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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Kenrick hatte tief in ihrer Seele etwas geweckt.
    Eine verbotene Regung, die wahrzunehmen sie sich fürchtete und die sie nicht willkommen heißen durfte.
    Dieses Gefühl, das sie ihm entgegenbrachte, war gefährlich, dessen war sie sich sicher.
    »… seine Geliebte, meinst du?«
    Wenige Schritte vor ihnen hörte Haven, wie zwei Dienstmägde miteinander tuschelten. Sie flüsterten sich den neuesten Klatsch zu und kicherten, als sie mit der Menge zu den Bankreihen strebten.
    »Ich schwör’s dir«, zischte die zweite Magd hinter vorgehaltener Hand. Es war Mary, wie Haven jetzt an der hohen Stimme und den sommersprossigen Wangen erkannte. »Ich habe die beiden schon mehr als einmal zusammen gesehen. Also, gerade letzte Nacht schlich sie sich aus den Gemächern des Burgherrn … «
    Ariana räusperte sich auffällig hinter den jungen kichernden Frauen.
    »Auf eure Plätze. Mary, das reicht jetzt!«
    »Aye, Mylady«, stammelte die Magd, drehte sich erschrocken um und bekam einen hochroten Kopf. Ihre Gefährtin und sie stahlen sich ohne ein weiteres Wort auf die ihnen zugewiesenen Plätze auf den langen Bänken.
    »Das tut mir leid«, sagte Ariana zu ihrem Gast. »Ich werde später noch ein Wörtchen mit ihnen reden.«
    Ehe Haven bekennen konnte, dass alles, was Mary gesagt hatte, zutraf, nahm eine Bewegung am Eingang zur Halle ihre Aufmerksamkeit in Beschlag. Ein Ritter war hereingekommen und teilte den anderen Wachen Neuigkeiten mit, über die die Männer mit gedämpften Stimmen sprachen.
    »Was ist?«, fragte Ariana einen vorbeieilenden Bediensteten, der soeben vom Tisch der Wachen kam. »Was geht dort vor?«
    »Ein Wilderer, Mylady. Man hat ihn unten im Dorf gestellt. Die Männer sagen, der Vorfall wurde gerade gemeldet.«
    Ariana stieß einen leisen Seufzer aus. »Und mein Gemahl? Wo ist Lord Braedon?«
    »Wie ich hörte, sind er und Lord Kenrick zum Dorf hinuntergeeilt, um sich der Sache anzunehmen, Mylady.«
    Kaum war die Nachricht von dem Eindringling ausgesprochen, da wurde Haven von einer namenlosen Furcht erfasst. »O nein. Hier stimmt etwas nicht. Ariana, in der letzten Nacht … ich war in meinem Gemach, als mich ein seltsames Gefühl beschlich. Da war etwas Böses, und ich spürte, dass es von draußen vor den Burgmauern zu mir heraufstarrte.«
    Besorgnis lag in Arianas blauen Augen. »Was sagt Ihr da?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber Kenrick und Braedon – sie sind in Gefahr, ich weiß es. Ich muss sie warnen!«
    Die kleine Scheune mit der verwitterten Tür, hinter der sich die Lämmer befanden, nahm sich inmitten der Holzbauten des Dorfes unterhalb von Clairmont Castle bescheiden aus. In dem niedrigen Raum, in den nur wenig Licht fiel, stand ein gutes Dutzend Dorfbewohner dicht gedrängt, um sich ein Bild von dem ungewöhnlichen Vorfall an diesem Morgen zu machen. Je nach Standort mussten die Männer die Köpfe einziehen, um nicht an die hervorstehenden Deckenbalken zu stoßen. Und nun sprachen sie leise miteinander und wägten ab, wie lange der Wilderer, der mit einer blutenden Bauchwunde in einer der Boxen lag, noch leben mochte.
    Kenrick bahnte sich seinen Weg durch die Dörfler, dichtauf gefolgt von Braedon und dem Mann, dessen Sohn den mutmaßlichen Dieb gestellt hatte.
    »Da ist mein Junge«, rief er und deutete mit einem krummen Finger auf einen flachshaarigen jungen Burschen, der vor einer der Boxen stand, die Forke immer noch drohend in der Hand. Sein ohnehin rötliches Gesicht färbte sich vor Aufregung puterrot, als Kenrick näher kam. »Der Bastard ist doch nicht schon krepiert, was, Ralphie?«
    Ein Ausdruck des Unwohlseins huschte über das Gesicht des jungen Mannes, als er den Kopf verneinend schüttelte. Die Anzeichen von Reue und Schrecken vertieften sich noch, als aus der Box ein Stöhnen zu vernehmen war.
    Es war offensichtlich, dass der Junge noch nie zuvor das Blut eines anderen Menschen vergossen, geschweige denn jemandem eine tödliche Wunde zugefügt hatte. Ein Schauer durchfuhr ihn. Müsste er seinen Posten noch länger halten, würde er sich wahrscheinlich erbrechen.
    Kenrick nickte ernst und verständnisvoll, als er zu dem Burschen trat. An der hinteren Holzwand der Box kauerte ein Mann mit zotteligem schwarzen Haar und dichtem Bartwuchs und hielt sich den Bauch mit beiden Händen. Er keuchte schwer wie ein Tier und bleckte die Zähne in seinem schmerzverzerrten Gesicht. Sein glasiger Blick wanderte zu Kenrick. Schmerz glomm in seinen Augen, aber da lag auch noch etwas

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