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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Mitglieder des geheimen Tribunals, während gleichzeitig mein Bottich sich rasant wieder mit Wasser zu füllen begann, die unsichtbaren Folterknechte, die das Seil bedienten, mussten ihn wohl missverstanden haben.
    »Das wird Euch nicht gelingen!«, schrie ich gegen ihn an. »Eher wird Gott Euch zermalmen, Jakob Pantaleon, elender Flickschuster!«
    Diese Bloßstellung war zu viel für ihn. »Fahr zur Hölle, dämlicher Minorit!«, waren die letzten Worte, die ich noch vernahm, dann rauschte mein Bottich in die Tiefe, die Wasser schlugen über meinem Kopf zusammen, ich schnappte nach Luft, schluckte das flüssige Eis, es drang mir in die Lungen und ins Gehirn mit tausend Nadeln, ich erstickte und platzte zugleich - dann spürte ich nichts mehr ...
    132
    WILLIAM LAG AUF DEM NACKTEN STEINBODEN der Küche von Mauclerc, lediglich eine
    Strohmatte hatten sie ihm unter den entblößten Torso geschoben. Nicht erlebt hatte er, jedenfalls nicht bei Bewusstsein, wie der Rote Falke auf seinem Brustkasten kniete und mit verzweifeltem rhythmischem Pressen sich bemühte, das kaum noch schlagende Herz wieder in Gang zu setzen. Sein Freund David, der einarmige Templer, sorgte dafür, dass der Kopf des Minoriten in der Seitenlage blieb, um das stoßweise austretende Wasser abfließen zu lassen. Schließlich hatte Williams kräftiges Herz wieder zu klopfen begonnen, und sie flößten ihm vom scharfen Branntwein ein, mit dem sie seine ausgekühlten Gliedmaßen immer wieder eingerieben und abgerubbelt hatten. William schlug erstaunt die Augen auf.
    »Wo bin ich?«, fragte er matt die über ihn Gebeugten.
    »Nicht im Himmel«, spöttelte David. »Guy de Muret hat von seinem Recht Gebrauch gemacht, einem
    tolldreisten Bruder des heiligen Franz die Hölle zu ersparen!«
    »Er war es, der Euch samt Käfig aus dem Brunnen ziehen ließ -der Patriarch konnte es nicht hindern!«, fügte der Rote Falke erklärend hinzu.
    »Und wo kommt Ihr her, wenn ich also nicht im Himmel noch in der Hölle bin? «
    »Wir sind deine Schutzengel«, grinste David, »denn du bist an einem weitaus übleren Ort gelandet: Mauclerc gehört dem Patriarchen - «
    »Ach, deswegen kannte auch keiner hier den Lorenz von Orta - «
    »Gott sei Dank beklagte sich der Herr Secretarius aber noch rechtzeitig bei uns, als du nicht dort eintrafst, wohin er dich hatte schicken wollen - «
    »So sind wir gerade dann hier angelangt«, verkürzte der Emir die Ausführungen seines Begleiters, »als der Herr Inquisitor völlig hilflos neben der Wasserleiche stand, die er mithilfe der schluchzenden Köchin und des zitternden Mohren aus dem vergitterten Bottich hatte befreien können.«

133
    »Was hat ein Schlitzohr wie dich, lieber William«, David nahm seine Häme schonend zurück, »dazu bewogen, sich ausgerechnet und freiwillig in eine Eiserne Jungfrau zu begeben, denn nichts anderes als ein solches Folterinstrument stellt diese Tonne dar!«
    »Wo ist Gundolyn, diese liebreizende Köchin?«, hakte William misstrauisch nach, »und Firuz, der mir so herzlich zugetane Mohr?«
    Der Rote Falke und David wechselten einen kurzen Blick. »Der Herr Patriarch hat seine ihm treu ergebene Haushälterin mit sich genommen, als er - gleich nach dem turbulenten Eingreifen des jungen Inquisitors -
    Mauclerc wieder verließ. Ebenso seinen fähigen Knecht. Dem freundlichen Mohren oblag es, Euch, William, jeweils auf einen Wink seines Herren hin, kräftig zu tunken und zu steupen!«
    Dieser Abgrund menschlicher Falschheit, der sich vor ihm auftat, erschütterte den Minoriten nicht lange - eher schon seine eigene blinde Vertrauensseligkeit. »Und der Inquisitor, dieser Guy de Muret?«
    »Der ist - kaum, dass er sein beleibtes Opfer in guten Händen wusste - davongeritten, nicht mit dem Herrn Patriarchen, dem er übrigens ein für alle Mal den Dienst aufkündigte, sondern zurück zu seiner weltlichen Herrin, der Fürstin von Antioch!«
    »Doch auch dieser -«, wusste der einarmige Templer noch beizutragen, »mag er nicht länger als Beichtvater zur Hand gehen, sondern Guy de Muret verlangt es danach, sich zukünftig als edler Ritter zu bewähren!«
    William sah seine Freunde nachdenklich an. »Vielleicht sollte auch ich mich der mühseligen wie
    lebensbedrohlichen Tätigkeit eines Chronisten entgehen und ein neues Leben -?!«
    »Uns allen«, wiegelte der Rote Falke lächelnd ab, »ist es nicht gegeben, aus unserer Haut zu schlüpfen - dann und wann mag es uns gelingen, sie abzustreifen, doch darunter ist

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