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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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vorangetrieben hatte, ohne sich im Geringsten um den Auftritt der alten Dame in ihrer Sänfte zu kümmern. Jetzt traten auch die drei Okzitanier und Berenice wieder hinzu, die sich während der Unterredung diskret abseits gehalten hatten.
    »Ich habe mich entschlossen«, teilte der Trencavel nunmehr dem Baouab mit, »meinen offiziellen Einzug in Damaskus in der würdigen Form zu halten, die vom Volk ersehnt wird.«

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    Der oberste Hofbeamte hatte wohl nichts anderes erwartet, geschweige denn etwas von der Aversion Rocs gegen den Einbezug des Kelims mitbekommen. Er wies dem Trencavel mit Feldherrngeste die schon deutlich sichtbaren Aufbauten und Absperrungen, an denen seine Leute noch fleißig zimmerten. »Wir haben für den festlichen Augenblick, an dem Ihr gegenüber der großen Moschee auf dem Platz eintrefft, ein prächtiges Feuerwerk vorgesehen.«
    So genau wollte Roc es allerdings nicht wissen. »Sagt mir nur, von wo ich kommen soll und wohin ich mich zu wenden habe.« Er wandte sich abrupt von der Szenerie auf dem großen Platz ab, und der Baouab war gezwungen, hinter ihm herzuhasten.
    »ROQ sollte sich ausruhen«, befand die besorgte Berenice. »Wir haben im Palast bereits Quartier gemacht.«
    Die tatkräftige Frau machte ihrem Ehemann Terez samt dem Brüderchen Pons energisch Beine, damit sie dem Trencavel folgten. Guy de Muret hatte ich am Ärmel erwischt und noch zurückgehalten.
    »Wenn 's ums Wohl von Roc Trencavel geht«, stichelte der ungerührt, »verwandelt sich die Greifin zur Glucke!«
    Mir lag jetzt nicht daran, Berenice zu verteidigen, offensichtlich hatte Guy andere weibliche Ideale - die von ihm minniglich bedrängte Maid Alais, so hatte mir Pons gesteckt, sollte ja lieblich und von sanfter Güte wie syrisches Naschwerk sein -, doch mochte ich sein Verdikt nicht so abwertend stehen lassen. »Unter rauer Schale verbirgt sich oft süße Frucht!«, wies ich ihn auf meine Vorlieben hin. »Auch die kämpferische Amazone entpuppt sich -
    nach Ablegen von Armschiene und Bogen - als liebesbedürftiges Weib.«
    »Nur, dass sie dem Kriegshandwerk willig die eine Brust geopfert hat!«, ließ sich der vormalige
    Dominikanermönch nicht von seinem Vorurteil abbringen. »Solch ein Mannweib tut sich leicht, treu zu sein!«
    »Und Ihr, Guy de Muret«, entgegnete ich bissig, »wie steht es mit Eurer Treue?« Mein altes Misstrauen kam plötzlich wieder hoch. »Ich meine damit keinen Weiberkram, sondern unverbrüchliche Ergebenheit - «
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    Anfügen wollte ich noch »gegenüber dem Trencavel«, aber Guy reagierte mit unerwarteter Heftigkeit. »Sicher schulde ich sie keinem Weibe!«, fauchte er mich an. »Und mir selbst gegenüber mag ich treulos sein, wie es mir behagt!« Er riss sich los und rannte hinter den anderen her.
    Ich blieb mit David dem einarmigen Templer allein, der sich auf seiner vergeblichen Suche nach seinem Spielgefährten Joshua notgedrungen überall in der Stadt umgesehen hatte. So erfuhr ich, dass der Einzug durch das Osttor Bab Sharki erfolgen sollte, die volle Länge der Decumana entlang, um dann beim Palast, wo wir jetzt standen, in weicher Kurve zur Mitte des Großen Platzes zu führen - die Moschee im Hintergrund. Von hier ab hatte der Baouab massive hölzerne Sperrgitter errichtet, um das andrängende Volk zurückzuhalten, aber dahinter auch Ehrentribünen, für die Honoratioren und Reichen der Stadt. Somit würden Rog und sein Gefolge unweigerlich dem Thronpodest zugeführt, das diese mit Girlanden und Fähnchen geschmückte Triumphstraße abschloss. Dort erhob sich der doppelsitzige Thron - ein Verweis auf die noch fehlende Königin -, das schien mir aber auch das einzige Zugeständnis auf die Vorhaltungen der Grande Maitresse -von denen der Baouab nichts wissen konnte. Ansonsten schien der tüchtige Baumeister alles getan zu haben, was im vollen Widerspruch zu den Intentionen der alten Dame stand. Entweder verfügte der Baouab über die Gabe, den Wünschen seines neuen Herrn im vorauseilenden Gehorsam zuvorzukommen, oder der Sheitan musste ihm die Art der Gestaltung eingeflüstert haben. Es gab kein Entrinnen auf diesem Weg zum Thron! Mir lag es fern, Rog sein Beschreiten auszureden - abgesehen davon, dass er auf mich nicht hören würde, und die Grande Maitresse hatte es auch nicht für nötig gehalten, irgendwelche Ermahnungen gerade mir ans Herz zu legen!
    Ich vertröstete David damit, dass Josh sicher Freunde in der Stadt gefunden hätte und mit ihnen die verbleibende Zeit

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