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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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befriedigt grinsend in die Augen und tranken - weich rollte der kostbare Tropfen durch meine Kehle, mir wurde warm und schläfrig, meine Glieder waren wie Blei - ich wollte noch etwas sagen, aber ich brachte die Lippen nicht mehr auseinander.
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    »HERMES TRISMEGISTOS« -
    DAS UNVERMEIDLICHE VERMEIDEN
    MITHILFE DES TOTEN DAVID und der willig mitspielenden Mongolen, die eigentlich Baitschu auf
    kürzestem Weg zu seinem Vater zurückschaffen sollten, war es Terez de Foix gelungen, den perfiden Burgherrn von Beaufort und sein ansonsten so durchtriebenes Weib ins Bockshorn zu jagen: Sie ließen Roc Trencavel und seine beiden Gefährten, Guy de Muret und den dicken Pons de Tarascon, ziehen. Kaum waren die drei außerhalb der Bolzenschussweite von Beaufort in sicherer Freiheit, da verschwanden auch die Mongolen zwischen den gegenüberliegenden Felsen, die bislang so grimmig auf die Burg gestarrt.
    Terez sorgte dafür, dass der einarmige Templer - nachdem er seinen Freunden diesen letzten Dienst erwiesen hatte - in einer Felshöhle eine würdige Ruhestätte fand. Besonders die mongolischen Bogenschützen, die seinen Tod verursacht hatten, legten eifrig mit Hand an, als es darum ging, den Eingang zur Grotte mit Steinbrocken zu verschließen, schon damit der Geist des Toten sie nicht heimsuchen sollte.
    Der Trencavel machte ihnen keine Vorwürfe. Von Baitschu wusste Roc, dass Yeza mit größter
    Wahrscheinlichkeit von den Templern nach Sidon verschleppt worden war. Sich ein weiteres Mal dorthin zu wenden, ungeachtet des schmählichen Empfangs, den sie ihm bereits bei seinem ersten Versuch hatten zuteil werden lassen, war für ihn nicht nur das Naheliegendste, er hatte auch im Kerker von Beaufort die Zeit gefunden, sich über das klar zu werden, was er eigentlich wollte. Und das war - unter Verzicht auf alle Herrscherwürden und die Glorie eitler Abenteuer - jetzt nur noch der Wunsch, wieder mit Yeza vereint zu sein.
    Auf den Knien wollte er sie bitten, ihm zu verzeihen. Und dafür war er auch bereit,
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    sich zu demütigen, selbst vor den hochmütigen Templern. Doch es war ausgerechnet der Knabe Baitschu, der seinem Verlangen widersprach. Wenn die Templer von Sidon überhaupt noch am Leben seien - der General Sundchak hätte sich ihre völlige Vernichtung auf die Fahnen geschrieben -, dann sei in jedem Fall kein Durchkommen mehr durch den Belagerungsring der Mongolen. Das sah Roc ein, und von allen mongolischen Heerführern war Sundchak der Letzte, dem er sich in die Hand geben wollte.
    Sie waren mittlerweile an den Litani gelangt, einen reißenden Gebirgsfluss, der vom Libanon zur Küste bei Tyros herabströmt. Obgleich in der Schlucht etliche Felsbrocken auf den ersten Blick zur Überquerung einluden, bei genauerem Hinsehen und nach einigen missglückten Versuchen, bei denen zwei vorwitzige Mongolen der Eskorte von den Wassern fortgerissen wurden, verließ die Gefährten schnell der Mut. Allein hätte Roc es gewagt, doch er scheute das Risiko, auch noch die letzten Begleiter zu verlieren, die ihm treu die Stange hielten.
    Sie verharrten noch am Ufer, verzagt bemüht, eine andere Möglichkeit zu entdecken, als Roc flussaufwärts die Gestalt des Schamanen zu sehen glaubte, der gefolgt von seinem Bären behende von Stein zu Stein hüpfte.
    Arslan schien ihm dabei zuzuwinken, doch kaum hatte der Alte leichtfüßig das andere Ufer erreicht, war er samt seinem zotteligen Tier verschwunden. Der Trencavel befahl den Mongolen, an der angegebenen Stelle den wilden Fluss zu überwinden. Erst nachdem sie allesamt die gegenüberliegende Felsböschung erklommen hatten, hieß er seine drei Okzitanier und Baitschu, es ihnen gleichzutun. Roc bestritt die Nachhut. Ihm war klar, dass der Schamane sich ihm nicht gezeigt hatte - die anderen hatten die Erscheinung gar nicht bemerkt -, um ihm den Weg durch den wilden Litani zu weisen, sondern weil der Alte eine Botschaft für ihn hatte. Doch wohin Roc auch schaute, er vermochte ihn nicht mehr zu entdecken. Dann sprang ihm ein kleiner Stein vor die Füße, und Roc richtete seinen Blick nach oben in die Felswand. Der Bär kletterte hoch über ihm im Ginstergestrüpp, das sich dort im Gestein festgekrallt hatte, es geschickt wie eine Strickleiter nutzend. Also deutete der Trencavel unerbitt-443
    lieh hinauf in die Höhe, und widerspruchslos machten sich die Mongolen an den Aufstieg, nur Pons maulte, und Baitschu lachte den Dicken aus.
    »Roc Trencavel hat uns über den Fluss geführt«,

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