Der Kelim der Prinzessin
Verhältnis zu teilen und den Aufbruch vorzubereiten. Der nutzte gleich seine Befehlsgewalt, dem Unterführer Khazar das lästige Durchzählen der Ochsenkarren und Jurten aufzuhalsen. Der
Oberkommandierende ließ ihn gewähren. Während Sundchak befriedigt hinausstapfte, beauftragte Kitbogha den Mann seines Vertrauens, den Hauptmann Dungai, dafür zu sorgen, dass alle Kriegsmaschinen, insbesondere die Waffenlager von Pfeilen und Speeren, nicht von den Abziehenden mitgenommen würden, sondern dem
verbleibenden Heer erhalten blieben.
Dungai hatte sogleich verstanden. »Dazu gehören in erster Linie die schnellsten und kräftigsten Pferde!«, fügte er hinzu. »Unser Drittel muss eine Auslese der Besten sein!«
»Das gilt vor allem für die Reiter!«, setzte der alte Kämpe schmunzelnd hinzu und verabschiedete seinen Hauptmann mit einem Schlag auf die Schulter.
Beim Verlassen des herrscherlichen Zeltes versuchte Bohemund seine langjährige Freundin Yeza aufzuheitern.
»Könnte ich dich doch gegen meine Frau Sybille eintauschen!«, beklagte er mehr
321
sein Los als Schwiegersohn Hethums, als dass er je mit einem solchen Gedanken gespielt hätte.
Yeza strahlte den Spielgefährten ihrer Jugend aus grüngrauen Augen an. »Die Tochter des Armeniers gestaltet dir das Leben vielleicht etwas schwierig, lieber Bo, - die Tochter des Gral würde es dir unlebbar machen!«
Der junge Baitschu trottete neben dem missmutigen Khazar, der sich jetzt der Aufgabe der Viehzählung unterziehen musste. »Die schönste Jurte, Khazar«, schlug er seinem Vetter vor, »stellst du beiseite, die soll für Yeza sein!« Khazar nickte einverständig. »Wir sollten der Prinzessin eine Freude machen und Roc finden!«
»Die aus Antioch sagen, er sei gen Damaskus gezogen«, offenbarte Khazar den spärlichen Wissensstand der Mongolen. »Unsere Kundschafter aus Damaskus hingegen berichten, er sei nach Antioch geritten - «
Baitschu ließ sich von dieser unbefriedigenden Bestandsaufnahme nicht beirren. »Wir beide, Khazar, wir werden den edlen Trencavel jagen wie einen Hirschen, und wir werden ihn aufstöbern, gleich in welchem Unterholz er sich versteckt!«
Khazar betrachtete den Jüngeren wenig überzeugt. Sie trennten sich.
Aus der Chronik des William von Koebr uk
Das Entsetzen war einer tiefen Betroffenheit gewichen, allerdings überwog der Schmerz über den schrecklichen Opfertod der Berenice nicht lange die bohrende Frage, wer hinter dem Attentat stehen mochte. Dass es dem Trencavel gegolten hatte, darüber waren sich die Okzitanier schnell einig, doch es blieb mir vorbehalten, den Namen Alis auszusprechen. Für Roc und seine Freunde war der Sultanssohn aus Kairo längst derart zur Unperson geworden, dass sie ihn nicht einmal für eine derartige Untat wie den mörderischen Einsatz des Elefanten in Erwägung zogen, ja nicht einmal
322
dessen für fähig hielten. Selbst, wenn es so wäre, mussten Ali ruchlose Verschwörer zur Seite gestanden haben, die ihr wahnwitziges Vorhaben beherzt und rücksichtslos in die Tat umgesetzt hatten. Unsere Lage war keineswegs so, dass wir auf Mitwirkung der Bevölkerung von Damaskus zählen konnten. Die Zuschauer hatten rasch ihre Plätze auf den Tribünen geräumt, ihr Getuschel und Gemurmel konnte vieles bedeuten, doch kaum Mitgefühl oder Anteilnahme an dem Unglück. Eher, so musste ich, der zwischen ihnen gesessen hatte, als es geschah, mit eigenen Ohren zu hören bekommen, waren sie verärgert und enttäuscht über den Ausgang des Abends, der ihnen die festliche Stimmung verdorben hatte. Schuld war nicht der beliebte Elefant, geschweige denn waren es die Attentäter, sondern diese Fremden! Selbst der allgegenwärtige Baouab ließ sich nicht mehr sehen. Terez, von dem wir alle erwarteten, dass er vom Schmerz überwältigt zusammenbrechen würde, hatte mit malmenden Kiefern zu einer geradezu granitenen Haltung gefunden und mit rauer Stimme vorgebracht, wir sollten uns erst mal auf die Zitadelle zurückziehen.
Mit der Leiche seiner Frau, von einem Tuch gnädig verhüllt, auf einer provisorischen Bahre, die er und Guy trugen, waren wir zum Tor der Festung aufgestiegen und hatten Einlass verlangt. Der Kommandant der Garnison verweigerte sich unserem Begehr. Ich dachte, jetzt platzt der Trencavel! Doch Rog nahm auch diesen Schlag hin, ohne die Miene zu verziehen. Der nächste Vorschlag war von David, meinem einarmigen Freund, gekommen.
Die Beziehungen seines Ordens zum Kloster der Zisterzienser würden
Weitere Kostenlose Bücher