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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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verfügt hatte, alles und jeden aufzuspüren – gehörte nicht zu denjenigen, die sich ihres Könnens rühmten. Und obwohl er seine angeborene Fähigkeit vor einigen Monaten eingebüßt hatte, war er ohne Zweifel ein außergewöhnlich geschickter Krieger.
    Doch sosehr Kenrick die Aussicht auch willkommen hieß, einen oder gar mehrere von de Mortaines Schergen zu fassen zu bekommen, hatte er doch das Gefühl, dass er und seine Männer an einem anderen Ort tätig werden sollten. Denn nachdem er sich einen Überblick über den Vorfall in der Kapelle verschafft hatte, war ihm ein anderer Gedanke gekommen. Und wenn er die Lage richtig einschätzte, hatte er niemals näher davorgestanden, einen der beiden letzten Steine des Kelches zu finden.
    »Soll ich den Männern sagen, dass sie sich für den Ritt bereit machen mögen?«, fragte Braedon und riss Kenrick aus seinen Gedanken.
    »Ja. Wir reiten los, aber zurück nach Clairmont. Wir brechen die Verfolgung ab, mit der unsere Gegner gewiss rechnen.«
    Braedon sah ihn fragend an und zog die dunklen Brauen zusammen. Er war ein Mann der Tat; kein Zweifel, es juckte ihn in den Fingern, endlich auf die Männer zu stoßen, nach denen sie schon den halben Tag suchten. Kenrick ging es zwar nicht anders, aber er konnte geduldig sein und hatte sich genau überlegt, dass es jetzt besser wäre, dem Gefecht aus dem Weg zu gehen. Stattdessen galt es, die Zeit zu nutzen, um sich dem Drachenkelch weiter anzunähern.
    Wie es schien, hatte Braedon den Plan seines Schwagers erkannt. Der dunkelhaarige Streiter neigte zwar zu schnellen Vorstößen, aber er wusste sich auch in Geduld zu üben, wenn die jeweilige Situation es erforderte. Und er vertraute auf Kenricks Urteilsvermögen.
    »Reiten wir nach Clairmont«, stimmte er schließlich mit einem Nicken zu. Sogleich wandte er sich an die Getreuen und gab die Anweisung weiter.
    Kenrick ritt auf seinem weißen Schlachtross voraus, als die Gefährten das Waldstück verließen.
    Während sich die Ritter wieder auf dem befestigten Weg zusammenfanden, lauerte im tiefen Unterholz des Waldes eine Gestalt, die den bewaffneten Tross keinen Augenblick lang aus den Augen gelassen hatte. Der schwarz gewandete Mann, dessen finstere Züge noch von dunklen Bartstoppeln betont wurden, fügte sich in die Düsternis des Waldes ein.
    Reglos harrte er in seinem Versteck aus.
    Eine Hand um den kalten Knauf seines Schwerts geschlossen, beobachtete er das Geschehen auf dem Weg genau. Vollkommen geräuschlos hatte er die Waffe gezogen und die Spitze gesenkt gehalten, dazu bereit, jeden Augenblick zu einem tödlichen Hieb auszuholen.
    Jeder seiner Atemzüge war ruhig und gleichmäßig. Alles an diesem Mann ließ auf einen scharfen Verstand und ein hohes Maß an Selbstkontrolle schließen. Die Aura des Todes umgab ihn.
    Kälte ging von seiner ganzen Erscheinung aus, wären da nicht die Augen gewesen, die, glühenden Kohlen gleich, auf die Männer von Clairmont Castle gerichtet waren. Das unheimliche Glimmen verriet, dass der Mann nur auf die Gelegenheit wartete, alles und jeden, der sich ihm in den Weg stellte, zu vernichten.

16
    Kenrick überhörte das leise Klopfen an der Tür seines Turmgemachs. Sowie er und seine Gefährten zurückgekehrt waren, hatte er sich hierher zurückgezogen, denn der Vorfall in dem kleinen Dorf hatte ihm erneut vor Augen geführt, wie viel Arbeit noch vor ihm lag.
    Und die Zeit rannte ihm davon. De Mortaines Männer kamen ihrem Ziel immer näher. Und sie verloren allmählich die Geduld, wenn Kenrick den Überfall auf die Kapelle – die eingeschlagene Tür, der hastige Aufbruch vom Lagerplatz – richtig deutete.
    Nun würden die Schurken auf ihrer Suche bald bis nach Clairmont Castle vorstoßen.
    Ein Teil dessen, was sie suchten, befand sich in Kenricks Besitz – ein bedeutsamer Teil – , und ein Mann wie Draec le Nantres würde nicht lange brauchen, um das herauszufinden, denn inzwischen hatte er gewiss erfahren, dass Kenrick, Ariana und Braedon vor wenigen Monaten aus der Abtei in Frankreich entkommen waren.
    Indem er auch das nächste Klopfen an der Tür ignorierte, fuhr Kenrick damit fort, seine Zeichnungen und Diagramme zu übertragen.
    Für gewöhnlich wussten die Bediensteten, dass er auf keinen Fall gestört werden wollte, wenn er auf das erste Anklopfen nicht gleich antwortete. Heute Abend allerdings schien der Page oder die Dienstmagd draußen vor der Tür das beharrliche Schweigen des Burgherrn falsch einzuschätzen.
    Wieder

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