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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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lange über Ihr Angebot nachgedacht, halbe-halbe zu machen. Obwohl mir dieser Vorschlag etwas unverschämt erscheint, wird es doch, worauf Sie ja nicht müde wurden, mich hinzuweisen, ohne Ihre Mitarbeit kein Buch geben. Schließlich ist das Ganze Ihre Idee. Und außerdem sind Sie im Besitz des Tagebuchs. Also kam ich zu dem Schluss, dass Ihr Angebot durchaus annehmbar ist.«
    Sie hob die Augenbrauen, bis sie unter ihrem Pony verschwanden. »Das heißt, dass Sie einsteigen wollen?«
    »Genau.«
    »Toll.«
    »Brian?«
    Brian stellte sein Glas ab und öffnete einen Aktenkoffer, der neben ihm auf dem Bett lag. Er zog einen Briefumschlag heraus und entnahm ihm zwei sauber getippte Seiten, die er Janice reichte.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Vertrag aufzusetzen«, sagte Gorman. »Er beinhaltet - vereinfacht gesagt - dass ich der alleinige Inhaber des Copyrights sein werde, Sie auf alle Rechte an dem geplanten Buch verzichten und dafür fünfzig Prozent von allen erzielten Einkünften erhalten werden. Außerdem garantiert er Ihnen, dass Ihre Beteiligung an diesem Projekt geheim bleibt. Ich nehme an, dass dies in Ihrem Interesse ist, da Sie ja der Meinung sind, dass Sie in Gefahr geraten würden, wenn Ihre diesbezüglichen Aktivitäten bekannt würden.«
    Nickend überflog sie die beiden Seiten.
    »Das ist eine Kopie«, sagte Gorman.
    »Tja, sieht ja ganz gut aus.«
    Gorman beugte sich vor und hielt ihr seinen vergoldeten Füller hin. »Wenn Sie nun bitte unterschreiben und das heutige Datum einsetzen würden …«
    Sie legte die Papiere auf ihre Schenkel und kritzelte ihren Namen und das Datum auf beide Ausfertigungen des Vertrags. Gorman Hardy hatte bereits vor zwei Wochen darauf unterschrieben.
    »Einer ist für Sie, einer für uns«, sagte Brian. Sie reichte ihm einen der Verträge und gab Gorman seinen Füller zurück. Dann faltete sie ihre Kopie zusammen und steckte sie in die Einkaufstasche. Sie kramte in der Tasche und holte unter einem zusammengelegten Pullover ein dünnes, in Leder gebundenes Buch hervor. Auf der Vorderseite befand sich ein Messingschloss, dessen Lasche von der Rückseite herabhing.
    »Ist dies das Tagebuch?«, fragte Gorman.
    »Es gehört Ihnen.« Sie gab es ihm und nahm einen großen Schluck Martini.
    Gorman öffnete das Buch auf der ersten Seite. »Mein Tagebuch - der wahrhaftige Bericht meines Lebens samt höchst privater Aufzeichnungen, Band 12. Geschrieben im Jahre des Herrn 1903. Elizabeth Mason Thorn«, las er laut vor. »Unglaublich«, murmelte er, als er durch die Seiten blätterte.
    »Bis zum April ist es ziemlich langweiliges Zeug«, sagte Janice.
    »Dann fängt sie was mit ihrem Hausarzt an. Und um den achtzehnten April herum kommt dann die Bestie ins Spiel. Sie nennt sie Xanadu.«
    »Xanadu? Wie in Kuhla Khan von Coleridge? ›In Xanadu schuf Kuhla Khan ein prunkvolles Vergnügungsschloss. Wo Alph, der heilge Strom durchfloss, die tiefen Höhlen, menschenlos, hinab zum dunklen Ozean.«‹
    »Wie dem auch sei«, sagte Janice. »So hat sie das Ding jedenfalls genannt. Ihre Aufzeichnungen klingen ziemlich irre, und wenn es nicht so plausibel erklären würde, was hinter diesen Morden steckt, hätte ich gedacht, dass sie das Ganze erfunden hat. Aber die Morde sind schließlich tatsächlich passiert.«
    »Hmmmm.« Gorman öffnete das Tagebuch an einer beliebigen Stelle und fing an zu lesen: »›Sein warmer Atem auf meinem Gesicht duftete nach Erde und wilden, unergründeten Wäldern. Er legte seine Hände auf meine Schultern, und Krallen bohrten sich in meine Haut. Starr vor Schrecken und Verwunderung stand ich hilflos vor der Kreatur, die den Stoff meines Nachthemdes zerriss‹.«
    Brian pfiff leise durch die Zähne.
    Janice warf ihm ein schiefes Lächeln zu. Offensichtlich stieg ihr der Martini langsam zu Kopf.
    »› Als ich völlig entblößt war, leckte er mich wie ein Hund ab. Seine Zunge fuhr über meine Brüste. Er schnupperte selbst an meinen intimsten Körperteilen und stieß mit seiner Schnauze dagegen‹«, fuhr Gorman fort.
    Janice presste die Beine zusammen.
    »Also«, sagte Gorman und klappte das Buch zu. »Wie es aussieht, haben Sie in Ihrem Brief nicht zu viel versprochen. Erzählen Sie uns - wie gelangte das Tagebuch in Ihren Besitz?«
    »Ich habe es in einem der Bungalows gefunden - das hab ich Ihnen doch geschrieben.«
    »Könnten Sie wohl etwas ins Detail gehen?«
    Sie leerte ihren Martini und nickte.
    »Noch einen?«, fragte Gorman.
    »Klar. Warum

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