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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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von sich, der wie ein Aufheulen klang, als die Verwandlung über sie kam, immer schneller jetzt. Etwas Wildes und Ungezähmtes entstand dort vor Kenricks Augen.
    Das Licht wurde grell und blendete ihn.
    Kenrick hielt sich eine Hand vor die Augen und war wie gelähmt von diesem widernatürlichen Vorgang. Durch zusammengekniffene Augen hindurchspähend, suchte er nach der Frau, die Augenblicke zuvor noch dort gestanden hatte und sich nun in einem schillernden Wirbel aus Licht aufzulösen schien.
    Dann war sie verschwunden.
    Die Haven, die er gekannt hatte, war fort, und an der Stelle, an der sie gestanden hatte, kauerte jetzt ein schöner kleiner Fuchs, der mit ängstlichen Augen um sich schaute.
    Genau wie der Fuchs, der ihm auf Greycliff Castle entwichen war, als Kenrick Haven zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Bei Gott. Das warst du an jenem Tag in Greycliff. Und als die Hennen dich und Ariana anfielen, aufgeschreckt durch eine unsichtbare Gefahr … so taten sie dies deinetwegen.«
    Die Füchsin gab ein hohes Winseln von sich, verharrte nur für den Bruchteil eines Augenblicks und flitzte dann aus dem Turmgemach.

26
    Ungläubig stürmte Kenrick auf den Korridor hinaus, doch er konnte nicht leugnen, was er soeben gesehen hatte. Weiter hinten, bereits an der Treppe, war der Fuchs schon nicht mehr als ein huschender rötlicher Pelz auf flinken Pfoten.
    Das Tier lief zu schnell, als dass Kenrick mithalten konnte. Er hörte den Schrei einer Magd auf der Treppe, dann das Geräusch von zerschellenden irdenen Gefäßen. Mehrere Stufen auf einmal nehmend, rannte er an der Magd vorbei, die sich gerade bückte, um die Scherben des zerbrochenen Wasserkrugs aufzuheben.
    »Gebt Acht, Mylord! Ein wildes Tier läuft durch den Burgfried!«
    Kenrick sprang die Treppe hinunter und achtete nicht auf die warnenden Worte.
    Als er die letzte Stufe erreicht hatte, stieß er um ein Haar mit Ariana zusammen, die soeben aus der Großen Halle gekommen war. Ihre Augen waren geweitet, eine Hand drückte sie sich in einer Geste der Furcht ans Herz.
    »Gütiger Gott«, entfuhr es ihr. »Gerade ist hier ein kleiner Fuchs in wilder Panik vorbeigelaufen! Wie ist er bloß hereingekommen?«
    Kenrick konnte zunächst nicht darauf antworten. Zu heftig wüteten die Gefühle in seiner Brust, doch schließlich bezähmte er die Gefühlswallungen und begegnete dem sorgenvollen Blick seiner Schwester mit kühler Gefasstheit.
    »Was ist zwischen dir und Haven gewesen?«, fragte sie und musterte ihn. »Ich habe ihr Gesicht gesehen, als sie vorhin die Halle verließ. Was ist geschehen, Kenrick?«
    »Sie ist fort«, erwiderte er angespannt. »Sie ist fort und wird nicht zurückkehren.«
    »Kenrick … « Eine steile Falte zeichnete sich zwischen Arianas Brauen ab. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    Angesichts des besorgten, beinahe mitfühlenden Tons seiner Schwester schnaubte er abfällig. »Sie hat uns alle verraten, Ana. Sie hat mir selbst gestanden, dass sie mit Silas de Mortaine verbündet war.«
    »Nein!« Ariana schüttelte den Kopf und schien sich mit dieser Vorstellung nicht abfinden zu wollen. »Nein, das ist unmöglich. Wie kann das stimmen, wenn sie doch … ?«
    Kenrick unterbrach sie mit einem freudlosen Lachen. »Ich habe es gerade erst mit eigenen Augen gesehen, als sich die Frau vor mir in ein kleines, gerissenes Tier verwandelt hat.«
    »Was sagst du da?«
    »Der Fuchs, den du eben gesehen hast, war kein gewöhnliches Tier«, erklärte er. »Haven«, fuhr er nach kurzem Zögern fort, doch der Name kam ihm nur schwer über die Lippen, »ist eine Gestaltwandlerin, Ana.«
    »Heilige Muttergottes!«, keuchte Ariana. »Kenrick, es tut mir so leid. Ich habe es ihr nie angemerkt, niemals hätte ich gedacht … «
    »Niemand wurde mehr getäuscht als ich.«
    »Ich kann nicht glauben, dass sie zu so etwas fähig ist. Ich will es nicht glauben, und ich weiß, was du jetzt fühlst … «
    Ariana streckte ihm eine tröstende Hand entgegen, doch Kenrick entzog sich ihr. Er wollte jetzt kein Mitgefühl. Mitleid hatte er noch nie ausstehen können.
    »Wo ist Rand?«, verlangte er streng zu wissen.
    »Er wartet in der Halle mit Braedon. Alle fragen sich, wohin du gegangen bist. Sie werden wissen wollen … «
    »Nein«, rief Kenrick scharf. »Diesen Fehler habe ich allein zu verantworten. Und ich werde ihn wiedergutmachen, auf meine Weise.«
    Mit einer kurzen Handbewegung winkte er eine der Wachen herbei, die an der Tür zur Großen Halle standen, und verlangte,

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