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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Reitkleidung entledigt hatte, unmittelbar zu Havens Tür. Leise klopfte er an. Das rundliche, von einem Wimpel eingefasste Gesicht eines Dienstmädchens erschien, als sich die Tür öffnete.
    »Ich wollte mich erkundigen, wie es der Dame geht. Ist sie in ihrem Gemach?«
    »Ja, Mylord, sie ist hier.«
    Das Mädchen senkte den Blick und trat zur Seite, um den Burgherrn hereinzulassen. Weiter hinten im Raum saß Haven in einem Lehnstuhl neben dem Kamin. Auf einem Tischchen stand eine Schale mit dampfendem Wasser, die den Raum mit dem Duft von Lavendel und Salbei erfüllte.
    »Störe ich?«, fragte er vorsichtig.
    Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. »Mary hat mir eben geholfen, die Kratzer zu säubern. Wir waren ohnehin gerade fertig.«
    Kenrick trat tiefer in den Raum und wandte sich an das Dienstmädchen. »Du erlaubst?«
    »Mylord?«, entfuhr es Mary, die ihren Herrn nun anstarrte, als habe er ihr soeben verkündet, sich fortan auch der Stickerei zu widmen.
    »Ich möchte das wiedergutmachen, was mein Federvieh angerichtet hat«, sagte er, als er dem Mädchen das feuchte Tuch aus der Hand nahm. Er sah Havens kleines Lächeln und brachte eine weitere Entschuldigung vor: »Vielleicht möchte ich auch mein eigenes mangelndes Betragen wiedergutmachen.«
    »Hab Dank, Mary«, sprach Haven, als das Mädchen hastig und verblüfft den Raum verließ.
    »Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu stark von den Dingen in Mitleidenschaft gezogen worden, die sich heute ereignet haben.«
    Sie tat seine Besorgnis mit einem Achselzucken ab. »Mir geht es gut. Ich habe nur ein paar Kratzer, weiter nichts.«
    »Das beruhigt mich.« Er trat an die Schale und tauchte das Tuch in warmes Wasser. »Bei der Abendmahlzeit dürftet Ihr Genugtuung verspüren. Ich trug dem Küchenmeister auf, den gewürzten Kapaunen noch ein verdrießliches Huhn hinzuzufügen.«
    Haven lachte. Ein angenehmer Klang, der Kenrick mit Wärme erfüllte. Nun war er ihrem Stuhl sehr nah und wrang das Tuch aus. Zu seinem Bedauern schien ihre gute Laune ein wenig zu schwinden, als er neben dem Lehnstuhl in die Hocke ging, ein Knie auf den Boden gestützt. Der Blick, den sie ihm zuwarf, schwankte zwischen Hochmut und Ablehnung. »Dies ist wahrlich nicht notwendig.«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte er in gespieltem Ernst. »Es ist sogar unerlässlich.«
    Keinen Widerspruch duldend, streckte er vorsichtig den Arm aus und nahm Havens Hand in die seine.
    Ihre Haut war so warm und weich wie Daunenfedern auf seinen rauen, von der Sonne gebräunten Fingern. Er drehte die Innenfläche ihrer Hand nach oben und tupfte sacht die hässlichen roten Kratzspuren ab, die sich über ihren Unterarm zogen.
    »Eure Bediensteten werden Euch für verrückt halten, wenn Mary ihnen erzählt, dass sich der Herr der Burg hier in meinem Gemach befindet und sich der unbedeutenden Kratzer annimmt.«
    Kenrick wischte eine kleine Stelle getrockneten Blutes fort und sah mit einem Lächeln auf. »Die Bediensteten halten mich schon längst für verrückt. Habt Ihr noch nicht gehört, wie sie sich im Flüsterton über meine seltsamen Angewohnheiten auslassen? Oder darüber, wie lange ich aufbleibe? Wie sie sich zuraunen, dass ich tagelang nicht aus meinen Gemächern komme und über meinen Aufzeichnungen brüte?« Er zuckte die Achseln und betrachtete erneut die elegante, elfenbeinfarbene Hand, die in seiner eigenen ruhte. »Dies hier, Haven, dürfte die am wenigsten verrückte Sache sein, der ich mich in den Augen meiner Untertanen widme.«
    »Ist das wahr, Mylord?«, fragte sie nach einer Pause. »Seid Ihr etwa verhext?«
    Kenrick strich mit dem Tuch über ihr zierliches Handgelenk und musste sich zurückhalten, um nicht seine Lippen auf ihre pochende Pulsader zu drücken. Die Hautabschürfungen waren nun gesäubert, und dennoch hielt er ihre Hand weiterhin fest und schien sie nicht wieder loslassen zu wollen. Als er aufschaute, sah er ihr in die smaragdgrünen Augen.
    »Bin ich verhext?«, fragte er mit so tiefer Stimme, dass die Frage beinahe wie ein Grollen wirkte. »Ja, meine Dame, seit kurzer Zeit sogar mehr denn je.«
    Er verschränkte seine Finger mit ihren und hielt ihre Hand fester als zuvor. Haven machte keine Anstalten, die Hand zurückzuziehen. Ihre Hände waren miteinander verbunden, und mit dem Daumen strich sie über seinen.
    »Ganz gleich, ob ich Euch sehe oder nicht, Haven, Ihr übt eine große Wirkung auf mich aus.«
    Er zog sie näher zu sich, sodass sie beinahe von ihrem Stuhl gerutscht

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