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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Küste und nach Antioch heimkehren. Angeblich wimmelte der Antilibanon bereits von diesen kurzbeinigen Reitern auf ihren struppigen Pferden. Von dem gewiss einfacheren Seeweg hatte man ihr auf Beaufort abgeraten, weil die Küsten zurzeit von Piraten stärker denn je unsicher gemacht würden und sich keine der Hafenstädte so recht darum kümmere, weil alle wie gebannt auf das Vorrücken der Mongolen starrten - und die waren, weiß Gott!, keine Schutz vor Übergriffen garantierende Seemacht!
    Sybille war diese Entwicklung sehr zupass gekommen, denn dieser weiträumige Umweg gab eine triftige Entschuldigung für ihr langes Ausbleiben ab und vergönnte ihr noch etliche Nächte mit ihrem Geliebten unterm Sternenzelt.
    Dungai, der Hauptmann der Mongolen, hatte die Prinzen Alp-Kilidsch und Kaikaus samt ihrem Gefolge inzwischen insofern an die Kandare genommen, als er grimmig dafür sorgte, dass seine Leute ihnen ständig an den Fersen klebten, gleich welche Gang-141
    art sie einschlugen. Doch als die Seldschuken die ihnen entgegenkommende kleine Reisegruppe erblickten, gab
    's für sie kein Halten mehr. Eine vornehme Dame in einer verhangenen Sänfte auf dem Rücken eines Kamels, eine weitere, wohl ihre Zofe, hielt sich unverschleiert an ihrer Seite, bewacht von drei westlichen Rittern nebst einigen Knechten! Alp-Kilidsch und sein Bruder preschten vor, kaum, dass ihre eigene Truppe ihnen zu folgen vermochte. Sie prallten auf die drei Okzitanier, die schon die Schwerter gezogen hatten und eine schützende Kette vor den Tieren der Damen bildeten. Die Prinzen schickten ihren Fechtmeister vor, der die Söhne des Sultans aller Seldschuken förmlich vorstellte.
    »Es geht meinen Herren nicht um Raub oder Besitz der Frauen«, erklärte er steif, »sondern um die Ehre der Damen -« Ehe Terez, Pons sowie Guy überhaupt begriffen, was im Gange war -außer, dass hinter den Vorgepreschten wie eine drohende Mauer eine Hundertschaft der Mongolen verharrte und offensichtlich nicht gewillt war, den Weg freizugeben, fuhr der Parlamentär fort, »so verlangen meine Herren danach, mit Euch, edlen Rittern des Westens, die Waffen zu kreuzen - Mann gegen Mann!«
    Der Erste, der seine Sprache wieder fand, war Guy de Muret, der längst seine Kutte gegen eine blinkende Rüstung getauscht hatte. »Mit Euch nimmt unser Kleinster es alleine auf!« Er zeigte auf den pummeligen Pons, der sich sofort in die Brust warf, aber Terez verwies es ihm.
    »Mir gebührt die erste Klinge«, befand er, ohne Widerspruch zu dulden. Kaikaus und Alp-Kilidsch sprangen gleichzeitig vor und rissen ihre Scimtare aus dem Gehänge. Aber ihr Fechtmeister trat ihnen entschieden in den Weg.
    »Lasst mich diesem Fremden zuvor eine Lehrstunde erteilen, bevor Ihr Euch mit dem Blut Ungläubiger befleckt!«, und an Terez, Guy und Pons gleichzeitig gerichtet: »Wer von Euch stellt sich mir für die Lektion zur Verfügung?«, fragte er nicht einmal überheblich, sondern nur seiner Sache so gewiss, als läge der Waffengang schon hinter ihm. Die neugierigen Mongolen hatten inzwischen ein ordentliches Rechteck gezogen, dessen letzte offene Seite von der zusammenstehenden Reisegruppe mit der Sänfte, den beiden
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    Damen und den sich davor postierten Okzitaniern gebildet wurde. Die beiden Prinzen hielten sich nur mühsam zurück, denn ihr Fechtmeister schnappte ihnen damit den schönsten der drei möglichen Gegner weg.
    Terez zog sein Schwert, klappte sein Visier runter und ließ sein Pferd tänzelnd vorwärts schreiten. Der Waffenmeister hob lässig seinen Schild und -
    »Nein!«, gellte da der schrill protestierende Schrei der Fürstin. Frau Sybille hatte den Vorhang ihrer Sänfte zur Seite gerissen. »Haltet ein!« Ihr gestreckter Arm wies auf eine Gestalt, die im gestreckten Galopp aus der Wüste heranfegte. Nach seiner Bewaffnung zu schließen, war es ein Mongole, auch schwang er seinen Krummsäbel in der gleichen Art wie dieses Reitervolk. In den Reihen der Hundertschaft entstand Unruhe, aber es war der Hauptmann Dungai, der plötzlich von seinem Pferd sprang und sich im Kotau zu Boden warf.
    »Unser König!«, rief er seinen Mannen zu. »Unser junger König ist zurück!«
    Ehe sie ihm noch nacheifern konnten, hatte auch Pons schneller als seine Gefährten den Reiter aus der Wüste erkannt, obgleich er ihm noch nie begegnet war: »Roc Trencavel!«, seine Stimme überschlug sich vor Begeisterung. »Er muss es sein! Trencavel, unser Held!«
    Roc, in der Rüstung und auf dem Pferd

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