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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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blinkte und wechselte abrupt auf die Abbiegespur.
    »Warte auf sie«, sagte Nora.
    Sie bremste fast auf Schrittgeschwindigkeit ab, bis der Mustang ebenfalls um die Kurve gebogen war. Die Straße führte eine schattige Anhöhe hinab. Vor ihnen überquerte ein Eichhörnchen die Fahrbahn, dessen Schwanz an ein Fragezeichen erinnerte. Tyler trat auf die Bremse, um das Tier nicht zu gefährden. Hinter dem Hügel konnten sie durch die Bäume den Ozean erkennen. Der Wind, der durch das Autofenster pfiff, war kalt und schmeckte wieder nach Meer.
    »Wir sind fast da«, sagte Nora.
    Tylers Eingeweide krampften sich zusammen. Fast da. Ihre Hände, die das Steuerrad umklammerten, waren schweißnass. Sie wischte sie sich eine nach der anderen an ihrer Kordhose ab. »Wir sollten uns erst um ein Hotel kümmern, bevor wir uns auf die Suche nach Dan machen«, sagte sie.
    Nora war einverstanden.
    Nach einer Rechtskurve sahen sie ein Schild neben dem Straßengraben: WILLKOMMEN IN MALCASA POINT. EINWOHNERZAHL: 400. FAHREN SIE VORSICHTIG. Tyler holte tief Luft. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Vor ihnen lag das Stadtzentrum. Malcasa Point war kaum mehr als ein Dorf. Geschäfte säumten die Hauptstraße, die sich schon bald wieder im dichten Wald verlor.
    »Tiefste Provinz«, sagte Nora. »Ich hoffe, hier gibt es überhaupt ein Hotel. Und ich hoffe, dass es nicht dieser Schuppen ist«, fügte sie hinzu und sah aus dem rechten Fenster.
    Tyler folgte ihrem Blick. Durch einen schmiedeeisernen Zaun am Straßenrand konnte sie ein verwittertes, zweistöckiges Gebäude im viktorianischen Stil mit Erkerfenstern und einem kleinen spitzen Turm erkennen.
    »Ich dachte, das Bates-Motel steht in den Universal Studios«, sagte Nora.
    »Vielleicht haben sie es hierherverlegt.«
    »Sollen wir anhalten und die Führung mitmachen?«
    »Bestimmt nicht«, sagte Tyler und fuhr weiter. Der Mustang blieb auf dem Weg durch die Stadt immer dicht hinter ihnen.
    Nora beugte sich vor und beäugte durch die Windschutzscheibe die Geschäfte zu beiden Seiten der Straße. »Gibt’s hier kein Holiday Inn? Oder ein Ritz, oder zumindest ein Hyatt?«
    »Irgendwas muss hier ja sein.«
    »Bis jetzt sehe ich gar nichts. Halt doch mal an der Tankstelle da an, dann können wir nachfragen.«
    »Wir müssen ja sowieso tanken«, sagte Tyler, blinkte lange im Voraus, bog ab und parkte neben einer Zapfsäule. Sie schaltete den Motor ab und warf einen Blick über ihre Schulter. Der Mustang hatte ebenfalls angehalten. Abe stieg aus, nickte ihnen zu und öffnete den Tankdeckel.
    Ein dünner, missmutig dreinblickender Mann kam auf Tyler zu und beugte sich zu ihr herunter. Laut eines Schilds auf seinem Hemd hieß er Bix. Er spähte durch das Fenster, als wollte er sie begutachten, und sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Ladys?«, fragte er.
    »Hi. Volltanken, bitte. Bleifrei.«
    Er tippte gegen den Fensterrahmen und schlenderte um den Wagen herum.
    »Ich muss mal einen Boxenstopp machen«, sagte Nora. »Die Gelegenheit ist günstig.« Sie stieg aus, ging um die Zapfsäulen herum und auf die Toiletten zu.
    Tyler verließ ebenfalls den Wagen, streckte sich und genoss das Gefühl, wie sich ihre Muskeln lockerten. Sie roch die frische Ozeanbrise, die sich mit dem Geruch von Pinien und dem Gestank von Benzin mischte. Die kühle Luft umspielte den vom Schweiß durchnässten Stoff ihrer Bluse, die an ihrem Rücken klebte. Sie griff hinter sich und zog die Bluse von ihrem Körper.
    Abe beobachtete die Anzeige auf der Zapfsäule.
    Bix kam auf sie zu.
    »Soll ich mal unter die Haube gucken?«, fragte er.
    »Ja, bitte.«
    Er nickte, starrte einen Augenblick lang auf ihre Brüste, dann beugte er sich über die Motorhaube und suchte nach dem Schnappverschluss.
    Tyler sah an sich herab, um sicherzugehen, dass sie ihre Bluse auch wirklich zugeknöpft hatte. »Kann man hier irgendwo übernachten?«, fragte sie.
    »Suchen Sie ein Hotel oder so was?«
    »Genau.«
    Er leckte sich über die Unterlippe und starrte wieder auf ihre Brüste, als wäre die Antwort dort zu finden. »Da kommt nur das Welcome Inn in Frage. Das ist das einzige Hotel in der Stadt«, sagte er endlich. »Es ist ungefähr eine halbe Meile von hier.«
    »Vielen Dank.«
    Er öffnete die Motorhaube, und Tyler war froh, dass sie ihm die Sicht versperrte. Sie überlegte, ob sie ihn nach der Seaside Lane fragen sollte, wollte aber nichts weiter mit dem Kerl zu tun haben. Sie würden Dan auch ohne Hilfe dieses Lustmolchs

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