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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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richten. Man begab sich missgelaunt zur Nachtruhe. Ich behielt den Teppich im Auge samt den uns überlassenen Kameltreibern, die ihn am morgigen Tag Richtung Damaskus befördern sollten. Mir war der Argwohn gekommen, ihr Anführer könnte ihnen befohlen haben, bei Nacht den uns verkauften Kelim wieder zu entwenden. Ich verwarf zwar solches Misstrauen bald mangels handgreiflicher Verdachtsmomente -die Leute hatten sich bei ihren Tieren schlafen gelegt -, starrte aber dennoch gebannt auf das Objekt unserer Begierde, für das wir einen armen Menschen geopfert hatten. Ich versuchte zu beten. Plötzlich durchfuhr mich die Angst, jemand könnte mir die Blätter meiner Chronik entwendet haben. Ich griff nach meiner Pilgertasche - aber die beschriebenen Pergamentseiten waren vollständig!
    Über dem leeren Kelim erhoben sich, sie stiegen aus ihm auf, seltsame, körperlose Wesen, wie Rauchschleier von kleinen, unsichtbaren Öllämpchen, sie drehten und tanzten über seine sich endlos dehnende Fläche, die Geister lullten mich in den Schlummer.
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    Als ich am nächsten Morgen unsanft von Josh geweckt wurde, lag zwar der Kelim noch so da wie am Abend zuvor, aber die Treiber mit den Lastkamelen waren verschwunden. Mich überraschte das keineswegs, auch nicht, dass Ali fehlte -
    Der Rote Falke war wütend auf sein Weib, das sich um den Abtrünnigen sorgte, anstatt eine Lösung parat zu haben, wie wir den schweren Teppich bewegen könnten. Von mir aus konnten wir ihn auch liegen lassen, allerdings wäre es schade gewesen um das prachtvolle, ziemlich einzigartige Exemplar! Hingegen bestanden der Templer und der Kabbaiist - gestern Abend noch heftig zerstritten - darauf, bei dem Kelim auszuharren, bis eine
    - von Gott - oder wem? - gesandte Lösung in Sicht, verhieß doch der unfreiwillige Aufenthalt mitten in der Wüste noch etliche Runden anregenden Wesen-Spiels.
    Ich glaube, ich war der Einzige, der noch einen Gedanken an den eigentlichen Grund unseres Aufbruchs aus Jerusalem verschwendete, an die so feierlich beschworene Suche nach Roc und Yeza, unserem Königlichen Paar.
    EIN BLICK DURCH DIE RITZEN der geschlossenen hölzernen Fensterläden bestätigte die
    Befürchtungen, die den Knaben Baitschu - mehr als die Erwachsenen - während der Nacht geplagt hatten: Der Palast der Zenobe wurde belagert, von allen Seiten war er von wild entschlossenen Beduinen umstellt. Noch wagten sie keinen Sturm auf das Anwesen, aber Mutige rückten in kühnen Sprüngen immer näher. Sie kauerten hinter den Bäumen und Sträuchern, als fürchteten sie, gesehen zu werden. Vereinzelt erschollen jedoch wütend ausgestoßen die ersten Rufe.
    »Unsere Königin!«, schrien sie. »Gebt unsere Königin frei!« Im Patio drängten sich nicht nur die Pferde der Eingeschlossenen, an den Wänden hockte auch stumm und verängstigt das Gesinde. In der Mitte des Innenhofs standen sich Yves und Yeza gegenüber, abseits von ihnen mit versteinertem Gesicht Rhaban, neben sich Baitschu, der mit großen Augen das Geschehen ver-202
    folgte. Der Fechtmeister kochte innerlich, in seinem Kopf kreiste nur der eine Gedanke, Yeza aus dieser Zwangslage zu befreien. Die ersten Beduinen mussten sich bis zum Portal vorgearbeitet haben, Schläge hallten bis in den Patio und zerrten an den Nerven der dort Versammelten.
    »Klopf!«, tönte da die Stimme Jalals, der bislang wie unbeteiligt zwischen den Dienern gesessen hatte. »Poch! -
    und Er wird Dir öffnen die Tür.«
    Yeza musste lachen, doch sie war die Einzige.
    »Verschwinde!«, rezitierte der Sufi. »Und Er bringt Dich zum hellen Scheinen wie die Sonne.«
    »Sagt ihm, er soll uns verschonen!«, wandte sich Yves an Yeza, die das Absurde der Situation genoss. »Oder ich bringe ihn zum Schweigen!« Der Bretone stand zum Kampfbereit wie ein Erzengel in voller Rüstung vor Yeza, nur, dass er das Visier seines Helmes noch nicht heruntergeklappt hatte, aber dafür stützte er sich auf das Heft seines breiten Zweihandschwertes.
    »Schickt ihn lieber hinaus, damit er freien Abzug für Euch erwirkt, Bretone!«, entgegnete sie schnippisch, erreichte aber, dass der Derwisch abwehrend die Hände hob und von nun an schwieg.
    Der Blick des Angesprochenen verfinsterte sich. »Yeza, Ihr habt immer noch nicht begriffen, dass ich das ausführe, was ich angekündigt habe«, er sah sie fest an, »also werdet Ihr Palmyra mit mir verlassen!«
    Wieder dröhnten Schläge gegen die Pforte des Hauses.
    »Welchen Zwang wollt Ihr ausüben, Bretone,

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