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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Teilstück des Drachenkelchs war mit einem Drachen verziert, der sich um den Stiel wand und in seinen Klauen einen wertvollen Stein von immenser Zauberkraft hielt. Und dieser Stein war das Licht selbst – ein gleißendes weißes Licht, das weit in den Raum strahlte und eine Leben spendende Hitze verströmte, die vor wenigen Monaten noch Kenricks Schwester aus den Schatten des Todes befreit hatte.
    Doch während der Kelch einige Menschen heilte, konnte er anderen gefährlich werden.
    Insbesondere Haven.
    Zwar waren die Gestaltwandler aus Anavrin entsandt worden, um den Drachenkelch zurückzubringen, aber wenn einer von ihnen den Fehler beging, den mystischen Schatz zu berühren, musste er eines qualvollen Todes sterben. Kenrick hatte gehört, dass Silas de Mortaine einst eine abtrünnige Gestaltwandlerin bestraft hatte, indem er sie zwang, einen der vier heiligen Kelche in die Hand zu nehmen. Sie hatte einen hohen Preis dafür gezahlt, dass sie es gewagt hatte, sich dem Willen ihres bösen Auftraggebers zu widersetzen, denn sie war in einem wahren Feuerball verglüht.
    »Was geschieht nun, Kenrick?«, fragte Haven leise. Angst glomm in ihren Augen, als sie zu ihm aufschaute. In den Tiefen ihrer smaragdgrünen Augen entdeckte er großen Kummer, den wahrzunehmen er sich aber weigerte. »Wirst du von mir verlangen, diesen Kelch zu berühren?«
    »Glaubst du, ich wünsche deinen Tod?«
    »Ist das nicht dein geheimer Wunsch?«
    Darauf konnte er nichts erwidern. Widerstreitende Gefühle kämpften in seiner Brust. Zorn und Reue, Schmerz und Leidenschaft versuchten die Oberherrschaft über sein Herz zu erlangen. Er wusste nicht, was er empfinden sollte oder was er in diesem Augenblick von Haven wollte.
    »Gut«, sagte sie plötzlich und machte einen Satz in Richtung des Kästchens. »Ich werde es dir leichtmachen. Leicht für uns beide … «
    »Nein!«
    Sowie ihre Hand vorschnellte, packte Kenrick Haven beim Handgelenk und hielt sie auf. Einen Herzschlag später, und sie hätte die Schale mit den Fingern berührt – und durch die dunkle Magie des Kelchs den Tod gefunden.
    Mit erstaunlicher Kraft widersetzte sie sich seinem Griff, und beinahe wäre es ihr mit einer geschickten Drehung auch gelungen, sich loszureißen und den Kelch mit der anderen Hand zu berühren.
    Mit einem Fluch ließ Kenrick das verzauberte Kästchen zu Boden fallen und packte Haven mit beiden Händen. Sie erschrak und zuckte zusammen, als die Schatulle samt Inhalt mit einem leisen Laut auf dem dicken Teppich zu ihren Füßen aufschlug. Mit einem Tritt beförderte Kenrick den Schatz außer Reichweite und hörte, wie das Kästchen einige Schritte entfernt über den Dielenboden schabte.
    »Warum hast du das getan?«, rief sie außer sich. »Warum hast du mich aufgehalten?«
    »Sosehr ich dich für dein wahres Wesen auch verachte … « Seine Stimme wurde brüchig und war nicht mehr als ein raues Flüstern, dicht vor Havens Gesicht. »Beim Allmächtigen, sosehr ich mir auch wünsche, dir nie begegnet zu sein, deinen Tod will ich nicht. Aber ich möchte, dass du gehst.«
    »Kenrick … «
    »Geh. Geh jetzt, ehe ich mir darüber klar werde, was es heißt, wenn ich dich laufen lasse.«
    »Kenrick, bitte. Lass mich dir erklären … «
    Er stieß sie grob von sich. »Fort mit dir!«
    Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Flehentlich und mit stummen Tränen streckte sie ihm die Arme entgegen. Ihr Haar umgab ihr Haupt wie ein Schein aus rötlich braunen Flammen, auch ihre Haut schien zu leuchten – schimmerte geradezu – , angestrahlt vom Schein der Fackeln draußen im Korridor.
    Doch das Leuchten, das sie umgab, stammte nicht allein von den Fackeln und Talglichtern, wie ihm jetzt auffiel. Denn in dem Augenblick, als sich Kummer und Schmerz in ihrem Gesicht ausbreiteten und sie ihm ihre Finger entgegenstreckte, schien Haven von einer glitzernden, fließenden Leuchtkraft umhüllt zu sein.
    »Jesus Christus«, keuchte er, überwältigt von dem Wandel, der sie erfasste.
    Er sprach ihren Namen aus, doch er glaubte nicht, dass sie ihn hören konnte. Ihre Züge veränderten sich, halb verhüllt von dem strahlenden Zauber, der nunmehr seine Kraft entfaltete. Ihr üppiges, langes Haar umgab sie, überzog ihre Haut in goldrotem Farbton und wurde zu einem kurzen, glänzenden Fell. Auch ihre Augen unterlagen dem geheimnisvollen Wandel und wirkten nun tierähnlich, während ihr Gesicht einen wilderen Ausdruck annahm. Sie sank in eine kauernde Haltung und gab einen Laut

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