Der Keller
nicht?« Sie riss die Augen weit auf, als wollte sie prüfen, ob ihre Lider noch funktionierten. Gorman nahm ihr das Glas ab, goss die klare Flüssigkeit hinein und reichte es ihr wieder. Sie nahm einen kleinen Schluck. »Also …«
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich das Diktiergerät einschalte?«
Ein verwirrter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Ich dachte, ich werde in dem Buch nicht vorkommen?«
»Stimmt. Nichts, was Sie erzählen, wird Eingang in das Werk finden. Trotzdem müssen wir bezüglich der Herkunft des Manuskripts hieb- und stichfeste Beweise sammeln. Ich weiß nicht, ob Sie sich bewusst sind, dass die Wahrhaftigkeit einiger Fakten im vorhergehenden Buch angezweifelt wurde.«
»Hä?«
»Beim Schrecken von Black River Falls haben ein paar Leute behauptet, dass wir uns die verdammte Geschichte nur ausgedacht hätten«, sagte Brian.
Janice runzelte die Stirn. »Aber das stimmt nicht. Oder etwa doch?«
»Natürlich nicht«, sagte Brian. »Trotzdem hatten wir nur wenig in der Hand, um unsere Behauptungen zu beweisen. Deshalb wollen wir alles, was Sie sagen, aufzeichnen. Wenn uns wirklich jemand auf den Schlips treten will, haben wir eine Aufnahme, die beweist, dass diese Unterhaltung tatsächlich stattfand.«
»Ach so.« Sie nickte. »Verstehe. Okay.«
Gorman nahm das Diktiergerät von der Kommode und schaltete es ein. »Es folgt eine Stellungnahme von Janice Crogan aus Mal-casa Point in Kalifornien, in der sie erklärt, wie sie in den Besitz von Elizabeth Thorns Tagebuch gelangte.« Er beugte sich vor und legte den Apparat auf das Bettlaken neben ihrer Hüfte.
»Also gut«, sagte sie. »Mein Name ist Janice Crogan. Meinen Eltern gehört das Welcome Inn hier in Malcasa, und ich helfe ihnen dabei, den Laden zu schmeißen. Das Tagebuch habe ich letzten Sommer in Bungalow Nummer neun gefunden. So gegen Ende Juni. Zimmermädchen haben wir keine, weil Dad der Meinung ist, dass uns die Ausgaben dafür ruinieren würden. Ich und meine Mom -meine Mom und ich - müssen alles alleine saubermachen. Und da habe ich das Tagebuch gefunden. Es lag unter einem der Betten. In Bungalow Nummer neun - habe ich das schon erwähnt? Wie dem auch sei - einer der Gäste muss es dort zurückgelassen haben.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«, fragte Gorman.
Sie schüttelte den Kopf und schob die Zunge in die linke Wange. Dann sah sie mit finsterer Miene auf ihren Drink und nahm einen Schluck. »Keine Ahnung, wie lange es dort schon gelegen hat. Ein paar Tage vorher haben dort eine Frau und ihre Tochter gewohnt. Das war, wenn … äh … als dieser Typ …«
Mit einem Mal entglitten ihr die Gesichtszüge. Sie kniff die Augen fest zusammen, und ihr Mund verzog sich zu der Parodie eines Lächelns, während Tränen über ihre Wangen liefen. Sie schluchzte laut auf und legte eine Hand über die Augen. Die andere Hand zitterte so stark, dass sie fast ihren Drink verschüttet hätte.
Brian nahm ihr das Glas ab. Sie beugte sich vor und vergrub ihr Gesicht in beiden Händen. Er setzte sich neben sie und legte einen Arm um ihren bebenden Rücken. »Hey, ist schon in Ordnung«, sagte er mit besänftigender Stimme. »Ist schon gut, Janice.« Er drückte sie an sich.
»Es tut mir leid«, platzte sie zwischen zwei Schluchzern heraus. »Sie müssen ja denken, ich …«
»Pssst.« Sanft strich er über ihr Haar und streichelte ihren Rücken, spürte die angenehme Wärme ihrer Haut durch den Stoff.
Langsam bekam sie sich wieder unter Kontrolle.
Gorman reichte ihr ein Taschentuch. Sie wischte sich die tränennassen Wangen und Augen ab und schnäuzte sich fest. Dann setzte sie sich gerade hin und holte tief Luft.
»Besser?«, fragte Brian.
»Viel besser.« Sie schniefte und schüttelte den Kopf. Offensichtlich war ihr der Gefühlsausbruch peinlich. »Entschuldigung … Ich dachte, ich wäre drüber weg. Sieht aber nicht danach aus, was?« Sie versuchte ein Lächeln. »Also … dieser Kerl, er hat …Oh Gott.«
Brians Hand wanderte langsam über ihren Rücken. »Ist schon gut«, sagte er.
»Ich habe ihn ertappt, wie er in einen der Bungalows einbrechen wollte«, sagte sie hastig, als wollte sie es so schnell wie möglich loswerden. »Er hatte ein Mädchen dabei. Es hieß Joni. Er hat ihre Eltern umgebracht und sie entführt und - Gott! - ziemlich schlimme Sachen mit ihr angestellt. Aber das haben wir erst später rausgefunden. Auf jeden Fall, dieser Kerl, er hieß Roy, packte mich und fesselte mich in
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