Der Keller
Vorteil daraus, indem sie diese Wachsfiguren in Auftrag gibt. Das Gleiche gilt für die drei Morde von letztem Jahr, besonders für Danny Jenson, den Polizisten. Wie soll sie das totschweigen? Aber eins sage ich Ihnen.« Er sah Gorman mit zusammengekniffenen Augen an. »Da sind noch viel mehr Leute verschwunden, und ich nehme an, die meisten gehen auf Bobos Konto. Die alte Maggie nimmt sie nur in ihr Museum auf, wenn sie seine Taten nicht verschleiern kann. Sonst wäre bald wohl kein Platz mehr in ihrem Haus, verstehen Sie?« Er nahm einen tiefen Schluck Bier.
»Letzte Nacht sind vier Menschen verschwunden«, sagte Gorman. »Die Crogans, denen das Welcome Inn gehört…«
»Gütiger Gott.«
»Und ein guter Freund von mir.«
Käpt’n Frank schnaubte verächtlich in seine Bierdose.
»Das Auto der Crogans wurde heute Morgen verlassen auf der Straße zum Highway gefunden.«
»Tja, dann hat sie die Bestie geholt. An Ihrer Stelle würde ich nicht damit rechnen, Ihren Freund noch mal wiederzusehen. Oder die Crogans. Ist ihre Tochter auch verschwunden?«
»Ja.«
Er seufzte tief. »So ein nettes Mädel. Ich hab sie oft am Strand getroffen. Sie war immer freundlich zu mir. Himmel, sie hätten es doch besser wissen müssen. Niemand geht nachts auch nur in die Nähe des Hauses, außer man ist lebensmüde. Sie hätten es wissen müssen.«
»Verlässt die Bestie denn jemals das Haus?«
»Natürlich. Sehen Sie sich Wiek und Maggie doch mal an - die beiden wären nie in der Lage, diese ganzen Leute zu entführen.
Nein, es ist Bobo, der durch die Hügel hinter dem Haus streift oder am Strand herumschleicht. Vor zwölf Jahren ist eine Frau aus der Hütte gleich nebenan verschwunden.« Er deutete mit dem Kinn zu seiner Rechten. »Ry, ihr Mann, war erst spät aus dem Last Chance gekommen. Sie war spurlos verschwunden. Die Leute behaupten, dass sie durchgebrannt wäre, weil er sie immer verprügelt hat. Aber ich kannte die Wahrheit und hab sie ihm auch ins Gesicht gesagt. Er nannte mich einen verrückten alten Furz und sagte, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
Er warf Gorman einen kritischen Blick zu und hob eine buschige, weiße Augenbraue. »Halten Sie mich auch für einen verrückten alten Furz?«
»Natürlich nicht«, versicherte Gorman ihm.
»Tja, viele der Leute schon. Aber wenn ich ihnen eines Tages Bo-bos Kadaver zeige, werden sie ihre Meinung schnell ändern.«
»Sie wollen die Bestie töten?«
»Entweder die Bestie oder ich.«
»Haben Sie schon einmal Jagd auf sie gemacht?«
»Aber sicher. Ich weiß nicht, wie oft ich mich schon nachts auf die Lauer gelegt habe. Doch sie ist niemals aufgetaucht.«
»Haben Sie die Bestie je gesehen?«
»Niemals.«
»Waren Sie schon einmal nachts im Haus?«
»Nein, das wäre ja Einbruch. Ich will mich nicht strafbar machen.«
Gorman musste sich zwingen, nicht zu grinsen. Ganz offensichtlich hatte der alte Mann Angst davor, das Horrorhaus zu betreten. »Aber wie es aussieht, wäre doch das Haus der beste Ort, um das Monster zu stellen.«
Käpt’n Frank zerknüllte die Bierdose und schleuderte sie von sich. Sie prallte gegen einen herabhängenden Ast, bevor sie auf den Boden fiel. »Passen Sie auf, junger Mann. Was halten Sie davon, mal einen Blick in mein Buch zu werfen?«
»Was für ein Buch?«
»Ich habe alles aufgezeichnet. In der Tat. Sie werden überrascht sein.«
»Das würde ich sehr gerne sehen.«
Der alte Mann blinzelte ihm zu. »Das hab ich mir gedacht. Sie sind viel neugieriger als die meisten anderen.« Er erhob sich aus seinem Stuhl und überquerte mit schwankenden Schritten das Dach seines Busses. »Vergessen Sie das Bier nicht«, sagte er.
Gorman beobachtete, wie Käpt’n Frank die Holzleiter hinabstieg. Sobald er außer Sichtweite war, griff er in seine Tasche und holte das Diktiergerät heraus. Es lief immer noch, doch das Band musste bald zu Ende sein. Der alte Knacker hatte über eine Stunde lang ohne Punkt und Komma geredet - und was für eine Geschichte er erzählt hatte! Gorman war hocherfreut. Alles verlief nach Plan. Alles! Mit vor Aufregung zitternden Fingern nahm er die Kassette aus dem Gerät, drehte sie um und ließ den Apparat wieder in seiner Jackentasche verschwinden. Dann hob er die beiden übrig gebliebenen Bierdosen auf und ging mit wachsender Besorgnis zur Leiter. Der Aufstieg war schon schlimm genug gewesen, da die Leiter einfach nur gegen das Heck des Busses gelehnt war. Was, wenn sie beim Abstieg einfach
Weitere Kostenlose Bücher