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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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verschwenderisch auf das weiß schäumende Wasser, das Licht brach sich in dem aufsteigenden Dunst und erzeugte ein Spiel aus tanzenden Farben, während sich die Wassermassen in den Weiher ergossen.
    Inmitten des Naturschauspiels stand Serena im hellen Sonnenlicht. Die atemberaubende Schönheit des Augenblicks mutete Rand märchenhaft an. Der leichte Wind fuhr in ihr schwarzes Haar, das ihre Schultern wie ein seidiges Tuch umfing. Eine anmutige Röte lag auf ihrem Gesicht, ihre Lippen hatten noch die tiefrote Färbung der Beeren. Das leuchtende Blau ihrer Augen würde selbst einen Edelstein verblassen lassen.
    »Komm mit, Rand!«
    Mit einem Lächeln auf den Lippen näherte sie sich dem Weiher. Rand hielt es nicht für ratsam, jetzt mit Serena zu schwimmen.
    »Nicht nachdenken«, sagte sie und berührte ihn leicht mit der ahnenden Hand. »Du musst deine Gefühle zulassen.«
    Sie ließ seine Hand los und wandte sich dem kristallklaren Weiher zu. Dann sprang sie in ihrer Kleidung kopfüber in das Wasser und tauchte unter.
    Rand blickte sich nach allen Seiten um, doch nichts Beunruhigendes war zu entdecken. Aus den Dunstschleiern des Sturzbachs drang Serenas Lachen an sein Ohr, und er hörte, wie sie durch das rauschende Wasser nach ihm rief. Schließlich konnte er ihrer unbekümmerten Freude doch nicht länger widerstehen. Mit einem befreiten Lachen lief er zum Ufer des Weihers und sprang hinein.

15
    Die warme, helle Mittagssonne schien auf die glatten Granitfelsen, die den Weiher umgaben. Rand lag auf dem Rücken und hatte wegen des grellen Lichts die Augen geschlossen. In der Hitze verdampfte die Feuchtigkeit aus seiner Kleidung. Serena hatte sich neben ihm ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und ließ ihre bloßen Füße ins kühle Wasser baumeln.
    »Das war ein guter Vorschlag, nicht wahr?«, fragte sie. Rand öffnete ein Auge und sah, dass sie ihm den Kopf zugedreht hatte und lächelte. »Unsere Kleider sind wieder leidlich sauber, und wie es aussieht, fühlst du dich wohl.«
    Rand seufzte, gab ihr im Stillen aber recht. »Wir sind völlig durchnässt.«
    Serena sah hinreißend aus, wie sie so dalag und sich die Sonne ins Gesicht scheinen ließ. Ihr schwarzes Haar umgab ihren Kopf wie ein Fächer, und ihr schlichtes, noch feuchtes Bliaut schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihre Rundungen.
    Wirklich, er fühlte sich wohl, wenn er mit ihr zusammen war. Unter dem Sturzbach hatte er mit ihr gelacht, war in das kristallklare Wasser getaucht und hatte sich in Serenas freudestrahlenden Augen verloren. Obwohl sein Begehren immer noch in ihm brannte, verspürte er einen gewissen Frieden. Eine angenehme Ruhe bestimmte sein Denken, und das hatte nicht zuletzt mit dem reinen, mitfühlenden Wesen dieser Frau zu tun, die da neben ihm lag.
    Er fühlte sich geborgen und warm, ein Gefühl, das ihm seit dem Überfall auf Greycliff Castle fremd geworden war. Womöglich auch schon vorher. Es kam ihm wie ein Verrat an seiner eigenen Seele vor – an seiner Ehre – , sich jetzt so frei zu fühlen. Seine Frau und sein Kind lebten nicht mehr. Solange diese Rechnung nicht beglichen war, hatte er kein Recht, auch nur einen Augenblick in Freude zu schwelgen.
    »Du denkst an dein Zuhause«, sagte Serena leise.
    Diesmal war es ihre Intuition und nicht die Ahnung, die ihr dies verriet, denn sie berührte ihn gar nicht. Sie sah ihn bloß an und spürte, dass seine Gedanken zurückschweiften – zu dem Leben, das er einst geführt hatte. Rand machte keine Anstalten, es zu leugnen; in der kurzen Zeit, die sie einander kannten, hatte Serena ihn besser verstanden als jeder andere Mensch zuvor.
    »Erzähl mir, was dort geschah, Rand.« Serena zog die Füße aus dem Wasser und rückte auf dem Felsen etwas dichter an ihn heran. Sie streckte die Hand nach ihm aus, und ihre Finger waren zärtlich, als sie ihm durch das feuchte Haar strich. »Es ist gut. Du kannst mir alles sagen. Erzähl mir, was geschehen ist.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Rand die Worte fand, um seinen letzten, furchtbaren Tag auf Greycliff Castle zu beschreiben. Die Hölle hatte sich allerdings bereits vor dem Überfall aufgetan, nämlich zu dem Zeitpunkt, da ihm bewusst geworden war, dass seine Ehe gescheitert war.
    »Es gab da eine heilkundige Frau«, begann er schließlich. »Sie war vor etwas über einem Jahr in das Dorf gekommen. Sie wirkte eigenartig und lebte allein, verstand sich aber auf Heilkräuter. Eines Tages kam sie mit ihren Kräutern zu uns

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