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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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würde. »Silas de Mortaine. Deshalb ist mir der Name so vertraut. Du hast ihn in das Buch geschrieben. Der erste Eintrag, den du gemacht hast – der Beginn unseres Stammbaums – , das war sein Name! Ich gehöre also zu seinen Nachfahren?«
    »Du bist nicht so wie er, Serena. Keiner meiner Schützlinge hatte etwas von seinem bösen Wesen, auch wenn sie mit ihm blutsverwandt waren. Verurteile dich nicht für das, was ihn ausmacht.«
    »Und was ist mit Rand?« Serena hatte ihre Stimme kaum noch unter Kontrolle, da die Gefühle in ihr aufbrandeten. »Du bist der Grund, warum er gestern Abend nicht mehr zu mir gekommen ist, obwohl er es versprochen hatte. Was hast du ihm gesagt? Hast du ihn damit vertrieben, dass du ihm gesagt hast, wer wir wirklich sind – wessen Blut in meinen Adern fließt?«
    Calandra schüttelte den Kopf. »Davon weiß er nichts, mein Kind. Alles, was er wissen musste, war, dass er ein Teilstück des Kelchs bekommen konnte. Mehr hat er nie gewollt. Immer hat er nur nach dem Kelch gesucht, den er in jener Nacht verloren hatte.«
    »Der Kelch? Wie kann das sein? Hat er ihn etwa wiedergefunden? Wo hat er … «
    Serenas Worte verhallten, als sie die Wahrheit erfasste. Mit einem Mal ergab alles einen Sinn – plötzlich wusste sie, warum sich Calandra von Anfang an vor Rand gefürchtet, ihn sogar gehasst hatte. Warum sie ihr eingeschärft hatte, den unbekannten, an Land gespülten Mann zum Sterben am Strand liegen zu lassen, anstatt ihm zu helfen. Und immer hatte Rand beteuert, dass er den juwelenbesetzten Kelch bis zuletzt in seinem Beutel gehabt habe.
    »Du hast Rand noch vor mir am Strand entdeckt. Hast beobachtet, wie er an jenem Morgen an Land gespült wurde, und dann hast du den Kelch bei ihm gefunden. Du nahmst ihn an dich und hast Rand einfach liegen lassen. Du wusstest gleich, um was für ein Gefäß es sich handelte. Die ganze Zeit hast du ihn gehabt!«
    »Wir wussten doch nichts über ihn, mein Kind. Ich sah nur, dass er einen Teil des Drachenkelchs bei sich hatte, und das allein machte ihn gefährlich. Es ist besser, wenn er fort ist, glaub mir. Er bedeutete Gefahr, in jedem Augenblick, den er hier war.«
    »Du kennst ihn doch überhaupt nicht«, rief Serena und war sich nie so verloren vorgekommen wie in diesem Augenblick. Sie erhob sich und durchschritt die düstere Kapelle. »Ich liebe ihn. Rand ist ein guter Mensch – und der einzig aufrichtige Mensch in meinem ganzen Leben, wie ich … feststellen muss.«
    Calandra umschloss Serenas Handgelenk und hielt sie zurück, als diese im Begriff war, aufgebracht aus der Kapelle zu stürmen.
    »Was macht dich da so sicher?« Ihre alterslose Stimme nahm einen scharfen Unterton an. »Ich bot ihm den Schatz an, den er verloren hatte. Unter einer Bedingung: dass er dich nie wiedersehen dürfe. Ich ließ ihm nur diese eine Wahl, und nun ist er fort. Die Menschen werden sich immer für den Kelch entscheiden, mein Kind. Genau das ist die grausame Macht des Drachenkelchs. Ich bedaure, dir das nicht schon früher vor Augen geführt zu haben.«
    Serena streifte die kühle Hand ihrer Mutter ab. Es bedurfte nur eines Augenblicks, damit ihr die Ahnung verriet, dass alles, was ihre Mutter ihr gesagt hatte – die Frau, die sich stets als ihre Mutter ausgegeben hatte – , der Wahrheit entsprach.
    »Geh nicht fort«, flehte Calandra sie an. »Du bist alles, was mir geblieben ist. Ich brauche dich hier bei mir.«
    Serenas Atem ging schnell, dann schüttelte sie den Kopf. »Rand braucht mich aber noch mehr. Wenn ich etwas für ihn tun kann, um ihm beim Kampf gegen Silas de Mortaine zu helfen, dann werde ich es versuchen.«

25
    An jenem Tag, als Rand ihr zum ersten Mal Egremont gezeigt hatte, war ihr die Stadt in all dem Gedränge bereits groß vorgekommen. Aber als Serena nun das Stadttor passierte, erschöpft und in gedrückter Stimmung, wirkte der Ort noch riesiger. Wo sie auch hinsah, entdeckte Serena Leute und Pferde und edle Holzwagen mit Wimpeln und Fähnchen. Einige Paare in farbenfrohen Seidengewändern unterhielten sich unter einem schattigen Baum, während Kinder beim Spielen lachend bald hierhin, bald dorthin flitzten, Späße trieben und nicht darauf achtgaben, wohin sie liefen. Eines der Kinder, ein Junge mit Sommersprossen und aschblondem Haar, ging hinter einer Schar älterer Burschen her. Die Augen nur auf seine Freunde gerichtet, stieß er mit Serena zusammen, die ihn unwillkürlich festhielt. Ihre Hände ruhten auf seinen kleinen

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