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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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noch findet er Anklang beim Volk!«
    Roc schaute verärgert drein. »Soll ich etwa auf Yeza warten?!«
    »Gewiss!«, kam die trockene Antwort, um dann in milder Abgeklärtheit die Erläuterung nachzuschieben: »Nur das Königliche Paar in seiner Gänze macht Sinn. In seiner geistigen Überhöhung allein ist es in der Lage, die Verheißung der Friedensherrschaft zu erfüllen - «
    »Das haben wir - >in aller Gänze< schon zu Jerusalem erlebt!«, lehnte sich Roc auf, vergeblich bemüht, im Tonfall nicht zu entgleisen.
    Die alte Dame sah es ihm nach. »Ich verstehe Eure Ungeduld, Roc Trencavel. Die Ausgangslage hat sich mit dem Erscheinen der Mongolen verändert«, appellierte sie an Rocs Verständigkeit, »es ist müßig, darüber zu streiten, ob zu unserem Guten oder Schlechten: Wir haben sie lediglich in unsere Überlegungen einzubeziehen -
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    »Der Il-Khan wünscht uns als Herrscher einzusetzen«, versuchte Roc sich einzubringen, doch die Grande Maitresse ließ sich den Faden, an dem sie spann, nicht aus der Hand winden.
    »Frage ist: Unter welchen Voraussetzungen, wann und vor allem wo?«
    Rog ignorierte das Auftauchen Davids, der höchst erregt versuchte, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, schließlich vertraute der Templer sie dem Mönch an.
    »Ich bin besorgt über das Verschwinden Joshuas!«, flüsterte er William zu. »Er wollte diesen Ali zum Wesen-Spiel holen, doch der behauptet, den Zimmermann nicht gesehen zu haben.«
    William wusste auch nicht, was er darauf antworten sollte, und winkte beschwichtigend ab, zumal die Grande Maitresse gerade in ihrem ihn weitaus mehr interessierenden Diskurs fortfuhr. »Ganz sicher darf nicht Damaskus als Synonym für den Sitz einer spirituellen Herrschaft stehen, das würde den allumfassenden Anspruch, den wir dem Friedenskönigtum gegeben, auf gefährliche Weise reduzieren, ihn klein und erbärmlich machen! Es sollte -«
    »Ihr vergesst, hohe Dame«, traute sich Rog ihr ins Wort zu fallen, »dass die Mongolen darüber befinden werden!«
    Die Grande Maitresse hinter ihrem schwarzen Vorhang musste schlucken, sie hüstelte. »Unsere Aufgabe ist es, die kindlichen Vorstellungen dieser törichten Barbaren in die rechte Bahn zu lenken: Niemand mutet ihnen zu, eigene Gedanken zu entwickeln! Wir müssen sie nur benutzen, unsere Vision zu verwirklichen!«
    »Was heißt das nun für mich und für Yeza?«, begehrte Roc auf, er schien nicht länger gewillt, sich dem nebulösen Konzept zu unterwerfen.
    »Sucht die Vereinigung«, beschied sie ihn. »Wenn Ihr dem Il-Khan nicht entgegeneilen mögt, dann wartet hier auf sein Kommen und fügt Euch seinem Ratschluss, auf den wir Einfluss nehmen werden.« Sie bemerkte die Unlust des Trencavel. »Widersteht der Verführung, Trencavel, Euch hier unbeweibt zum machtlosen >Malik< von Damaskus ausrufen zu lassen, das kann dem Bild vom Königlichen Paar nur Schaden zufügen. Lehnt die Würde ab, die Euch der verrottete Hofklüngel andienen will, macht den Leuten
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    mannhaft klar, dass Ihr Euch nicht gegen die Mongolen stellen werdet, die allein die Macht besitzen, euch, dich, Roc, und Yeza als Herrscher zu inthronisieren!« Die Grande Maitresse beließ es bei dieser klaren Ermahnung und gab ihrer Eskorte - wie immer klopfte sie mit ihrem Stock an die Innenwand - das Zeichen, die Sänfte aufzunehmen. Ohne ein weiteres Wort an Roc zu richten - etwas Trost, ein aufmunterndes Versprechen, schienen selbst William, dem stummen Zeugen der Unterredung, durchaus angebracht -, entschwand sie den ratlosen Blicken der um den Trencavel Versammelten.
    Aus der Chronik des William von Koebr uk
    Roc musste ähnlich wie der Chronist empfunden haben. »Habt Ihr, William, auch nur mit einem Satz vernommen, was die Alte mit uns vorhat?! Sie faselt von einem Friedenskönigtum in einer Welt, die nur das Recht des Stärkeren anerkennt, von nackter Gewalt gezeichnet ist!« Rocs Erregung hielt sich zu meinem Erstaunen in Grenzen, er war auch eher verärgert, zumindest enttäuscht. »Ich will diese Vormundschaft nicht länger«, knurrte er mich an, als sei ich der verantwortliche Vertreter, den die Grande Maitresse zurückgelassen hatte, um für die Durchsetzung des Großen Plans zu sorgen. »Genauso wenig steht mir der Sinn nach einem Königtum von des Il-Khan Gnaden!« Ich nickte aus tiefer Überzeugung, was ihn zu versöhnen schien. »Yeza sieht das gewiss genau so wie ich!« Er wandte sich an den Baouab, der die ganze Zeit über die Arbeiten auf dem Teppich

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