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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Friedrich um Hilfe zu bitten - «
    »Seht ihr?!«, wandte sich der Patriarch zeternd an sein collegi-um secretum. »Seht ihr, welch Abgrund von Häresie?!«
    Ich unterbrach seinen Ausbruch mit überlegener Ruhe. »Sie reisten in die Höhle des Löwen, nach Apulien.« Ich wartete ab, bis ich die Aufmerksamkeit aller wieder erlangt hatte. »Doch nichts lag Friedrich ferner, als seine schützende Hand den ketzerischen Okzitaniern zu reichen, zumal er mit dem französischen König in engster Allianz stand. Der Kaiser wies ihr Ansinnen brüsk zurück, doch nicht das Fleisch des jungen Weibes«, jetzt konnte ich sie sabbern hören, leise röcheln. »In seiner sattsam bekannten Geilheit fiel der Staufer nächtens über Esclarmunde her, bevor er sie von seinem Hofe jagen ließ.«
    »Hoho!«, dröhnte die grobe Lache des Patriarchen, in die alle anderen einfielen. Ich ließ sie sich auf die Schenkel schlagen und wartete.
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    »Zurück auf dem Montsegur fühlte sich die Gedemütigte alsbald guter Hoffnung. Das muss sich rund vier Jahre vor dem Fall der Ketzerburg zugetragen haben - «
    »Es geschah im Jahre des Herrn 1244, dass dort oben wieder das Kreuz aufgerichtet wurde«, präzisierte Guy de Muret, doch der Patriarch zischte frohlockend dazwischen:
    »Und unten an seinem Fuße warteten die Scheiterhaufen!«
    Ich ließ die Begeisterung erst abklingen, bevor ich den zweiten Faden aufnahm. »Ungefähr zur gleichen Zeit suchte eine hochschwangere Nonne Zuflucht auf dem Montsegur.«
    »Hört, hortü«, hechelten die Spitzhüte begierig. »Graviäüas monachae in cauda nefarii causa!"
    Guy de Muret machte mir Zeichen fortzufahren. "Es musste sich bei der Unbekannten um eine Dame aus höchstem Adel handeln, wohl von königlichem Blut - und zwar von einer dynastischen Seite, sodass die Geschichte, wenn sie denn herausgekommen wäre, ein politischer, mehr noch für die christliche Geistlichkeit ein Skandal gewesen war!« Ich genoss das geschluckte Entsetzen. »Aber ihre Abstammung blieb - dank der mächtigen Bruderschaft, die ihr diese Zuflucht verschafft hatte - bis heute im Verborgenen. Über die Vaterschaft wurde viel gemunkelt. Es hieß, der einzige männliche Nachkomme des unglückseligen - von der Ecclesia catolica verräterisch und tückisch ermordeten - >Perceval von Car-cassonne< habe bei seinem Versuch, das väterliche Erbe zurückzuerobern, davor in der letzten Nacht die Liebe dieser jungen Frau empfangen. Am nächsten Morgen fiel er im Kampf.« Das Tribunal unterbrach mich nicht, ich strebte einem zügigen Ende entgegen, von dem ich nun wieder einen mir gnädigen Ausgang erwartete. »Die von unsichtbaren Händen geschützte Nonne und die junge Kastellanin kamen etwa zur gleichen Zeit auf dem Montsegur nieder.
    Esclarmunde brachte ein Mädchen zur Welt, die Fremde einen Sohn. Gleich nach der Geburt verschwand die Unbekannte wieder und ließ den Knaben in den Händen der jungen Wöchnerin Esclarmunde zurück, die beide Kinder an ihrer Brust großzog - «
    Es herrschte kein Schweigen der Betroffenheit, eher einer gewissen Enttäuschung, dass ich ihnen keine satanischen Akte of-131
    fenbart hatte, den großen incubus. Oder hatten sie von mir hören wollen, dass Roc und Yeza von einer Mutter Leib geboren, also in Wahrheit Geschwister waren? Damit hätten sie als >Paar<, und noch dazu als
    >Königliches<, eine Angriffsfläche geboten, mit der die Kirche sie ohne Mühen von jeglichem Throne fern halten, ja die physische Vernichtung ihrer blutschänderischen Existenz hätte betreiben können. Ich hatte - der Stolz beflügelte mich - meinen Lieben wohl doch den rechten Dienst erwiesen, dass ich die wild rankenden Legenden als ehrlich bezeugte Geschichte aufgetischt hatte.
    »Sie wurden also nicht christlich getauft?!«, stellte der Patriarch unlustig fest.
    Jetzt ritt mich der Teufel. »Nie und nimmer!«, rief ich aus. »Sie wurden in die Gleyiza d'amor aufgenommen, was Ihr die Ketzerkirche nennt, als sie im zarten Alter von drei oder vier Jahren die schützende Gralsburg Hals über Kopf verlassen mussten. Doch fühlten sich beide zeit ihres jungen Lebens, und soweit ich dies verfolgen durfte, dem >reinen< Glauben zugetan, dem Vertrauen auf den Parakleten, den Erlöser vom Übel dieser irdischen Welt!«
    »Sie müssen vernichtet werden!«, brüllte der Patriarch. »Ausgerottet mit Stil und Stumpf, ehe ihr böser Samen über uns kommt, um Christi willen!«, wandte er sich, mit beiden Armen fuchtelnd, beschwörend an die

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