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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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dass zwei Pferde gesattelt bereitstünden, ausgestattet mit Verpflegung für mehrere Tage.
    »Du willst ihr also nach?«
    »Ihr nach?« Er fluchte leise. »Nein, Ana. Für mich gibt es keine Haven mehr. Ich mache mich auf die Suche nach dem Einzigen, was von Bedeutung ist – dem Drachenkelch. Rand und ich werden schon bald nach Glastonbury aufbrechen.«
    Ihr gebrochenes Herz schien, als sie losrannte, aus der Enge ihrer Brust springen zu wollen. Die Wiesen waren feucht und kühl an ihrem Bauch, kleinere Zweige schlugen ihr ins Gesicht, als sie durch das Buschwerk eilte. Sie wollte nicht eher verschnaufen, als bis die Lichter von Clairmont Castle in der Ferne kaum noch auszumachen waren.
    Erst dann blieb sie stehen.
    Erst dann ließ sie es zu, dass ihr Zauber schwand und ganz von ihr abfiel.
    Sie richtete sich aus ihrer kauernden Haltung auf und fand sich inmitten einer ins Mondlicht getauchten Heidelandschaft wieder. Jetzt hatte sie wieder ihre menschliche Gestalt angenommen. Keuchend von der Flucht und niedergedrückt von tiefem Kummer, der sich wie Eisenbande um ihr schweres Herz legte, stand Haven nun wieder in der Kleidung unter dem freien Himmel, die sie vor der Verwandlung getragen hatte: in ihrem schlichten Rock und den flachen Lederschuhen.
    Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass sie nie wieder die Frau würde sein können, die sie einmal gewesen war.
    Zu viel war inzwischen vorgefallen.
    Zwischen ihr und Clairmont Castle hatte sich ein Abgrund aufgetan, den sie aus eigener Kraft nicht zu überwinden vermochte.
    Sie drehte sich herum und warf einen allerletzten Blick auf das, was sie notgedrungen zurücklassen musste. Die Umrisse der stolzen Burg hoben sich vor dem Nachthimmel ab, dunkelgrauer Stein, durchsetzt von dem goldenen Schein aus den Fenstern des Burgfrieds und den Fackeln auf den Wehrgängen.
    Auf der anderen Seite dieser Mauern war Kenrick und empfand nichts als Hass für sie. Auch Ariana und Braedon würden sich voller Verachtung von ihr abwenden, sobald sie von ihrem Verrat erführen. Die Hoffnung, sie könne dort in der Welt der Sterblichen ein Zuhause finden, hatte sich als trügerisch erwiesen. Sie war anders als diese Menschen, zu sehr von ihrer Vergangenheit befleckt, zu tief in die dunkle Magie verstrickt, die durch ihre Adern strömte.
    Tränen füllten ihre Augen, und die Lichtpunkte verschwammen. Im Geist löste sie sich von dem kurzen Glück, das sie in Kenricks Haus und in seinem Bett hatte kennenlernen dürfen, und richtete ihr Augenmerk auf das, was nun vor ihr lag.
    So trist ihre Zukunft auch aussah, ihr Leben hing von den Entscheidungen ab, die sie hier und jetzt traf.
    Sie war schwer angeschlagen, aber so leicht würde sie sich nicht unterkriegen lassen.
    Draec le Nantres hatte ihr auf dem Markt vor den Toren von Clairmont seinen Vorschlag unterbreitet. Dadurch hatte er ihr vermutlich die einzige Möglichkeit aufgezeigt, die ihr noch blieb.
    Schweren Herzens, aber den festen Entschluss vor Augen, nahm Haven den Pfad, der sie in das Dorf führen würde. Denn dort wartete le Nantres auf eine Nachricht von ihr.

27
    Während der zwei Tage, die Kenrick und Rand unterwegs waren, um die sanfte Hügellandschaft von Somerset und Glastonbury Tor zu erreichen, war ihnen das Wetter gewogen gewesen. Jetzt allerdings, als sie in die Sichtweite des eigenartigen Hügels kamen, auf dessen abgeflachter Spitze eine kleine Kirche thronte, und die Pferde anhielten, kündigten die grauen Wolken am Nachmittagshimmel Regen an.
    »Ein Sturm zieht auf«, sagte Kenrick, als er die Wolkengebilde, die sich dort auftürmten, mit missmutigen Blicken musterte. Der Aufstieg zur Kirche war auch schon ohne aufgeweichten Boden und durchnässte Kleidung schwer genug. »Sieht so aus, als sollten wir die Nacht über im Dorf verbringen müssen. Es hat keinen Zweck, uns und die Pferde unnötigen Strapazen auszusetzen.«
    »Mir wäre es lieber, wir ritten weiter, Heiliger.«
    Rand warf ihm einen entschlossenen Blick zu. Um den Hals trug er Elspeths Kette, die Kenrick ihm noch auf der Burg zurückgegeben hatte. Unwillkürlich spielten die schwieligen Finger des Kriegers mit dem zierlichen Herz, das in der Mulde seines Halses ruhte. Rand strich über den Anhänger, als sei das Schmuckstück ein Quell der Kraft. In seinem Blick lag eine grimmige Entschlossenheit.
    »Je eher wir hier fündig werden, desto eher können wir auch nach dem nächsten Teilstück des Schatzes suchen … und desto eher kann ich Vergeltung an Silas

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