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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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ausgesprochen hatte, bis er aufschaute und sah, dass Braedon ihn musterte.
    »Sie kann sich noch immer nicht an den Überfall auf Greycliff Castle erinnern. Brauchst du die Einzelheiten nicht, die sich irgendwo in den Winkeln ihres Gedächtnisses verbergen?«
    »Ich werde auch ohne sie zurechtkommen.«
    »Als du sie nach Clairmont gebracht hast, warst du erpicht auf jeden noch so kleinen Erinnerungsfetzen, den ihr Gedächtnis preisgab.«
    »Und jetzt sage ich, dass ich besser ohne sie zurechtkomme. Sie ist nur eine unwillkommene Ablenkung.«
    »Nicht ganz so unwillkommen, möchte ich wetten.«
    »Ein Grund mehr, dass sie die Burg so schnell wie möglich verlässt.«
    »Oh, gewiss.« Aus Braedons Tonfall sprach Belustigung. »Und ich vermute, dass das für dich einen Sinn ergibt.«
    Kenrick warf seinem Schwager einen düsteren Blick zu, spürte er doch, dass er sich mit seinem Gerede über Frauen und Gefühle selbst zu widersprechen begann. »Freut mich, wenn du dich blendend amüsierst, Schwager, aber der Ritt nach Devon wird schneller vorübergehen, wenn wir mit diesem Geschwätz aufhören und stattdessen auf den Weg achten.«
    Braedons Grinsen wurde noch breiter. »Das stellt in meinen Augen keine Schwierigkeit dar. Ich kann reiten und mich zur gleichen Zeit unterhalten. Du etwa nicht?«
    Doch da hatte Kenrick seinem Pferd bereits mit einem Schenkeldruck zu verstehen gegeben, schneller zu laufen, und ließ so den Tross hinter sich.
    Es war dem Vorhaben gewiss nicht dienlich, mit den Gedanken bei Haven zu sein und zu überlegen, was er nun tun oder lassen sollte. Sie in sein Bett holen, sie ehelichen … er wollte sich gedanklich weder auf die eine noch auf die andere Lösung einlassen, obwohl er sich eingestehen musste, dass beide Aussichten durchaus ihren Reiz hatten. Doch Kenrick schob die Gedanken beiseite und stellte sich stattdessen ganz und gar auf die bevorstehende Aufgabe ein.
    Und ebendiese Aufgabe stand bald im Vordergrund, als der Reitertross nach einigen Stunden das kleine Dorf in Devon erreichte.
    Die Ansammlung von Behausungen und Gehöften inmitten eines sanft abfallenden Tals verfügte über keinerlei Befestigungen. Die dürftigen Hütten und Cottages säumten den Weg auf beiden Seiten, niedrige Gebäude aus dunklem Holz und Lehmwänden. Einige Bewohner traten misstrauisch vor ihre Häuser, andere liefen von den Feldern herbei, um die Reiterschar in Augenschein zu nehmen. Der anfängliche Argwohn in den von Sorgen gezeichneten Mienen wich alsbald einer Hoffnung, als die Ritter mit dem Banner von Clairmont Castle durch das Dorf ritten.
    Kenrick nickte den Leuten ernst zu und ließ sie wissen, dass keiner in dem Weiler etwas von den bewaffneten Reitern zu befürchten hatte. Er und seine Begleiter hielten geradewegs auf den Mittelpunkt der Siedlung zu, wo die Kapelle und die Abtei standen.
    Zunächst wirkte der Ort unauffällig, bis sich Kenrick und die Seinen der kleinen, aus Steinen erbauten Kirche und den Unterkünften der Mönche näherten. Die dicke Eichentür der Kapelle war fest geschlossen, aber jetzt konnte man die tiefen Kerben erkennen, die von den unbarmherzigen Hieben der Streitäxte herrührten. Der eiserne Riegel war aus der Befestigung geschlagen und die dürftige Sicherung von Eindringlingen durchbrochen worden, die sich an dem geweihten Ort vergangen hatten.
    Sie wurden von einem Geistlichen mittleren Alters empfangen, dessen freundliches Gesicht und blasse Hände noch die Spuren des zurückliegenden Kampfes aufwiesen. Andere Männer aus dem Dorf hatten auch Schrammen davongetragen, und doch sahen alle so aus, als seien sie bereit, es erneut mit möglichen Gegnern aufzunehmen.
    »Seid gegrüßt«, sagte Kenrick, als der Geistliche und zwei der Dorfbewohner näher kamen. Kurz stellte er sich und seine Begleiter vor, ehe er zur Sache kam. »Was könnt Ihr mir über die Männer sagen, die dies getan haben?«
    Der Priester schüttelte ernst den Kopf. »Es waren mehrere – fünf, wenn ich richtig gezählt habe. Aber es war zu dunkel, um die Gesichter erkennen zu können. Außerdem hielten sie sich nicht lange auf.«
    »Wurde jemand ernstlich verletzt?«
    »Nein, Mylord. Sie schienen nicht auf Mord aus zu sein, Gott sei es gedankt.«
    »Es waren Dämonen, wenn Ihr mich fragt«, warf einer der Dorfbewohner ein. »Wer sonst reitet so spät durch die Nacht und überfällt einen geweihten Ort?«
    »Was haben sie gestohlen?«
    »Wir sind eine arme Gemeinde, Mylord«, erwiderte der Geistliche.

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