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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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uns schon eine neue gewachsen, grad' die gleiche wie die alte!«
    Kurz darauf verließ der kleine Trupp die einsam gelegene Burg. Mauclerc lag ausgestorben wie zuvor.
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    DER SALAMANDER IM FEUER
    »CAUDA DRACONIS« -DIE REISE DER PRINZESSIN
    DAS AUSGEDEHNTE LAGER des mongolischen Heeres befand sich nun schon seit Tagen am gleichen Ort.
    Kitbogha, der Oberkommandierende, regte zwar täglich in der Lagebesprechung an, man solle sich nun ohne längeres Hinwarten der syrischen Hauptstadt Damaskus bemächtigen, bevor die Mamelucken von Kairo auf die Idee kämen, ihnen zuvorzukommen. Die Nachrichten der vorgeschickten Spione waren zwar widersprüchlich, aber eines schien festzustehen: dass An-Nasir, der Sultan, die Stadt verlassen hatte, in Richtung Süden. Das konnte durchaus ein Anzeichen dafür sein, dass die Ägypter bereits mit im Spiel waren. Doch der Il-Khan verlangte, dass - bevor das Heer sich auf die anscheinend wehrlose Stadt zubewegte, was dann unweigerlich Angriff, Einnahme und vor allem Besetzung zur Folge haben würde - man sich den Rücken freihalten müsse, also nicht länger Widerstandsnester zu dulden, die Nachschubwege und Verbindung mit dem Il-Khanat gefährden könnten. Wie zum Beispiel jene merkwürdige Tempelstadt Palmyra, die wie eine Fata Morgana inmitten der Wüste auftauchte, seit alters her Knotenpunkt wichtiger Karawanenstraßen. Von dort sei bis heute keine Delegation eingetroffen, die ihre Botmäßigkeit erklärt habe. Er wisse nicht einmal, der Ton Hulagus wurde ungehalten, wer dort eigentlich herrsche.
    »Derwische!«, knurrte Kitbogha, dem der Vorwurf galt. »Heulende Derwische und aufsässige Beduinen!«
    »Bringt das in Ordnung!«, hatte die knappe Anweisung gelautet, und damit war für den Oberkommandierenden die morgendliche Audienz beendet.
    »Hauptmann Dungai, Ihr gehört zu den Leuten«, sprach Kitbogha vertrauensvoll den ihm schon lange treu dienenden Unterführer

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    an, »die sich noch an das Königliche Paar erinnern müssten - würdet Ihr Roc Trencavel und die Prinzessin Yeza wieder erkennen?«
    Der alte Haudegen besann sich nicht einen Moment. »In jeder Verkleidung, unter Tausenden würde ich sie herausfinden!«, erklärte er spontan, und ein Leuchten ging über sein faltiges Gesicht. »Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn es mir vergönnt wäre - sie fehlen mir«, setzte er seufzend hinzu und verbesserte sich sogleich, »uns allen!«
    Kitbogha nickte. »Ich gebe Euch eine Hundertschaft an die Hand. Der offizielle Auftrag lautet, die beiden Seldschukenprinzen, die uns kaum gefährlicher werden können als sie sich selber - mit ihrer blödsinnigen Sucht täglich aufeinander einzuschlagen - « Kitbogha verbarg sein Missvergnügen nicht, raunzte dafür den Hauptmann an, »unverzüglich bis zum Euphrat zu eskortieren und überzusetzen.«
    »Ich verstehe«, zeigte sich der Hauptmann sogleich verständig, »damit sie in ihre Stammlande zurückkehren und ihren alten Vater glücklich machen.«
    »Der alte Seldschukensultan soll im Sterben liegen«, beschied ihn Kitbogha, »was ihnen der willkommene Anlass sein wird, die Nachfolge auszufechten.« Knurrend setzte er noch hinzu: »Ich will sie nicht länger zwischen den Füßen haben!« Der Oberkommandierende war mit seinen Gedanken sofort wieder bei der Sache.
    »Ihr nehmt den Weg über die Oase Palmyra und schaut Euch dort um, wer eigentlich von diesen Derwischen das Sagen hat. Gelingt es Euch, den Mann zu überzeugen, dass er gut daran täte, mit Euch zu kommen, um dem Il-Khan förmlich zu huldigen, bringt ihn mit. Aber keine Gewalt, keine kriegerische Handlung! Habt Ihr mich verstanden?!«
    »Gewiss!«, antwortete der Hauptmann sinnend. »Doch was ist mit dem Königlichen Paar? «
    Kitbogha nahm befriedigt zur Kenntnis, dass er den richtigen Mann gewählt hatte. »Haltet Eure Augen offen«, er versuchte sich in die Lage seines Untergebenen zu versetzen. »Sollten sie nicht auf Mard' Hazab unserem Sundchak in die Hände gefallen sein und Euch in Freiheit begegnen, was ich mir für sie wünsche, teilt ihnen 138
    mit, wie sehr wir alle sie vermissen, stellt Euch ihnen zur Verfügung, sie sicher heimzugeleiten.« Er dachte angestrengt nach, aber eine klare Anweisung fiel ihm nicht ein. »Doch tut ihnen keinen Zwang an. Es liegt in Eurem Geschick, Hauptmann, ob sie Eurer Einladung folgen werden.« Die beiden alten Kriegsmänner
    schwiegen sinnend. »Ich bin mir nicht sicher«, rang sich Kitbogha dann ab, seine Zweifel in

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