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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Gewissheit der baldigen
    Wiedervereinigung mit der Truppe und damit die Aussicht, unweigerlich wieder unter die Fuchtel des Generals Sundchak zu geraten, bewegten Khazar, seinen jungen Gefährten zu einer kurzen Rast zu überreden. Ihm waren nach scharfem Ritt im Hauptlager nur wenige Stunden Schlafes vergönnt gewesen, dann hatte ihn sein gestrenger Onkel schon wieder losgehetzt. Er wusste, dass Kitbogha daran lag, ihn, seinen Neffen, zu einem vorbildlichen Krieger zu erziehen, den er dann - ohne Arg der Protektion - als Unterführer einzusetzen vorhatte. Khazar teilte diesen Ehrgeiz mit dem ihm eigenen Phlegma. Jetzt wünschte er nur, aus dem Sattel zu kommen, sich ein schattiges Plätzchen zu suchen und die Beine lang zu strecken. Denn das war sicher, einmal zurück in den Reihen der Strafexpedition, würde für ihn an Ausschlafen nicht mehr zu denken sein. Baitschu zeigte Verständnis, und sein findiger Blick entdeckte eine versteckte, wenn auch recht niedrige Grotte in den Felsen, die bes-100
    tens geeignet schien, dort die Schlummerpause einzulegen. Nur die Pferde mussten sie vor der Höhle lassen.
    Baitschu versprach, die Wache zu übernehmen und die Tiere im Auge zu behalten.
    Als Khazar aus tiefem Schlaf auffuhr, gelang es Baitschu gerade noch, die Augen, die ihm zugefallen waren, aufzureißen, es half nichts - nicht, dass die Sonne mittlerweile tief stand, besagte ihm sein erster besorgter Blick, sondern statt der zwei Pferde stand da jetzt nur noch eines. Sie stürzten, stolperten aus der Höhle. Das Ross von Baitschu stand da und knabberte ausdauernd an einem mageren Ginsterbusch, das von Khazar war
    verschwunden!
    »Mitsamt der Satteltasche!«, jammerte der Beraubte.
    »War da etwa das Schreiben meines Herrn Vaters -?!« Khazar nickte wütend, sich seiner Schuld bewusst. Wie konnte er sich auf den Jungen verlassen, der noch keine Disziplin gelernt hatte und jetzt auch noch neunmalklug von sich gab: »So was trägt man auf der Brust!« Khazar musste seine Hand zurückhalten, die schon hochgezuckt war. »Und dein Schwert?«, patschte Baitschu noch auf die Wunde.
    »Ja, natürlich!«, fauchte Khazar ihn an. »Auch das Schwert! Eben alles, was man nicht im Brustbeutel mit sich rumträgt oder mit ins Bett nimmt! Dem Räuber wird es an nichts fehlen!«
    Baitschu schwieg betroffen, aber nicht lange. »Ich weiß was«, bettelte er mit treuem Hundeblick um Vergebung.
    »Wir sagen einfach nichts von dem Brief. Du hast in der Eile nur einen mündlichen Auftrag erhalten, ich bin dein Zeuge!?«
    Khazar sah ihn länger an, als er nachdachte. Es war nicht sein Ding, sich das Gehirn zu zermartern. »Und das Pferd, das Schwert?!«
    »Wir sind unter die Räuber geraten, du hast dich tapfer gewehrt, um mir die Flucht zu ermöglichen. Das hat dich Pferd und Schwert gekostet - vielleicht sollten wir auch noch deine Stiefel wegwerfen, gute Räuber ziehen einem immer die Stiefel ab!«
    Khazar musste diesmal nicht erst lange grübeln. »Du willst mich zum Schaden auch noch dem Gespött der gesamten Hundertschaften aussetzen!«, empörte er sich.
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    Baitschu wusste Rat. »Ich bereute meine feige Flucht, reite zurück mitten unter die erschrockenen Räuber, die dir gerade die Stiefel von den Füßen reißen wollen. Ich sprenge dazwischen. Du springst hinter mir in den Sattel und fort wie der Wind!«
    »Das erzählst du aber bitte, wenn ich nicht dabei bin!« Khazar hatte seinen Humor wieder gefunden. »Deine einzige Aufgabe wird sein, sofort dafür zu sorgen, dass der Bretone zugegen ist, wenn ich vor Sundchak treten muss«, instruierte er den Knaben. »Dem Herrn Yves kannst du alles erzählen, sogar die Wahrheit, dass du auf Wache eingepennt bist.«
    Baitschu sah ein, dass er etwas gutzumachen hatte, und sie bestiegen zusammen das übrig gebliebene Pferd, Khazar nahm den Jüngeren vor sich in den Sattel. So ritten sie im Licht der untergehenden Sonne den Spuren nach - beide in der stillen Hoffnung, durch die einbrechende Dunkelheit daran gehindert zu werden, noch am gleichen Tage ihrer ausgemachten Dummheit oder mangelnden Disziplin oder ihres sträflichen Leichtsinns, jedenfalls an diesem Tage, an dem schwarzes Pech klebte, auch noch vor den General treten zu müssen. Ihre einzige Chance, den Befehl Kitboghas allen Widrigkeiten zum Trotz noch buchstabengetreu durchzusetzen, war und blieb sowieso Yves der Bretone.
    WIE UM DIE HEIMLICHTUEREI des Burgherrn Lügen zu strafen - oder dem Teppich der tausend djinn Recht zu geben,

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