Der Kelim der Prinzessin
bereits entledigt und das Lager der Mongolen erhobenen Hauptes wieder verlassen!«
Naiman lächelte bös. »Und wohin?! Nicht etwa ist er zu seinem unschlüssigen Vater zurückgekehrt! Nein, dieser Wirrkopf von Sohn sucht ihn noch zu übertreffen: Er hat sich aufgemacht, die Prinzessin Yeza zu befreien!«
Diese Eröffnung brachte den Templer zum Lachen. »Damit ist er wohl auf dem besten Weg vom Regen in die Traufe«, ließ er seinem Spott freien Lauf. »Wer immer sich auf die Sache der Prinzessin einlässt, hat seinen Kopf schon verloren!«
Der Baouab schwieg verstört, aber Naiman nahm den Gedanken hämisch auf. »Von allen Lösungen, nach denen Damaskus
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greift wie nach einem rettenden Strohhalm, ist die des Königlichen Paares, mit wem auch immer als Prinzgemahl, diejenige, der ein Scheitern so gewiss ist wie — «
»Eine solche Herrschaft von Ketzern!«, unterbrach ihn der Komtur trompetend. »Die will nun wirklich keiner -
außer den ignoranten Mongolen! Weder der christliche Patriarch noch die Juden von Jerusalem! Und der Islam schon gar nicht!«
»Und wie steht es mit den Templern?«, fragte Naiman lauernd. »Steht nicht die gleiche Macht hinter dem angestrebten Thron für Roc Trencavel und der Prinzessin Yeza«, er ließ den Komtur zappeln, der Baouab begriff eh nicht, worum es ging, »die auch über die Geschicke Eurer Ordensritter verfügt? «
Marc de Montbard musste die Kröte schlucken. »Im entscheidenden Augenblick, wenn es um das nackte Überleben geht, wird die Entscheidung zu Gunsten des Ordens fallen!«, gab er triumphierend preis.
Der Mann des Sultans von Kairo war es zufrieden, nicht so der Baouab. »Wenn einer nur den Erhalt seiner selbst im Sinne hat und keine höheren Ziele«, sagte er nachdenklich, »wird er nichts erreichen und zu Staub zerfallen!«
»Wir werden ja sehen«, entgegnete der Komtur trotzig, »wer dann ein solches Opfer bringen wird!«
Sie betraten ein verschwiegenes Kontor. Dessen Inhaber, ein würdiger alter Mann in einem kostbaren Burnus und mit schlohweißem Haar, betrachtete die Gäste mit durchdringendem Blick, während er sich vor dem Baouab verneigte. »Mit welcher tödlichen Waffe kann ich den Feinden unseres Glaubens diesmal dienen?«, fragte er mit unbeteiligter Höflichkeit. »Allah wird wissen, gegen wen er sie schlussendlich richtet.«
Die drei Herren sahen sich betroffen an, aber nur Marc de Montbard und der Haushofmeister ließen sich nieder zum angebotenen shai nana. Naiman, der Agent der Mamelucken, sah keinen Grund, länger bei ihnen zu verweilen. Er verließ eiligen Schritts den weitläufigen Waffenmarkt.
»Lieber Euch als unerbittlichen Gegner«, sagte der Alte zum Komtur gewandt, »als diesen zum Freund!«
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OBEN AUF DER ZITADELLE willigte der Rote Falke ein, überredet von seinem Freund, dem Kommandanten, sich mit einem »Abgesandten Kairos« zu treffen. Der Emir hatte bereits einige Erfahrung mit den Bemühungen des Sultan Qutuz, ihn, den Sohn des ruhmreichen und unvergessenen Großwesirs, wieder für die Sache Ägyptens, also der Mamelucken zu gewinnen. Doch seine Familie hatte diesen Emporkömmlingen nie gedient, und so war er auch eher bereit, der verdrängten Dynastie der Ayubiten, den Nachkommen des großen Saladin, seine Hand zu reichen, als diesem Qutuz, der zurzeit den Thron in Kairo innehatte. Sein Weib Madulain hasste die Mamelucken derart, dass er das Treffen ihr verheimlichen musste, weswegen der Rote Falke sie mit Ali hinab in die Soukhs der Stadt schickte, damit sie sich dort kaufen sollte, was ihr Herz begehrte.
Als der Kommandant ihm dann den inzwischen eingetroffenen Gesandten vorstellte, war die Enttäuschung des Emirs heftig, denn er kannte Naiman als einen der windigsten und völlig charakterlosen Agenten des ägyptischen Sultans. Empört wollte er grußlos den Raum auf der Stelle verlassen, doch obsiegten seine guten Manieren, schließlich wollte er auch seinen Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen. Auch Naiman hatte sofort begriffen, dass der Emir alles andere als sein Freund war, doch auch unverhohlene Missachtung hinzunehmen gehörte zu seinem Beruf.
»Dass Ihr kein Anhänger meines Herrn, des Sultans, seid«, eröffnete er das Gespräch, kaum, dass sie allein waren, »finde ich immer noch bedauerlich, Fassr ed-Din, doch halte ich Euch - bis zum Erweis des Gegenteils -
für einen vaterlandstreuen Ägypter - «
»Ich habe nicht vor«, entgegnete der Rote Falke unwirsch, »noch sehe ich Veranlassung, Euch
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