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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Euch gut?«
    Bei den besorgten Worten schaute Haven auf und sah in die blauen Augen des Burgherrn. Sie nickte nur, ein wenig verunsichert von dem sanften Blick. »Ich wollte das Tier nicht töten. Ich habe mich … einfach nur gewehrt, glaube ich, ohne lange darüber nachzudenken.«
    Er stieß einen leisen Fluch aus. »Das Huhn bedeutet nichts. Den Heiligen sei Dank, dass Ihr Euch in dieser Weise zu wehren wisst. Ich kenne einige Templer, die Euch für diese Geistesgegenwart im Kampf beneiden würden.«
    Wollte er sie mit diesen Worten necken? Haven war jedenfalls davon überzeugt, aber sie wusste nie, wie sie diesen Mann einschätzen sollte. Er tat den Vorfall zwar mit einem Scherz ab, hatte aber eine ernste und besorgte Miene aufgesetzt. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er nun die Kratzer auf Havens Arm.
    »Ihr müsst das behandeln. Und auch die Verletzung im Gesicht.« Er berührte ihre zerkratzte Wange mit dem Daumen, eine unerwartete Geste der Zärtlichkeit, die Haven überraschte. Als er die Hand von den Verletzungen zurückzog, die ihr die scharfen Krallen des Huhns zugefügt hatten, war Blut an seinem Daumen. »Und Ihr seid sicher, dass es Euch gut geht?«
    »Ja«, erwiderte sie mit einer Stimme, die nicht über ein Flüstern hinauskam, da sie die Wärme seiner Berührung noch auf ihrer Wange zu spüren glaubte.
    Gott steh ihr bei, aber die bloße Gegenwart dieses Mannes schien ihre Zunge zu lähmen und kaum einen klaren Gedanken zuzulassen. Dies Gefühl war ihr zutiefst unangenehm, da sie spürte, wie sehr ihr Leib und all ihre Sinne auf den Burgherrn ansprachen. Jetzt wich sie ein wenig zurück und wandte den Blick von seinen durchdringenden blauen Augen ab.
    »Es tut mir so leid, Haven«, sagte Ariana und nahm ihre Hand. »Ich kann wirklich nicht sagen, was in die Tiere gefahren ist, aber es tut mir so leid, dass Ihr verletzt wurdet.«
    »Mir auch«, fügte Kenrick hinzu. »Ich werde mir überlegen, wie ich das wiedergutmachen kann.«
    »Das wird gar nicht nötig sein«, sagte Haven rasch. »Es sind doch nur ein paar Kratzer. Mir geht es gut.«
    Ariana betrachtete ihren Bruder eingehend mit hochgezogener Braue, ehe sie sich wieder an Haven wandte. »Kommt, sehen wir uns die Kratzer genauer an.«
    Haven willigte mit einem Nicken ein und ließ sich zurück zum Burgfried geleiten. Sie ahnte, dass Kenrick ihr nachblickte, und fühlte, wie sein Blick jeden ihrer Schritte auf dem weiten Burghof mit Wärme erfüllte. Sie hätte nicht auf diese Empfindungen achten sollen, doch schließlich drehte sie den Kopf ein wenig, wie unter einem Zwang, und warf einen verstohlenen Blick über die Schulter.
    »Er kann seit Tagen schon die Augen nicht von Euch wenden, wisst Ihr?«
    Haven sah rasch wieder nach vorn und warf einen Seitenblick auf Ariana, aus dem Unbehagen sprach. »Ja, wie ein Raubvogel, der seine Beute erspäht hat.«
    »Nein«, entgegnete die Frau, und ein warmes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Er sieht Euch so an, wie ein Mann eine Frau ansieht. Seine Absichten sind offenkundig, obwohl er es gewiss nie zugeben würde.«
    »Das ist mir nicht aufgefallen«, erwiderte Haven.
    »Nun, mir schon. Ich kenne diesen Blick nämlich, ich habe ihn des Öfteren gesehen.«
    Die wohlige Wärme, die Haven eben noch durchflutet hatte, schwand, als sie darüber nachdachte, wie viele Frauen Arianas gut aussehender Bruder mit seiner eindrucksvollen Erscheinung und der selbstsicheren Art bereits verzaubert haben mochte. Zu ihrem Verdruss sah sie sich zu einer Frage gezwungen. »Und wie oft habt Ihr diesen Blick schon bei ihm gesehen?«
    »Bei Kenrick?« Ariana gab ein belustigtes Lachen von sich. »Oh, bei ihm noch nie.«
    Haven sah sie verwirrt an.
    »Diesen Blick habe ich zwar noch nicht bei meinem Bruder gesehen, aber oft bei meinem Gemahl.« Sie strich sich über den Bauch und zwinkerte Haven zu, als sie ihren Gast in den kühlen Schatten des Burgfrieds führte. Im Flüsterton sagte sie schließlich: »Denn wie sollte ich sonst guter Hoffnung sein?«

14
    Obwohl ihm der Ritt neue Hinweise aufgezeigt hatte, was den Drachenkelch betraf, war Kenrick in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt. Inzwischen war er allein im Pferdestall, denn sowie Braedon von dem Vorfall im Hühnerstall erfahren hatte, war er geradewegs zum Burgfried gelaufen, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass Ariana unversehrt geblieben war.
    Was Kenrick anging, so führten ihn seine Schritte, nachdem er sich der Rüstung und der

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