dass Rand noch lebte. Doch welche Gefühle ihre Augen auch immer wiedergegeben hatten, rasch waren ihre Züge von einer unübersehbaren Furcht beherrscht worden, sowie sie Kenricks forschendem Blick begegnet war.
    Nachdem sie sich überhastet aus der Halle zurückgezogen hatte, stand Kenrick wie benommen auf der Empore und stieß einen derben Fluch aus. Es war an der Zeit, die Angelegenheit ein für alle Mal hinter sich zu bringen. Mit halblauten Entschuldigungen verließ er also die Hochtafel und schritt an den aufgebockten Tischen der Burgbewohner vorbei. Auf halbem Weg kam ihm Ariana entgegen.
    »Kenrick,

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