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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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gelindem Entsetzen begegnet waren, verfolgten inzwischen jede ihrer Exerzitien mit stolzer Neugier und zunehmendem Enthusiasmus. Der Ort, den Yeza und ihr Lehrer sich dafür wählten, konnte gar nicht so abgelegen sein, dass nicht nach kurzer Zeit die ersten ihrer leidenschaftlichen Anhänger dort rundherum am Boden kauerten, jeden gelungenen Schlag von ihr mit murmelndem Beifall bedachten, während jede Attacke des alten Rhaban von Argwohn und gezischtem Missfallen begleitet war.
    Immer mehr Zuschauer strömten zusammen, es musste sich jedes Mal wie ein Lauffeuer herumsprechen, wo die Königin sich gerade schlug, mit geschlossenen Augen ihre Pfeile ins Ziel schoss oder - zur größten Belustigung aller - ihren Wurfdolch dicht neben dem Hals ihres Lehrmeisters in den Stamm einer Palme sausen ließ. Yeza war in den Augen der Beduinen mehr als nur die Wiedergeburt der unvergessenen Zenobe, die Palmyra einst groß gemacht hatte, ihre Königin war die herabgestiegene Alilat, die wehrhafte Göttin der Weisheit und des Handels. Und da die Derwische ihnen nicht widersprachen, begannen einige der Jüngeren, heimlich den verfallenen Tempel der Göttin zu reinigen und sich selbst in Waffen zu üben, so wie sie es Yeza abgeschaut hatten. Vielleicht würde die
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    Königin eines Tages einer Palastgarde bedürfen oder würde mit ihnen in einen Krieg ziehen. Darauf wollten sie vorbereitet sein.
    Am Nachmittag ruhte Yeza, um dann, wenn die Sonne tiefer stand, in ihrem >Palast< Bittsteller und Delegationen zu empfangen, Streitigkeiten zu schlichten und Recht zu sprechen. Vor allem aber musste sie Geschenke entgegennehmen, nicht immer Kostbarkeiten von außerordentlichem Wert, sondern oft ergreifende Bekundungen der Verehrung, die das einfache Volk ihr entgegenbrachte. Die Beduinen liebten ihre Königin, sie hätten sich für sie in Stücke hauen lassen!
    Selten, dass sie sich allein zu Tisch begab, fast immer hatte sie Gäste, lud sich Leute, die sie interessierten, an die Tafel, wobei sie nie Sorge um die Speisen tragen musste. Die Geladenen setzten ihre Ehre drein, die Tafel reich zu decken und mit dem Besten, das sie hatten, zu bestücken. Die Königin war Gastgeberin und Gast zugleich.
    Aus der Chronik des William von Koebr uk
    Da wir nur zu dritt waren - ich, der Rote Falke und David der Templer -, kamen wir sehr zügig voran. Derjenige, der immer wieder für Verzögerungen sorgte, war allerdings meine wehleidige Person, denn mein Hintern war einen solchen Ritt durch Gebirge und Steinwüste nicht gewohnt. Wir ließen die Burg Beaufort links liegen, denn ihr Herr Julian von Sidon galt als ausgemachter Straßenräuber, und bewegten uns den Litani hoch, um dann bei der Quelle, wo der Jordan entspringt, scharf nach Osten zu schwenken, auf Damaskus zu. Dort war der Emir mit seinem Weibe Madulain und diesem Sultanssohn Ali verabredet. Ich war hocherfreut, desgleichen mein einarmiger Freund David, dass uns dort auch Josh der Zimmermann erwarten würde, vor allem aber sehnte ich mich danach, aus dem Sattel zu kommen und meine geschundenen Körperteile von den Innenseiten der Schenkel bis zum
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    verlängerten Rücken zu kühlen und mit größter Behutsamkeit zu pflegen. Ich träumte von zarten Händen, Salben und linderndem Puder. Vielleicht hätte ich doch auf dem Krak de Mauclerc ausharren sollen, dann wären mir wenigstens diese entsetzlichen Qualen erspart geblieben. Doch der Rote Falke und der Templer hatten mir nicht einmal die Wahl gelassen! Sie hielten mich wohl für ein Magneteisen, dessen pure Präsenz das Königliche Paar unweigerlich anziehen würde, ganz egal, wo es denn nun stecken würde! Ein verlorener Hufnagel im Wüstensand würde leichter aufzufinden sein - hier gab es nur getrocknete Disteln und Steine!
    Doch wir erreichten die berühmte Sultansstadt schlussendlich, und dank der Beziehungen des Roten Falken wurden wir von der Torwache anstandslos eingelassen. Allerdings hatte unser Anführer zuvor von David verlangt, dass er seine geliebte weiße Clamys mit dem roten Tatzenkreuz der Templer ablegte. Christen, auch ihre Ordensritter, seien im offenen Damaskus durchaus willkommen, aber auf das provokant streitbare Emblem solle er lieber verzichten.
    Ich hatte keinen Blick für das farbenfrohe Leben, das uns hinter den Mauern sofort umfing, noch für die prächtigen Bauten und die überall verführerisch angepriesenen Köstlichkeiten. Der Emir führte uns schnurstracks quer durch die Stadt, am Palast des Sultans

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