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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Maulhure!«, versuchte König Hethum sofort scherzend zu entschärfen, als er die Gesichter der Betroffenen sah, das töricht bestürzte seines Schwiegersohns und die Zornesfalte über der Nasenwurzel von Yeza, so weit der Stirnverband diese Sicht freigab. Doch das reizte die Tochter erst recht.
    »Blondes Haar zwischen den Schenkeln macht einer Ziege noch längst kein Goldenes Vlies!«, zog sie jetzt vom Leder und fügte hohnlachend hinzu: »Und einem Bock wie Roc kein drittes Bein!«
    Yeza wirkte wie erstarrt, aber ich sah, wie in ihren Augen Mord aufglomm. Der junge Fürst warf sich in die Bresche. »Du solltest dich schämen!«, flüsterte er seinem Weibe zu, nur mühsam die Ruhe bewahrend.
    »Wenn meine Tochter so etwas wie Scham kennen würde«, heizte Hethum königlich amüsiert die Eruption noch weiter an, »aber wo andere ihr Hirn haben, ist bei ihr auch nur ein feuchtes Loch!«
    »Du bist eine armenische Sau!«, entrang sich Bohemund und ließ offen, ob er Vater oder Tochter meinte.
    Sybille zog sich den Stiefel an. »Der Fürst von Antioch kann sich ja scheiden lassen«, trat sie ihm voll ins Gekröse, »damit er diese flachbrüstige blasse Zicke ohne Arsch und Titten heiraten
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    kann.« Da ihr Vater sie beherzt am Gürtel gegriffen hatte und nicht mehr losließ, trampelte sie ihre Wut ins Leere, die sich jetzt wieder gegen Yeza richtete. »Ich angel' mir den Trencavel!«, fauchte sie ihr herausfordernd entgegen. »Lieber ab und zu einen scharfen Hecht in der Reuse, als zweimal wöchentlich normannisches Trockenrudern! Bo - he - mund, Bo - he - mund!«, ließ sie den Namen ihres Mannes genüsslich gedehnt und untermalt von obszönen Gebärden der copulatio a tergo auf der Zunge zergehen.
    Yeza hatte sich inzwischen langsam von ihrem Sitz erhoben. »Lasst sie frei!«, befahl sie König Hethum, und da der unvorsichtigerweise seinen Griff lockerte, riss sich Sybille los und stürzte sich mit schrillem Schrei auf die verhasste Lockenpracht der Prinzessin. Geschmeidig duckte sich Yeza in die Knie, und die robuste Armenierin flog ungebremst über sie hinweg auf den Marmorboden des Saales. Es hätte ihr eine Warnung sein müssen, aber Sybille hielt es für ein Missgeschick, sie rappelte sich wieder auf, verwundert, dass Yeza nicht über sie hergefallen war, als sie am Boden lag. Das deutete sie als Feigheit und stampfte wiegenden Schritts, die Fäuste protzend in die Hüften gestemmt, auf ihr schmächtiges Opfer zu. Außer Zerren der Haare und dem Zerkratzen eines Gesichts schien die schwerleibige Fürstin keine Art zu kennen, ihre Aggressionen loszuwerden. Yeza ergriff das Handgelenk der vorschnellenden Faust, drehte ihr blitzschnell den Arm auf den Rücken, sodass der niedergehende Kopf in Reichweite von Yezas Kniespitze geriet, das Krachen des Kiefers war deutlich zu hören, und Zunge zwischen diesen aufeinander schlagenden Zähnen wollte ich auch nicht gewesen sein! Das Schmerzensgeheul der Sybille war markerschütternd und verebbte nur, weil Yeza ihr einen abschließenden Tritt in den Arsch gab, womit sie wieder in voller Länge auf dem Bauch landete. Doch nicht genug, wie eine Wildkatze sprang Yeza den besorgt hinzutretenden Bohemund an, und ehe der sich 's versah, hatte sie ihm seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen.
    »Nein!«, donnerte eine Stimme von der Tür her, es war der heimgekehrte Kitbogha.
    »Doch!«, sagte Yeza seelenruhig und warf der sich gerade mühsam erhebenden Fürstin die Waffe zu. Die hielt das dummerweise
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    für einen Vorteil. Während Yeza ihr noch trocken verkündete: »Et nunc ad memoriam! - «, war Sybille willens, das Blut, das sie spuckte, mit dem Blut dieser tückischen Schlange zu begleichen.
    »Nein!«, schrie jetzt auch König Hethum, der das Schlimmste befürchtete. Doch Sybille riss bereits den Dolch hoch, um wütend auf Yeza einzustechen. Ich - und wohl auch kein anderer - habe nicht so schnell schauen können, wie es geschah. Ich sah noch, wie Yeza, als sähe sie die auf sie einstürzende Gefahr nicht, seelenruhig zum Nacken zwischen ihr volles Haar griff - dann starrten alle auf Sybille, der ein blitzschneller feiner Schnitt zwischen die geöffneten Lippen gefahren war, sie wollte den Mund zum Schrei aufmachen, aber der glühende Schmerz erlaubte es ihr nicht mehr.
    »Damit Ihr Euer Karpfenmaul zukünftig noch weiter aufreißen könnt!«, beschied Yeza die stöhnende Fürstin, die jetzt wimmernd in die Knie ging und zusammenbrach. Sie drehte der Gemaßregelten den

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