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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hinzu, als er mein verdutztes Gesicht sah. »Denn derer ist das Himmelreich - und das liegt in der Küche - und dem darunter befindlichen Weinkeller!«
    Verstört folgte ich ihm durch das menschenleere Treppenhaus des Donjon, in dem mein Turmzimmer lag.
    »Firuz«, stellte sich mein krausköpfiger Wärter vor, sich zufrieden auf die Brust klopfend, kaum, dass wir das Sockelgeschoss erreicht hatten, wo sich eine Tür in der Mauer auftat, »ist für Euer leibliches Wohl verantwortlich, ob Ihr nun schreiben mögt - oder es unterlasst!«
    Mein Leibmohr führte mich bis hinab ins Souterrain und schob mich an der Küche vorbei in ein Kämmerlein, wo sich ein blanker Tisch mit einer Holzbank davor befand.
    »Hier werdet Ihr in Zukunft Eure Nahrung aufnehmen, William von Roebruk«, eröffnete er mir mit der üblichen heiteren Bestimmtheit. »Pro Seite einen Napf voll, alle fünf einen Becher Wein!«
    Er öffnete die Tür zur Küche, und herein trat eine stramme Maid mit wogendem Busen und rundem Steiß, die mir ohne Umschweife eine dampfende Schale Bohnen mit Speck vorsetzte.
    »Vorschuss!«, grinste der Mohr und zog sich, der Magd den Vortritt lassend, zurück. Doch ich kratzte noch die letzten Löffel des kräftigen Mahls zusammen, da trat die holde Küchenfee schon wieder die Tür auf, weil sie mit beiden Händen den schweren Topf vor sich her trug. Sie grinste mir schelmisch zu und füllte mit der Kelle mir reichlich nach, fischte mir auch die besten Schwartenstü-
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    cke heraus. Sie setzte sich zu mir auf die Bank und schob sowohl ihren Schenkel eng gegen den meinen als auch ihr Rotglühendes Gesicht zwischen mich und meinen Napf, sie schwitzte arg.
    »Ich bin Gundolyn!«, hauchte sie mir ins Ohr, dass ich fürchtete, sie würde mir das Läppchen abbeißen. »Von mir kannst du so viel haben, wie 's dir schmeckt, William!« Das unverhoffte Angebot verwirrte mich, zumal ich einen fahren ließ, was Gundolyn nur herzhaft lachen machte. »Und wenn du Wein willst, komm mit mir in den Keller!?«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, ich stapfte hinter ihr die steile Stiege hinab in die Tiefe, es roch erst modrig und dann bei den trocken gelagerten Fässern gar würzig nach Quitten, Nüssen und gepresstem Saft sonnendurchglühter Reben in seiner schönsten Form. Gundolyn ließ den edlen Tropfen breitbeinig in das mitgebrachte Krüglein fließen und reichte es dem sie Bedrängenden nach hinten, ohne sich nach ihm umzuwenden. Ich hob es mit der einen Hand begierig an meine Lippen, mit der anderen ihren Rock, während mein Speivogel schon das Spundloch suchte. Die kundige Maid beugte sich weit und tief über das Fass, und schlürfend, vor Begeisterung schmatzend wuchs meine Bereitschaft, den Genuss lang entbehrter Wonnen zu erfahren, da erscholl oben an der Kellertür die aufgeregte Stimme des Mohren:
    »Hohe Gäste, Gundolyn!«, rief Firuz hinab. »Lass alles stehen und liegen!«
    Und die pflichtbewusste Magd verabschiedete - ohne Hast, aber auch ohne Mitleid - den liebesdurstigen Bettelmönch, zog den Rock über ihre weißen Arschbacken und stürmte die Stiege hinauf. Ich folgte ihr bekümmert, hatte aber wenigstens das geleerte Krüglein nochmals gefüllt - das meiste war eh verschüttet - und hockte mich oben in die Kammer, die meine Gaststube war. Der Mohr schaute eilends vorbei.
    »Der Patriarch auf der Durchreise!«, ließ er mich knapp wissen und war schon wieder entschwunden. Dann sah ich Gundolyn schwerfüßig vorbeischieben, das Tablett beladen mit Braten und fetten Würsten, saftigen Schinken und ölig glänzenden Oliven, alles Leckereien, die für mich niemals aufgefahren würden!
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    »Seine Eminenz«, rief sie mir wohlgemut zu, »tut noch einen Gast erwarten, mit dem er sich hier verabredet!«
    Ich trank von meinem Roten, beruhigt, weil ich jetzt wenigstens wusste, wo ich den Krug wieder nachfüllen konnte. Draußen hastete der Mohr vorbei, mit einer kostbaren Kristallkaraffe. Schon die Purpur leuchtende Farbe des Weines ließ mich ahnen, dass es sich bei diesem Tropfen um einen lang gehegten und gut verborgenen Schatz handeln musste, aufgespart für solche Gäste wie den »Patriarchen von Jerusalem«! Dabei wusste in der terra scancta ein jeder, dass es sich bei Jakob Pantaleon, dem derzeitigen ranghöchsten Vertreter der Ecdesia catolica, um einen ehemaligen Schuster aus Troyes handelte. Entsprechend grob gegerbt und schlecht vernäht sei auch sein Auftreten - hatte man mir erzählt!
    »Er sitzt jetzt im

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