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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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vorankam, konnte man die Kuppe dieses geheimnisvollen Hügels in weniger als einer Stunde erreichen.
    In der Schenke drängten sich Seeleute, fahrende Händler und andere zwielichtige Gestalten um die ärmlichen Tische. An der Schwelle blieb der finstere Ritter stehen und ließ seinen Blick über die vielen hageren Gesichter gleiten, die sich ihm zuwandten, als die Tür in den Angeln quietschte. Schon rechnete er damit, dass ihn einer der Gäste wiedererkannte, doch niemand schaute länger als für einen kurzen Augenblick auf den Krieger, der die Schenke gerade betreten hatte. Verachtung und Geringschätzung beherrschten seine Miene.
    Er war so edel gekleidet wie ein vermögender Adliger; der dunkle Umhang bauschte sich beim Gehen und streifte die Spitzen seiner glänzenden Lederstiefel. An seinem edelsteinbesetzten Schwertgehenk war der Knauf einer langen Waffe sichtbar. Der Ritter durchmaß den kleinen Raum vor dem Ausschank in grimmigem Schweigen. Sein Blick war hart und bohrte sich in die Augen des Wirts, dem er sich zu erkennen geben sollte.
    »Le Nantres«, stellte er sich mit einem Grollen vor. Ungeduld lag in seinem schroffen Tonfall, als er ein paar Münzen auf den Schanktisch legte.
    Der Wirt nickte unauffällig. »Ja, mein Herr. Hier entlang, bitte.«
    Der Ritter folgte dem beleibten Mann, der ihn aus der vollen Schankstube eine enge Stiege hinaufführte, über die man zum hinteren Teil des Gebäudes gelangte. Draec ließ sich nicht von der dienstbeflissenen Eile des Wirts anstecken, sondern schritt langsam und auf Abstand bedacht den schmalen Gang entlang. Es entsprach eigentlich nicht seiner Gewohnheit, sich den Forderungen eines anderen zu beugen, mochten diese Forderungen auch von der jungen, anziehenden Frau kommen, die ihm an diesem Abend eine Nachricht hatte zukommen lassen.
    »Dies ist die Kammer«, sagte der Gastwirt und wies mit einer angedeuteten Verbeugung auf eine Tür.
    Als Draec näher trat, wich der Mann ehrfürchtig zurück. Sowie der Wirt außer Sichtweite war, richtete Draec seine Aufmerksamkeit wieder auf die Tür. Sie war nur angelehnt. Das Weibsstück war kühn; gewiss, sie rechnete fest damit, dass er ihrer Aufforderung, sich hier mit ihr zu treffen, auch nachkäme. Sie hatte sogar die Dreistigkeit besessen, ihn die Unterkunft bezahlen zu lassen. Dafür bewunderte er sie.
    Der Schein eines Kaminfeuers fiel durch den Türspalt, einladend knisterten die Holzscheite. Draec legte die flache Hand auf das kühle Holz und drückte die Tür weit auf.
    Die schöne Gestaltwandlerin stand nur wenige Schritte von ihm entfernt. Ihr feuriges Haar und ihre schlanke Gestalt waren in einen langen Umhang aus golden schimmerndem Samt gehüllt. Das Gewebe fing den Widerschein der züngelnden Flammen im Kamin ein und ließ die Frau in lebendigem Feuer funkeln.
    Ein Tisch war gedeckt. Eine warme Mahlzeit und eine entkorkte Flasche Wein standen bereit. Zwei Glaskelche waren mit Wein gefüllt, der rubinrot in den bauchigen Gefäßen leuchtete. Am anderen Ende der Kammer stand ein Bett, dessen Vorhänge zurückgebunden waren. Das Bett lag zwar halb im Schatten, Draec konnte aber sehen, dass die Zudecke zurückgeschlagen war, wie eine Einladung zu einem Stelldichein.
    Draec spürte, wie bei diesem Gedanken das Blut in seinen Adern zu pulsieren begann.
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass diese unerreichbare, spionierende Gestaltwandlerin eine derart willige Verführerin sein würde. Aber bereits auf dem Markt war ihm aufgefallen, dass eine eigenartige Aura sie umgab. Und obwohl er nicht die Zeit gehabt hatte, diese Ausstrahlung näher zu untersuchen, hatte er immer wieder darüber nachdenken müssen.
    Etwas Weiches hatte in ihren bezaubernd schönen grünen Augen gelegen. Ihr Blick war gefühlvoller als das weltabgewandte und kalte Starren der anderen Gestaltwandler, die er kannte.
    Doch diese Weichheit war verflogen, wie Draec nun feststellte, als er seinen musternden Blick über ihr Gesicht gleiten ließ.
    »Irgendetwas ist mit Euch«, sagte er halblaut. »Clairmont hat Euch durchschaut, nicht wahr?«
    »Ich bin nicht hier, um mich über ihn zu unterhalten«, erwiderte sie. Ihr Tonfall war kühl und so scharf wie eine Klinge. »Wir sollten über andere Dinge sprechen, meint Ihr nicht auch?«
    Sie löste das Band an ihrem Hals und ließ den Umhang fallen. Das farbenprächtige Gewebe glitt der kosenden Hand eines Liebhabers gleich an ihren Rundungen hinab, langsam und verlockend, und bauschte sich am Boden

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