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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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anderes in diesem Blick.
    Etwas Boshaftes, wenn Kenrick das Prickeln in seinem Nacken und den leisen, warnenden Laut aus Braedons Mund richtig deutete.
    Der Sohn des Bauern versuchte hastig, den Vorfall zu schildern. »Er schlich sich noch vor der Dämmerung hier rein, Mylord. Erst dachte ich, ein Wolf wär gekommen, um sich eins der Lämmer zu holen. Da war dieses Knurren und Blöken hier drin. Da hab ich die Forke genommen, um das Biest zu vertreiben. Hab gar nicht gesehen, dass es kein Wolf war, als ich zustieß. Und dann lag da der Mann. Gott vergebe mir – er stirbt, glaube ich.«
    »Du hast genau richtig gehandelt«, beruhigte Kenrick den aufgeregten Burschen. »Du musstest das tun, Ralph.«
    »Aye, Mylord.« Der junge Mann rührte sich nicht von der Stelle und stierte ins Leere.
    »Stell die Forke weg und sorg dafür, dass die Schaulustigen von hier verschwinden«, bedeutete ihm Kenrick mit ruhiger Stimme. Mit einem Blick rief er den Ritter herbei, der mit ihnen ins Dorf geritten war. »Ihr haltet draußen vor der Tür Wache. Lasst niemanden herein, verstanden?«
    Der Ritter nickte, half dann dem Burschen, die Männer aus der Scheune zu scheuchen, und nahm seinen Posten vor der Tür ein.
    Den Blick auf den blutenden Mann gerichtet, der weiter hinten im Halbschatten kauerte, stand Kenrick am Eingang zu der Tierbox und hörte, wie sich die Stimmen der Dorfbewohner draußen verloren. Mit starrer Miene stand Braedon zu Kenricks Linken, die Hand vorsichtshalber um den Knauf des Schwertes geschlossen. Als die Leute endlich fort waren und sich die Scheunentür schloss, fing Kenrick zu sprechen an.
    »Ich vermute, es war nur eine Frage der Zeit, bis de Mortaine seine Spürhunde von der Kette lässt, um in der Nähe meiner Burg herumzuschnüffeln. Wie lautete dein Auftrag?«
    Der Mann sagte kein Wort. Er hielt den Kopf gesenkt, sein breiter Brustkorb hob und senkte sich in rascher Folge. Ein pfeifendes Geräusch begleitete die schweren Atemzüge.
    »Wem dienst du – de Mortaine oder Draec le Nantres?«
    Wieder keine Antwort, nur das rasselnde Geräusch beim Atmen.
    »Ich muss zugeben, es überrascht mich, dass sie nur einen geschickt haben – dazu noch einen solchen Tölpel wie dich, der sich von einem jungen Feldarbeiter mit der Forke niederstrecken lässt.«
    Der Verletzte stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen einen bösen Fluch hervor, brachte jedoch nach wie vor kein Wort zustande.
    »Du bist nicht gerade redselig, was?«
    Mit einem leisen, schabenden Geräusch glitt Braedons Schwert aus der Scheide. »Ich glaube, ich weiß, wie man dem Kerl die Zunge lösen kann.«
    Der Mann schielte mit verengten Augen auf die Klinge, die nur wenige Zoll vor seiner Nase schwebte. »Macht nur, stoßt doch zu. Ich fürchte den Tod nicht, denn ich liege bereits im Sterben.«
    Kenrick quittierte diese Beobachtung mit einer hochgezogenen Braue. »Ja, so ist es.«
    »Aye«, keuchte der dunkelhaarige Scherge, »früher oder später. Warum sollte ich Euch also etwas sagen? Was hab ich schon davon, wenn ich Euch helfe, es sei denn, Ihr habt vor, diesen Blutfluss zu stoppen.«
    »Ja, vielleicht könnte ich diese Blutung tatsächlich aufhalten.«
    Der Mann gab ein unwirsches Schnauben von sich.
    »Ich könnte sogar dafür sorgen, dass man dir einen Verband anlegt«, fuhr Kenrick fort. »Ich würde dich auf meine Burg bringen und de Mortaine wissen lassen, dass du ihn verraten und dich bei der Suche nach dem Kelch auf unsere Seite geschlagen hast.« Kenrick ahnte schon, dass er mit diesem Angebot nicht weiterkam.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, erhielt er prompt als Antwort.
    »Ach nein? Du erwartest also, dass wir dich für einen Landstreicher halten, der Lämmer aus meinem Dorf und Wild aus meinem Wald stiehlt?«
    »Es ist mir gleich, was Ihr denkt.«
    »Vielleicht möchtest du einen Blick auf das werfen, wonach du eigentlich gesucht hast«, sagte Kenrick gedehnt, und ein bedrohlicher Unterton schlich sich in seine Stimme.
    Braedon warf Kenrick einen flüchtigen Blick zu, als wolle er ihn warnen, nicht zu viel preiszugeben. Mochte er nun sterben oder nicht, dieser Wilderer war doch in de Mortaines Auftrag gekommen. Schlimmer noch, trotz der Verletzung ging von der massigen Statur und finsteren Miene des Mannes eine Gefahr aus.
    Eine Bedrohung, die aus einer anderen Welt kam, genährt von derselben schwarzen Magie, die einst auch den Drachenkelch selbst hervorgebracht hatte.
    Aber Kenrick wusste genau, wem er was in

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