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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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El-Aziz spöttisch, »wenn Ihr, lieber Vetter, daraufsitzt! - Nur, das geht nicht in die runden Dickschädel der Mongolen, dass irgendetwas anders verläuft, als sie es geplant: Sie sind es gewohnt, dass alles nach ihrem Willen geschieht!« El-Aziz bemerkte den triumphierenden Blick, den der Emir der Verschleierten zuwarf.
    Der Nachtisch wurde gereicht, karamellisiertes Obst, aus der gedickten Milch heimischer Bergziegen gewonnener Frischkäse mit Honig von Akazien und geröstete Kastanien. Doch El-Kamil blieb nachdenklich und hob die Tafel auf, kaum, dass die verborgene Schöne ihren letzten Bissen hinter das lästige Gitterwerk der Burqua bugsiert hatte.
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    Man begab sich zur Ruhe. Yeza seufzend, denn ihr stand noch der nächtliche Besuch ihres unersättlichen Gebieters bevor. El-Aziz wagte, ihr einen schnellen scheuen Blick zuzuwerfen, und glaubte, ihr ein kleines Lächeln entlockt zu haben. Der Teppich, ging es ihm nicht aus dem Sinn, als er schon sein Nachtlager bezogen hatte, der Teppich könnte die Lösung sein!
    SUNDCHAK, DER KOMMANDIERENDE GENERAL der vier mongolischen Hundertschaften, die das
    Expeditionsheer ausmachten, hatte bereits weit vor Sonnenuntergang befohlen, das Lager aufzuschlagen. So kam es, dass Khazar und Baitschu, beide auf dem Pferd des Letzteren, schon unerwartet rasch auf die Truppe stießen.
    An eine Umkehr war nicht mehr zu denken, man hatte sie bereits gesichtet, und wie zu erwarten, wurden die beiden sofort mit großem Freudengeschrei umringt. Zu Khazars großer Erleichterung vernahmen sie, dass vor dem Zelt des Generals Yves der Bretone hoch zu Ross im heftigen Disput mit Sundchak begriffen sei, was die Strategie des morgigen Tages anbetraf. Yves der Bretone musste befürchten, dass dieser Abend voraussichtlich der letzte sein könnte, bevor die Feste Mard' Hazab in Sichtweite geraten würde. Bisher hatte er Sundchak seine Kenntnisse verschwiegen. Mit seinem untrügerischen Gespür für den rechten Zeitpunkt beschloss der Bretone, mit seinem Wissen nicht länger hinter dem Berg zu halten, sondern steckte Sundchak jetzt ganz beiläufig, Naiman habe übrigens auch behauptet, dass der gesuchte Emir nicht mehr in Mayyafaraqin zu finden sei, sondern ihnen freundlicherweise so weit entgegengekommen wäre, dass er sich auf der nahen Burg Mard' Hazab verschanzt hätte. Über die merkwürdige Art des Bretonen, derart wesentliche Nachrichten einfach zu unterschlagen, regte sich Sundchak schon längst nicht mehr auf, genauso wenig wie über dessen Lügenmärchen.
    Diesmal wollte er ihm sogar Glauben schenken. Der General war sofort -entsprechend seinem ungestümen Temperament - für einen geballten Überraschungsschlag, um die Besatzung der Burg zu überrumpeln, während Yves sich für ein weit gefächertes Vorgehen einsetz -
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    te, einmal um sicherzugehen, den eventuell flüchtenden Emir zu fassen, zum anderen - und das war seine eigentliche Sorge - um zu verhüten, dass bei einem massiven Eindringen der Mongolen es zum
    unkontrollierbaren Blutbad kam. Denn, wenn Rog und womöglich auch Yeza als Gefangene auf der Burg gehalten wurden, schien es ihm reichlich riskant, auch wenn er in vorderster Linie an der Erstürmung teilnahm, dass es ihm gelingen würde, als Erster das Königliche Paar aufzustöbern und sein Überleben zu sichern. Er kannte den Blutrausch der Mongolen, und Sundchak tat alles, um seine Mannen aufzuhetzen. Von einer Suche nach den beiden und Maßnahmen zu ihrem Schutz war nicht die Rede. Alle in der Burg Aufgegriffenen sollten ausnahmslos niedergemacht werden, ohne Ansehen der Person. Nur für den Emir hatte sich Sundchak
    ausbedungen, dass der Hund lebend vor ihn gebracht würde.
    Der grimmige General pochte gerade auf seine alleinige Kommandogewalt, als Khazar und Baitschu von den Wachen vorgeführt wurden. Sie waren beide zu Fuß, sodass die Schande des abhanden gekommenen Pferdes jetzt nicht zur Sprache kam. Stattdessen verkündete Khazar mit unsicherer Stimme, dass sein Onkel Kitbogha, der Oberkommandierende, seinem General Sundchak befehle, sämtliche Bewohner der Burg Mard' Hazab zu schonen, - schon diese ersten Sätze brachten den General dazu, in eine dröhnende Lache auszubrechen.
    »Da kommt dieses Bürschlein, das vor Tagen sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat, und will mir erzählen, was ich zu tun habe !?«
    Baitschu warf sich mutig in die Bresche, die keine war. »So lautet der Befehl meines Vaters! Und Ihr, General Sundchak tut gut daran, ihn strikt

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