Der Keller
alter Flamme«, platzte Nora heraus.
Warum konnte sie nicht ein einziges Mal die Klappe halten? Tyler spürte, wie sie errötete. »Eigentlich waren wir wegen einem Kongress in San Francisco. Da dachten wir, wir könnten mal nachsehen, was aus ihm geworden ist.«
Abe sah sie an. Lag da Enttäuschung in seinen Augen, oder war es nur Interesse? Neugier?
Tyler zuckte mit den Achseln. »Wir waren … sehr gute Freunde. Ich habe ihn seit fünf Jahren nicht mehr gesehen.«
»Willst du einen Neuanfang versuchen?«
Sie starrte in ihren Margarita. »So etwas in der Art, ja.«
»Er wohnt angeblich in Malcasa Point«, sagte Nora. »Das ist etwa eine Stunde von hier entfernt. Wir wollten dort übernachten.«
»Das ist ja ein Zufall«, sagte Jack. »Wir nämlich auch.«
Abe sah seinen Kumpel an und hob die Augenbrauen.
»Hast du schon vergessen? Vor einer halben Stunde hab ich zu dir gesagt, ›Warum bleiben wir nicht die Nacht über in Malcasa Point?‹, und du hast gesagt, ›Klar, klingt gut‹.«
»Ach ja, stimmt.«
»Vielleicht laufen wir uns ja da über den Weg.«
Jetzt sah Abe auf seine Flasche herunter, die er langsam zwischen seinen Händen drehte.
»Wer weiß?«, fuhr Jack mit breitem Grinsen fort. »Die Welt ist klein.«
»Und Malcasa Point auch«, fügte Nora hinzu.
»Wir könnten euch ja zum Essen ausführen - wenn wir uns dort treffen.«
Tyler sank in ihrem Stuhl zurück. »Ich weiß nicht so recht«, sagte sie leise. »Vielleicht… ändern wir ja unseren Plan, wenn wir Dan gefunden haben.«
»Wenn sie Dan wirklich findet«, sagte Nora. »Bin ich ganz allein in einer fremden Stadt und weiß nicht, was ich anstellen soll.«
»Das können wir ändern«, sagte Jack.
Nora drückte seinen massigen Unterarm. »Hört sich gut an. Warum folgt ihr zwei uns nicht einfach? Dann verirrt ihr euch nicht, und wir haben zwei starke Marines an unserer Seite, für den Fall, dass uns noch mehr Psychos über den Weg laufen.«
»Alles klar«, sagte Jack.
Kapitel sechs
Brian saß auf der Bettkante und beobachtete Janice, die an dem geliehenen Mercedes vorbeiging. Als sie bemerkte, dass er sie durch das Fenster anstarrte, lächelte sie. Sie trug jetzt ein ärmelloses gelbes Sommerkleid mit einer Schärpe um die Taille. Der Wind drückte den Stoff gegen ihre Schenkel. In der Hand trug sie einen Stapel weißer Handtücher, und um ihren Arm hatte sie eine Einkaufstasche geschlungen. »Da kommt sie«, sagte Brian und nippte an seinem Martini.
Gorman öffnete ihr die Tür. »Entrez«, sagte er mit einer leichten Verbeugung.
Janice trat ein und schloss die Tür mit der Sohle ihres weißen Turnschuhs.
Gorman nahm ihr die Handtücher ab, legte sie auf eine Kommode und lächelte ihr wie ein zufriedener Gast zu. »Setzen Sie sich aufs Bett, meine Liebe.«
»Danke«, sagte sie mit dünner Stimme. Sie klang ziemlich nervös, lächelte Brian kurz und mit zusammengepressten Lippen zu und ließ sich auf der Kante von Gormans Bett nieder. Nachdem sie ihre Tasche abgestellt hatte, setzte sie sich aufrecht und steif hin und glättete ihr Kleid über den Schenkeln. Sie leckte sich über die Lippen. »Ist… sind Sie mit den Zimmern zufrieden?«, fragte sie und sah erst Brian und dann Gorman an.
»Sie sind ganz reizend«, sagte Gorman. »Darf ich Ihnen einen Cocktail anbieten?«
Sie nickte, wobei ihr Pony auf und ab wippte. »Klar. Okay.«
»Sollte sie uns nicht vorher ihren Ausweis zeigen?«, fragte Brian.
Sie lachte leise und nervös. »Also gut, ich gestehe. Ich bin erst achtzehn.«
»Na ja«, sagte Brian. »Machen wir mal eine Ausnahme. Wenn Sie uns nicht verpfeifen.«
Diesmal klang ihr Gelächter weniger gekünstelt. Sie beobachtete, wie Gorman zwei Fingerbreit Martini aus dem Shaker in ein Glas goss, eine Olive auf einem säbelförmigen Plastikzahnstocher aufspießte und sie in ihren Drink fallen ließ. Er reichte Janice den Martini, bevor er sich und Brian nachschenkte. Schließlich holte er sich einen Stuhl, setzte sich ihr gegenüber und hob das Glas. »Lassen Sie mich einen Trinkspruch ausbringen. Auf das Horrorhaus, unsere Partnerschaft und auf unseren zukünftigen Reichtum.«
Sie stießen die Gläser aneinander und tranken. Janice nippte nur, verzog das Gesicht und lächelte. Beim zweiten Schluck nickte sie - offensichtlich schien dieser ihr besser zu schmecken.
»Zu viel Wermut?«, fragte Gorman.
»Nein, nein. Sehr gut.«
»Also, wollen wir - wie sagt man? - Klartext reden?«
»Einverstanden.«
»Ich habe
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