Der Kelim der Prinzessin
darauf, uns von dem berühmten Helden in allen Ehren zu verabschieden. Der Trencavel soll Beaufort in guter Erinnerung behalten!«
Frau Johanna lächelte in sich hinein, wieder einmal hatten sie Glück gehabt! »Unsere ergebensten Grüße möge Roc bitte dem Oberkommandierenden Kitbogha ausrichten«, wandte sie sich vorsorglich an Terez. »Unsere ganze Liebe gilt dem mongolischen
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Volke, das uns die Hoffnung auf die Friedensherrschaft des Königlichen Paares geschenkt hat!«
Terez de Foix biss die Zähne aufeinander, ihr Knirschen war deutlich vernehmbar.
Aus der Chronik des William von Koebr uk
Das Geschreie - anders mag ich die lautstarke Auseinandersetzung zwischen der Prinzessin und dem Bretonen nicht bezeichnen - hallte durch die gesamte Qal'at al-bahr, zumindest durch den Teil, in dem Yeza auf Anordnung des Komturs festgehalten wurde. Wahrscheinlich hatte ihr Herr Yves eröffnet, dass er sie nunmehr von hier fortschaffen würde, auf die Schatzburg der Mongolen Schaha am fernen Urmiah-See. Der Bretone hatte mir bereits seinen Plan mitgeteilt, auch dass er dafür den Schnellsegler des Ordens benützen würde. Dass Naiman dessen Kapitän bereits bestochen hatte -das wusste nur ich, und ich hatte Yves den inzwischen ziemlich unbehelflichen Umstand verschwiegen. Der Segler lag immer noch da, wohin ihn der ägyptische Meisteragent bestellt hatte, ich konnte sein schnittiges Heck durch meine Schießscharte sehen - wenn mir auch jedes Mal der Anblick des toten Naiman nicht erspart blieb. Der schaute sich jetzt mit seinem Schielauge das Schiff von unten an, umschwirrt von vielen kleinen hungrigen Fischlein -
Yves der Bretone betrat meine Höhle, er schien mir am Ende seiner Kräfte und seiner Geduld. Ich schob ihm meinen gefüllten Pokal hin, aber er wies ihn unwirsch zurück.
»Die Prinzessin zetert und tobt!«, seufzte er. »Sie ist wie von Sinnen, ich weiß nicht, wie ich sie bändigen soll.«
»Geht es ihr um Rog?«, fragte ich teilnahmsvoll.
»Sie will nicht lebendig begraben werden!«
»Das kann ich verstehen.« Ich nahm einen kräftigen Schluck. »Gibt es denn keine andere Lösung?«
Yves schenkte mir einen mitleidigen Blick. »Wenn Ihr, Wil-
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liam von Roebruk, die Garantie für ihre Sicherheit übernehmen könnt ...«, er ließ den Spott beiseite und fuhr mürrisch fort, »eine Sicherheit, für die nicht einmal der mächtige Kitbogha eine andere Wahl sieht - «
»Am besten war 's«, gab ich schlau zu bedenken, »wenn auch Roc Trencavel dorthin nach Schaha verbracht würde, dann wären sie wieder vereint und könnten - «
»Dieser Aufgabe soll sich gefälligst jemand anderes unterziehen!«, gereizt fuhr er mich an. »Mir reicht die junge Dame. Und wenn Ihr, William, mir keine nützlicheren Vorschläge zu machen habt, dann wäre es besser, Ihr öffnetet Euren Mund nur, um Euch weiter zu betrinken!« Wütend wandte er sich wieder der Treppe zu.
Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. »Naiman«, sagte ich rasch, »hat mir ein Fläschchen hinterlassen - mit Gift.« Ich zerrte es aus meiner Tasche und stellte es auf den Tisch. »Sabu nuqat lil maot, den >Sieben-Tropfen-Tod< nannte er es - und ausnahmsweise will ich ihm glauben!«
Der Bretone nahm es nachdenklich in die Hand. »Die Frage ist nur, wie wirkt es?« Er hielt den Flakon gegen das Licht, das durch die Schießscharte einfiel, »und was für einen Effekt erzielt man mit ein, zwei - drei Tropfen?
Übelkeit oder Betäubung?«
»Der Einzige, der es uns sagen könnte«, bot ich meine Bereitwilligkeit an mitzuüberlegen, indem ich mit dem Daumen hinunterwies, wo der Naiman aufgespießt im seichten Wasser vor sich hin weste, »ruhu ülajahanam!
Möge seine Seele in der Hölle schmoren, wie man hierzulande sagt - «
»Die rechte Dosis müsste man kennen«, murmelte der Bretone, und mir schien, er schaute dabei begehrlich auf meinen vollen Pokal. »Mir ist jetzt doch nach einem Schluck von Eurem mit Fleiß verborgenen Fass!«
Erfreut holte ich einen weiteren Becher und füllte ihn reichlich.
»Schon um mich Eurem Trinkspruch anzuschließen«, sprach der Bretone leichthin. »A propos, schaut doch mal nach, ob der Kerl bereits vom Teufel geholt wurde!«
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Bereitwillig trat ich zu meinem Ausguck: Die Wellen spielten immer noch im schütteren Haar des Naiman, und mir war, als hätte sein Schielen zugenommen. »Den will nicht einmal der sheitanl« Ich wandte mich wieder dem Bretonen zu.
Wir hoben unsere Becher und sahen uns
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