Der Kelim der Prinzessin
des Khazar, setzte mit einem gewaltigen Satz in das Geviert, ließ sich erschöpft aus dem Sattel gleiten, sofort umringt von den drei Okzitaniern, umarmt allerdings nur von dem begeisterten Pons, während sich Terez vornehm zurückhielt und Guy de Muret noch mit seinem Gewissen als einstiger Mann der Kirche rang, schließlich war dies also der ketzerische Trencavel, den der Patriarch so sehnlich zur Hölle wünschte. Die beiden Seldschukenprinzen mit ihrem Fechtmeister standen fassungslos, keiner kümmerte sich noch um sie, geschweige denn, dass sich jemand mit ihnen duellieren wollte. Dann wurden sie auch noch von den aufgeregten Mongolen abgedrängt, die den fremden Ritter, diesen >König Trencaveh jubelnd hochleben ließen. Als Alp-Kilidsch und Kaikaus begriffen, dass es überhaupt
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nicht auffallen würde, wenn sie sich jetzt von ihrer Eskorte trennten, gaben sie ihrem völlig konsternierten Fechtmeister ein Zeichen und setzten sich ab. Quer durch die Wüste ritten sie von dannen in ihrem ohnmächtigen Zorn. Keiner beachtete ihr Verschwinden.
>Roc, der große Held< nahm dafür, dass ihm nicht im Geringsten klar war, wie er zu der Ehre kam, die ganze Aufregung mit kühler Selbstverständlichkeit hin, endlich widerfuhr ihm der lang ersehnte Respekt so, wie es dem >Trencavel< gebührte. Der einzige Wermutstropfen, den Roc schlucken musste, war, dass bereits die zweite Frage Yeza galt. Selbst ohne anwesend zu sein, zog sie sofort die Neugierde aller auf sich, ihr flogen die Herzen zu! Um vergleichbare Anerkennung zu erringen, von Hochachtung ganz zu schweigen, müsste er schon die Taten eines Herkules vollbringen! Roc wurde von den drei Okzitaniern den ihn dicht umdrängenden, Schulter klopfenden Mongolen aus den Armen gerissen und zur Fürstin gebracht, die eigens aus ihrer Sänfte herabstieg, um ihrem Retter zu danken, und ihn ausgiebig herzte und küsste. Alais, die errötend ihre wasserblauen Augen niederschlug, reichte ihm einen erfrischenden Trunk. Der Hauptmann der Mongolen besann sich des Auftrages, den ihm Kitbogha mit auf den Weg gegeben hatte. Immerhin hatte Dungai mit dem Trencavel die eine Hälfte des Königlichen Paares wieder gefunden. Er verneigte sich mehrfach vor Rog, und als es ihm endlich gelungen war, dessen Aufmerksamkeit zu erringen, brachte er mit fester Stimme sein Anliegen vor.
»Das Heer der Mongolen bittet Euch, sein Lager wieder als das Eure zu betrachten!« Ob des bei den Okzitaniern aufkommenden Unmuts hob Dungai seine Stimme. »Ihr seht mich bereit, Euch dorthin zu geleiten, wo der erhabene Il-Khan Hulagu und seine Gemahlin Dokuz-Khatun das Königliche Paar bereits sehnlichst erwarten!«
Seine letzten Worte wurden bereits übertönt von dem einhelligen Protest der Okzitanier, zu dem sich unüberhörbar das metallische Organ der Fürstin Sybille gesellte.
»Nie und nimmer!«, gellte es schneidend. »Ihr, liebster Trencavel, kommt mit uns nach Antioch!«, und gurrend fügte sie hinzu:
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»Dort will ich Euch über meine Ritter erheben, und an meiner Seite sollt Ihr an der Tafel sitzen!«
Das klang verlockend in den Ohren des Trencavel, zumal auch Terez, Guy und Pons sich nun um ihn drängten, um zu verhindern, dass ihnen ihr Held von den Mongolen entführt wurde. Hauptmann Dungai sah seine Felle wegschwimmen.
»Wir haben bereits eine Expedition ausgeschickt«, rief er stolz, wenn es auch nicht ganz der Wahrheit entsprach,
»die Eure Prinzessin Yeza heimführen wird, sodass das Königliche Paar sich wieder auf seinem Thron vereinigt
- «
>Yeza!< Rog wusste es besser, doch das verschwieg er geflissentlich, aber es gab den Ausschlag, sich für Antioch und die drei Okzitanier zu entscheiden. Wie immer es auch um seine damna stehen mochte, mit der Hilfe dieser neuen Gefolgsleute würde er Yeza wieder finden, befreien und nie wieder von ihr lassen!
»Richtet meinem väterlichen Freund, Eurem Oberkommandierenden, aus«, beschied er den untröstlichen Dungai, »dass ich rechtzeitig im Lager der Mongolen eintreffen werde, wenn sich die Prinzessin tatsächlich dort eingefunden hat!«
Die beiden Gruppen trennten sich. Die mongolische Hundertschaft nahm ihren Marsch nach Palmyra wieder auf, denn das war das Einzige, was dem Hauptmann blieb, wenn er nicht mit völlig leeren Händen vor seinen Oberkommandierenden treten wollte.
Die kleine Reisegruppe zog weiter die Straße in der Entgegengesetzten Richtung, um über Homs schließlich das Fürstentum im Norden Syriens zu erreichen.
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