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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Mann und ihre drei Kinder von einer »tobsüchtigen, weißen Bestie in Stücke gerissen« worden waren, die angeblich durch ein Fenster im Erdgeschoss in das Haus eingedrungen war. Nur kurze Zeit nach diesen brutalen Morden öffnete Mrs Kutch das Haus für öffentliche Führungen.
    Der nächste Vorfall ereignete sich im Jahre 1951. Zwei zwölfjährige Jungen aus Malcasa Point betraten nach Einbruch der Dunkelheit das Haus. Einem der Jungen, Larry Maywood, gelang es, mit leichten Verletzungen zu entkommen. Der verstümmelte Leichnam seines Freundes Tom Bagley wurde am nächsten Morgen von den Ermittlern gefunden.
    »Nach Einbruch der Dunkelheit gehört das Haus der Bestie«, kommentierte die 71-jährige Besitzerin die jüngsten Vorfälle. Laut Billy Charles, dem Polizeichef von Malcasa Point, ist »auf keinen Fall irgendeine Bestie für den Tod von Jenson und der Zieglers verantwortlich. Sie wurden von einem Mann mit einem scharfen Gegenstand ermordet. Wir rechnen damit, den Täter in Kürze zu verhaften.« Die öffentlichen Führungen durch das Horrorhaus sind bis zum Abschluss der Ermittlungen für unbestimmte Zeit ausgesetzt.
    Jud beugte sich vor und bemerkte, dass Larry, der gerade mit zwei Kaffeetassen den Raum betrat, nervös lächelte. Er nahm eine der Tassen entgegen und wartete, bis Larry sich gesetzt hatte. »Sie haben sich mir als Lawrence Maywood Usher vorgestellt«, sagte er schließlich.
    »Ich habe Poe immer sehr bewundert. Wahrscheinlich ist auch sein Einfluss dafür verantwortlich, dass ich in jener Nacht mit Tommy das Horrorhaus erkunden wollte. Später wurde mir klar, dass ich um meiner geistigen Gesundheit willen einen neuen Namen annehmen musste - ich entschied mich für den Roderick Ushers, einem Charakter aus einer von Poes unheimlichen Geschichten.«

    3

    Lawrence Maywood Usher nippte an der zerbrechlich wirkenden, weißen Porzellantasse. Jud beobachtete, wie er die Flüssigkeit wie Wein in seinem Mund behielt, um den Geschmack zu genießen. »Köstlich.« Er sah Jud erwartungsvoll an.
    Jud hob seine Tasse. Das intensive Aroma gefiel ihm, und er nahm einen Schluck. Der Kaffee war stärker, als er ihn üblicherweise trank. »Gar nicht schlecht«, sagte er.
    »Sie sind ein Meister der Untertreibung, Judge.« Die Miene des hageren Mannes verfinsterte sich. »Schmeckt er Ihnen wirklich?«
    »Prima. Sehr gut. Ich bin wahrscheinlich so etwas Gutes einfach nicht gewohnt.«
    »Gewöhnen Sie sich nie an die Dinge, die sie lieben. Dann sind Sie nicht mehr in der Lage, sie angemessen zu würdigen.«
    Jud nickte und trank einen weiteren Schluck. Dieses Mal schien der Kaffee besser zu schmecken. »Diese Albträume - haben sie mit dem Horrorhaus zu tun?«, fragte er.
    »Immer.«
    »Es überrascht mich, dass sie durch einen einfachen Zeitungsartikel ausgelöst wurden, wenn man bedenkt, was Sie damals durchgemacht haben.«
    »Dieser Artikel hat die Albträume sozusagen wiederbelebt. Nach meiner … Begegnung dort litt ich monatelang darunter. Die Ärzte schlugen eine psychiatrische Behandlung vor, doch meine Eltern wollten das nicht. In all ihrer Weisheit waren sie zu dem Schluss gekommen, dass die Psychiatrie nur etwas für Narren und Verrückte sei. Wir verließen Malcasa Point, und die Albträume verschwanden. Meiner Meinung nach ein Sieg des gesunden Menschenverstandes über die Quacksalberei.« Er lächelte, offenbar mit seiner Schlussfolgerung zufrieden, und genoss seinen Kaffee.
    »Zu unserem Unglück«, fuhr er fort, »war es uns nicht möglich, diesen Vorfall gänzlich hinter uns zu lassen. Immer wieder spürten
    uns neugierige Journalisten auf, die eine Geschichte über diese elende Touristenfalle schreiben wollten. Und jedes Mal fingen die Albträume erneut an. Vergessen Sie nicht - jedes größere Magazin hat darüber berichtet.«
    »Das ist mir aufgefallen.«
    »Haben Sie diese Artikel auch gelesen?«
    »Nein.«
    »Sensationslüsterner Blödsinn. Reporter! Wissen Sie, was ein Reporter ist? ›Jemand, der sich schreibend zur Wahrheit vortastet, und sie mit einem Schwall von Worten verjagte Ambrose Bierce, ›Aus dem Wörterbuch des Teufels‹. Nur einmal erlaubte ich es einem dieser Aasgeier, mich zu interviewen. Er drehte mir die Worte im Munde um, und ich stand da wie ein unzurechnungsfähiger Schwachkopf. Er kam zu dem Schluss, dass mir dieser Vorfall den Verstand geraubt hätte! Kurz darauf änderte ich meinen Namen. Seitdem ist es keinem dieser Mistkerle mehr gelungen, mich aufzuspüren, und

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