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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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starrte er beinahe ungläubig in Richtung der Frau, da er inmitten dieser niedergebrannten Ruinen nicht mit einem so unvergleichlichen Anblick gerechnet hatte. Doch die unbekannte Erscheinung ließ ihm nicht viel Zeit zum Schauen. Ihre Augen huschten zu dem Dolch, den er noch in der Hand hielt, ehe sie wegsprang und gleich darauf um die Ecke der Kapelle verschwand.
    »Halt!«, rief er ihr nach, wusste allerdings genau, dass die Frau nicht auf ihn hören würde. Rasch eilte er ihr nach.
    Er lief zu der Ecke der kleinen Kirche; tief bohrten sich seine Sporen in den aufgeweichten Boden, das Schwertgehenk rasselte bei jedem schweren Schritt. Die Frau schien leichtfüßiger zu sein, denn sie war genauso flink verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Sie musste in die Kapelle gelaufen sein, denn sonst gab es kaum Versteckmöglichkeiten. Weder im Hof noch auf den sanft abfallenden Feldern jenseits des verlassenen Wohnturms sah er ihre schlanke Gestalt.
    »Wo ist sie?«
    »Wie?« Der alte Mann blickte erschrocken auf, als Kenrick mit lauten Schritten in den Burghof eilte. »Wen meint Ihr, Mylord?«, fragte der Alte und sah Kenrick verwundert über den Kopf des grasenden Pferds hinweg an.
    »Die Frau. Wo ist sie hingelaufen?«
    Der Graubart schaute sich umständlich um und zuckte schließlich nur die Schultern. »Ich habe niemanden gesehen, Mylord.«
    »Das ist doch nicht möglich. Die Frau hat mich auf dem Friedhof beobachtet und lief dann gerade eben hier vorbei. Hast du nicht einmal Schritte gehört?«
    »Nein, Herr. Hier ist seit vierzehn Tagen keiner vorbeigekommen, nur Ihr und ich. Ich hab nichts gesehen, das schwöre ich.«
    Kenrick stieß einen leisen Fluch aus. Er war überzeugt davon, dass er sich die Gestalt nicht eingebildet hatte. Hinten am Friedhof war eine Frau gewesen, und sie hatte ihn beobachtet. Lautlos hielt er nun auf die offene Flügeltür der Kapelle zu. »Zeig dich«, rief er ins Innere. »Du hast nichts zu befürchten.« Dann betrat er das Gotteshaus. »Komm heraus. Ich möchte nur mit dir sprechen.«
    Ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch entwich dem umgestürzten Schränkchen zu seiner Rechten. Die Tür des Möbelstücks hing schief in den Angeln. Eigentlich hätte sich höchstens ein Kind darin verstecken können, und doch bot das Schränkchen das einzige Versteck in der ganzen Kapelle. Plötzlich glaubte Kenrick, im Halbschatten des umgestürzten Schränkchens ein Augenpaar zu sehen, das ihn beobachtete. Er trat näher heran.
    »Wer bist du?«, fragte er und blieb nun unmittelbar vor dem Möbelstück stehen. Es war keineswegs seine Absicht, das Kind zu erschrecken, denn niemand anders als ein Kind hätte sich dort verstecken können. Aber er wollte Antworten. Brauchte sie. »Was weißt du über diesen Ort?«
    Als er keine Antwort erhielt, öffnete er mit der Stiefelspitze die schief hängende Tür, um die verborgene Gestalt sehen zu können. Jetzt vernahm er ein Winseln, und als er sich hinabbeugte, um besser in den Schrank schauen zu können, drang das Knurren eines Tieres aus dem Innern.
    »Bei Gott!«
    Dort kauerte nicht der heimliche Eindringling vom Friedhof.
    Ein kleiner roter Fuchs starrte ihn an, die Zähne gefletscht, die Nackenhaare gesträubt. Das Tier saß in der Klemme: Es konnte nicht durch die geschlossene Rückwand des Schränkchens entkommen, aber auch nicht an dem Mann mit dem Dolch vorbei, der den einzig möglichen Fluchtweg versperrte. Doch in dem Augenblick, als Kenrick zurückwich, stürmte es aus dem Schrank und floh aus der Kapelle in die Sicherheit der umliegenden Felder und Wiesen. Kenrick drehte sich um und sah dem schönen Tier nach. Über seine Lippen kam ein langer Seufzer, denn das alles beunruhigte ihn.
    Wo war die Frau?
    Wer auch immer sie gewesen sein mochte, es war ihr jedenfalls gelungen, spurlos zu verschwinden.
    Als habe sie sich in Luft aufgelöst, dachte er, als er sich auf dem Burggelände umsah, aber nirgendwo eine Spur der lieblichen Frauengestalt entdecken konnte.
    »Schätze, es dauert nicht lange, bis all die Tiere kommen und hier rumschnüffeln, weil keiner mehr da ist, sie zu verscheuchen«, meinte der Graubart aus dem Dorf. Er schnalzte mit der Zunge, als er sich Kenrick mit schwerfälligen Schritten näherte. »Aber hier ist nichts Wertvolles mehr, weder für Mensch noch für Tier. Die haben alles niedergebrannt. Nun ist es nur noch ein Ort der Trauer.«
    Mag sein, dachte Kenrick. Doch auch er konnte nicht leugnen, dass der Ort nachhaltig und mit

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