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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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angefallen und zerrissen. Von den Schreien des Kindes aufgeschreckt…‹
    Gorman schüttelte den Kopf, als wäre er ehrlich betroffen, und blätterte um, ohne den Rest des Artikels zu lesen. Es folgte die Todesanzeige des Mädchens, die er hastig überflog. Als er weiterblätterte, entdeckte er die gefaltete Titelseite des Clarion vom 3. August 1903. Er starrte auf die Überschrift:
    DREI MORDE IM ANWESEN DER THORNS!
    »Das ist fantastisch«, sagte Gorman.
    »Mein Vater hat diese Artikel gesammelt. Ich habe diese Arbeit nach seinem Tod fortgeführt und alles hier zusammengetragen.«
    Gorman warf einen kurzen Blick auf die vier eng bedruckten Spalten, dann faltete er die Zeitung wieder zusammen. Weitere Artikel handelten von der Verhaftung Gus Gouchers, der Gerichtsverhandlung und seinem unrühmlichen Ende. Auf einer weiteren Titelseite des Clarion wurde das Blutbad beschrieben, das dreißig Jahre später stattgefunden hatte und dem Maggie Kutchs Mann und ihre Kinder zum Opfer gefallen waren. Nach einigen Artikeln über dasselbe Thema fand Gorman einen Ausschnitt über das Verschwinden von Käpt’n Franks Vater.
    »Ab hier habe ich übernommen«, sagte der alte Mann.
    Gorman überflog einen Artikel, in dem die Eröffnung des Horrorhauses und der Beginn der Führungen angekündigt wurden. Dann folgten seitenweise Berichte über das Verschwinden von Einheimischen und Touristen, durchschnittlich etwa zwei bis drei pro Jahr. »Das sind ziemlich viele«, sagte er.
    »Und das sind nur diejenigen, über die berichtet wurde. Ich nehme an, es gibt noch viele weitere, die jedoch einfach niemand vermisst hat.«
    »Und Sie glauben, dass die Bestie dahintersteckt?«
    »Vielleicht nicht hinter allen Vorfällen«, gab Käpt’n Frank zu. »Manche sind wohl einfach abgehauen, haben sich im Wald verirrt oder sind ertrunken. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie viele von ihnen auf Bobos Konto gehen.«
    »Wieso hat niemand etwas unternommen? Das sind bestimmt fünfzig bis sechzig Menschen, die in einem Zeitraum von zwanzig Jahren verschwunden sind.«
    »Nun, die Polizei hielt die ganze Sache nicht für besonders außergewöhnlich. Gott allein weiß, wie oft ich ihnen erklärte, dass die Bestie dahintersteckt. Aber haben sie mir geglaubt? Nein, in der Tat nicht. Sie halten es wohl für ganz normal, dass jedes Jahr ein paar Menschen spurlos verschwinden.«
    »Annehmbare Verluste«, murmelte Gorman.
    »Sie halten mich schon lange für einen Spinner. Sie hören mir nicht mal mehr zu.«
    »Haben Sie ihnen das hier gezeigt?«, fragte er und tippte auf das Buch.
    »Natürlich. Aber, wie gesagt, die denken, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank.«
    Ein weiterer ganzseitiger Artikel beschrieb den Angriff auf Tom
    Bagley und Larry Maywood im Jahre 1951. Nach einigen weiteren Berichten blätterte Gorman durch eine ganze Reihe von Vermisstenanzeigen. Das Ende des Buches bildeten die Berichte über die Morde an den Zieglers und dem Streifenpolizisten Dan Jenson.
    Schließlich erreichte er eine leere Seite.
    Käpt’n Frank nahm einen weiteren Schluck Bier. »Das ist alles. Bis zur morgigen Ausgabe des Clarion zumindest. Ich werde alles, was sie über das schreiben, was Sie mir soeben über die Crogans und Ihren Freund erzählt haben, hier einkleben, da können Sie Gift drauf nehmen.«
    »Sind Sie sich sicher, dass Bobo sie erwischt hat?«
    »Darauf würde ich meinen Hintern verwetten.«
    Gorman nickte, schloss vorsichtig das Buch und starrte darauf. »Frank, das ist eine sehr beeindruckende Sammlung.«
    »Ich habe mich immer verpflichtet gefühlt, alles genau aufzuzeichnen.«
    »Was würden Sie dazu sagen, wenn wir es veröffentlichen?«
    »Veröffentlichen?« Der alte Mann hob eine buschige Augenbraue.
    »Ich würde gerne Ihre Geschichte aufschreiben. Kennen Sie das People Magazine?«
    »Aye.«
    »Ich arbeite als Reporter für diese Zeitschrift. Vielleicht kennen Sie meine Story über Jerry Brown? Über den kalifornischen Gouverneur wurde in letzter Zeit ja viel geschrieben.«
    »Nein, leider…«
    »Nun, das macht gar nichts. Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Was Sie mir heute Nachmittag erzählt haben, hat mich tiefbewegt, ja geradezu erschüttert. Angefangen von den Informationen, die Sie über die bloße Existenz einer Monstrosität wie das Horrorhaus zusammengetragen haben, bis hin zu der offensichtlichen Gleichgültigkeit der örtlichen Behörden einer fünfundsiebzig Jahre währenden Mordserie gegenüber. Ihre Mitarbeit

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