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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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zu befolgen.«
    Der so Angesprochene lief rot an, der heftige Lachanfall, gemischt mit schlecht unterdrückter Wut, würgte seinen dicken Hals, er hob die Hand gegen den kecken Knaben, der jedoch geschickt auswich in den Schutz des Bretonen, der zu Sundchaks Ärger Zeuge dieser Szene wurde. »Da will mir dieses Kind«, keuchte er puterrot,
    »das noch nicht mal -«, er verschluckte sich an seinem Zorn, »mir weismachen, sein Vater habe ihn beauftragt, mir,
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    seinem General -!« Sundchak erlitt einen Hustenanfall, dass alle dachten, jetzt erstickt er oder platzt.
    Nur Baitschu blieb davon völlig unberührt. »Ihr haftet ihm mit Eurem Kopf!«, rief er kalt und deutlich.
    Sundchak stand wie ein Stier, den der Hammer vor den Schädel getroffen hatte, keiner wusste, ob er jetzt stürzen oder vorwärts stürmen würde. Doch er fing sich, grinste breit zum Bretonen hinüber, schon um endlich denjenigen anzugehen, mit dem er sich letztlich auseinander setzen musste. Doch Yves ging nicht darauf ein, sondern knüpfte sich streng den ziemlich dumpf dabeistehenden Khazar vor.
    »Hatte ich nicht ausdrücklich verlangt, dass der Befehl schriftlich ausgefertigt werden sollte?!«
    Khazar senkte schuldbewusst sein rundes Haupt, doch ehe er etwas Dummes antworten konnte, meldete sich nochmals Baitschu zu Wort. »Dazu blieb in der Hetze keine Zeit! Ich wurde dem ilt-schi in aller Hast beigegeben, um der Order des allerhöchsten II-Khan sichtbares Gewicht zu verschaffen!«
    Das ließ den Blutdruck des stiernackigen Generals wieder hochschnellen.
    »Wenn du Schwergewicht«, sein dicker Finger stach in Richtung Baitschu, »als Siegel Hulagus auf einem unsichtbaren Befehl klebst«, lachte er hemmungslos, »dann haftet ja mein Haupt noch fest auf meinen Schultern!«
    Darauf wusste auch Baitschu keine Antwort, aber Yves erhob plötzlich seine Stimme, weder drohend noch scharf. »Wenn auf Mard' Hazab auch nur einem Menschen ein Haar gekrümmt wird, dann werde ich es sein, der Euren Kopf vom Halse trennt.«
    Das Lachen blieb Sundchak in der Kehle stecken, gegen seinen Willen irrte sein Blick hinüber zur Satteltasche des Bretonen. Dort steckte unübersehbar in breitem Lederfutteral der mächtige Zwei-händer. Dunkel fiel ihm das Munkeln wieder ein, Yves sei nicht nur der Sonderbotschafter seines Königs, sondern eigentlich der Scharfrichter der Krone Frankreichs. Nie hatte er das Gerede ernst genommen, doch jetzt fuhr ihm die Drohung in die Glieder. Er rang nach seiner Fassung und Autorität.
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    »So haltet Euch, Herr Yves, von nun an bitte an meiner Seite, sodass Ihr die Befehle an meine Leute deutlich vernehmt.«
    Der Bretone lächelte dünn. »Dessen könnt Ihr gewiss sein.« Er grüßte den General und führte Baitschu mit sich hinweg. Khazar wurde befohlen, sich am nächsten Morgen in voller Rüstung bei seinem General zu melden, zum Befehlsempfang.
    Sundchak hatte sich bereits auf die Latrine zurückgezogen, um dem plötzlichen Drängen seines Gedärms nachzugeben. »Scheiße!«, fuhr er seinen Leibburschen an. »Scheiße! Scheiße!«
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    DIE EISERNE JUNGFRAU DES PATRIARCHEN
    DER EMIR WAR AUSGERITTEN. Unruhe trieb ihn. Nicht, dass er den ringsum in den Bergen postierten
    Spähern nicht traute, ebenso wie er sich auf die starke Besatzung verließ, die er auf Mard' Hazab zusammengezogen hatte, aber er wollte sich mit eigenem Augenschein überzeugen, ob tatsächlich eine Strafexpedition - lachhaft! - im Anmarsch war. Niemand war zu sehen! El-Kamil hatte mit den kurdischen Bergstämmen der Umgebung ein Abkommen geschlossen, auf das er jederzeit zurückgreifen konnte. Sollten diese Mongolen tatsächlich so töricht sein, sich in die ihnen völlig fremde, unwegsame und unübersichtliche Gebirgslandschaft vorzutrauen, dann wäre es das Beste, ihnen einen Hinterhalt zu legen. Dafür standen ihm gewiss mehr Kämpfer zur Verfügung, als diese Kürbisköpfe jemals heranbringen konnten! Der gemeinsame Hass auf die schlitzäugigen Invasoren einte die Bergvölker, und die genaue Kenntnis der tief eingeschnittenen Täler und schroffen Klippen verlieh den freien Stämmen einen unüberwindbaren Vorteil. Jetzt den Rückzug nach Mayyafaraqin anzutreten, würde hingegen seinen Ruf als unbestrittener Anführer des Widerstandes untergraben. Er musste in Mard' Hazab ausharren, allen Unkenrufen zum Trotz - Weiber waren eben keine Krieger, nicht einmal diese neunmalkluge Prinzessin! Abergläubisch war Yeza, mit ihren tausend djinn in jedem Knoten

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