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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dass Brian Blake verschwunden war. Blake sowie die Eigentümer des Welcome Inn und deren Tochter. Obwohl sie beim Essen über die Vermissten geredet hatten, hatte Tyler den ganzen Nachmittag über keinen weiteren Gedanken an sie verschwendet, was ihr mit einem Mal Schuldgefühle bereitete, als hätte sie dadurch auf selbstsüchtige Weise ihre Pflicht verletzt.
    Was auch immer ihnen zugestoßen ist, ermahnte sie sich, ich kann nichts daran ändern.
    Außerdem kannte sie das Mädchen überhaupt nicht, mit ihrem Vater hatte sie nur kurz beim Einchecken gesprochen und Brian Blake war ihr sowieso sofort unsympathisch gewesen.
    Aber darum ging es nicht. Sollte ihnen wirklich etwas Schreckliches zugestoßen sein, hätten sie ihr Mitgefühl in jedem Fall verdient.
    Also gut, ich mache mir Sorgen. Jetzt und hier. Ich grüble über sie nach, anstatt an mich und Abe zu denken. Das nennt man Anteilnahme. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Zufrieden?
    Was konnte ihnen nur passiert sein?
    Plötzlich erschien eine grinsende Maggie Kutsch vor ihrem geistigen Auge. Sie öffnete einen roten Vorhang, hinter dem die verstümmelten Wachsfiguren von Blake und den anderen auf dem blutverschmierten Boden lagen. Blakes Kopf war vom Rumpf getrennt, und seine weit aufgerissenen Augen starrten sie an.
    »Himmel«, murmelte sie.
    Abe warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Ich musste gerade an Blake und die anderen denken«, erklärte sie. »Dabei kenne ich sie doch kaum.« »›Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn mich betrifft die Menschheit. «‹
    »Du glaubst also, dass sie tot sind?«
    »Keine Ahnung. Wäre durchaus möglich.«
    »Ob die Bestie…«
    »Käpt’n Frank wäre sicher davon überzeugt, dass Bobo hinter allem steckt. Ob er damit nun Recht hat oder nicht - Tatsache ist, dass in dieser Stadt eine Menge Leute ermordet werden.«
    »Aber dass ein Ungeheuer dafür verantwortlich sein soll, kann ich nicht glauben.«
    »Meiner Erfahrung nach sind die schlimmsten Ungeheuer die Menschen selbst.« Er öffnete die hölzerne Doppeltür des Carriage House für Tyler und folgte ihr hinein.
    Sie gingen auf das Reservierungspult zu. Die Leselampe darüber war ausgeschaltet.
    »Wollen Sie zu Abend essen?«, rief ein Mädchen im Teenageralter, das aus dem Speisesaal auf sie zueilte. Sie hatte ihr braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, trug einen schwarzen Rock und eine bis zum Hals zugeknöpfte weiße Bluse. »Ich bin Lois«, sagte sie, bevor Abe Gelegenheit hatte, auf ihre Frage zu antworten. »Es ist mir eine Freude, Sie heute bedienen zu dürfen.«
    »Ach, die schmerzlich vermisste Lois.«
    »Nein, nein, ich werde nicht vermisst, sondern meine Kusine Janice, die…«
    »Dein Vater hat vorhin nach dir gesucht«, sagte Abe. »Und dich anscheinend auch gefunden.«
    Sie verdrehte die Augen. »Ach so. Ja, er hat mich gefunden. Mann, jetzt weiß ich, wie sich die Sklaven gefühlt haben müssen. Wieso hat mich Abraham Lincoln nicht auch mit befreit, als er schon mal dabei war? Na ja - einen Tisch für zwei?«
    »Später, Lois. Jetzt wollen wir uns erst mal ein paar Cocktails hinter die Binde kippen.«
    »Ach so, Sie sind wegen der Happy Hour hier.« »Essen werden wir später.«
    »Soll ich Sie auf die Liste setzen? Dann kriegen Sie auch garantiert einen schönen Fensterplatz.«
    »Okay. Zwei Tische, bitte. Wir sind mit Freunden verabredet.«
    »Soll ich die Tische zusammenschieben?«
    »Nein, ist schon okay«, sagte Tyler.
    Abe nannte dem Mädchen seinen Namen und sie schrieb ihn auf die Reservierungsliste. Es war der einzige Eintrag. »Alles klar, Mr Clanton. Soll ich Sie in etwa einer Stunde rufen?«
    »Perfekt«, sagte er. »Du machst das sehr gut. Ich dachte, dein Vater hätte dich zum Saubermachen eingeteilt?«
    »Hat er auch. Was für eine Plackerei. Hier gefällt’s mir viel besser. Macht sogar Spaß, irgendwie.«
    »Na schön. Dann bis später.«
    Sie betraten die Cocktailbar, und Tyler warf unwillkürlich einen Blick auf die Nische, in der sie gestern gesessen hatten. Nora und Jack warteten dort bereits auf sie.
    Gorman war auch dabei.
    »Verflucht«, murmelte sie.
    »Und du hast gar kein Höschen an.«
    Tyler lachte und spürte, wie sie errötete, weil Abe sich dieser Tatsache so genau bewusst war. »Das wird er nie erfahren«, sagte er. »Außerdem interessiert ihn das wahrscheinlich gar nicht.«
    Abe tätschelte ihren Hintern. »Jeden Mann würde das interessieren.«
    Nora bemerkte sie und winkte ihnen zu. Hardy warf einen

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