Der Keller
umfiel?
Gorman Hardy, weltberühmter Autor von Der Schrecken von Black River Falls, stürzte zu Tode, als er …
Käpt’n Frank sah zu ihm herauf.
»Könnten Sie bitte die Leiter für mich halten?«
Der Alte schüttelte den Kopf, als würde er Gorman bemitleiden, dann packte er die Längsstreben der Leiter.
Wenn du schon so ein harter Kerl bist, warum hast du dann so viel Angst, die Bestie zur Strecke zu bringen?, fragte sich Gorman. Verrückter alter Furz. Feigling. Doch seine Geschichte war Gold wert. Vorsichtig trat er auf die schwankende Leiter. Die Streben knarrten unter seinem Gewicht. Mit weichen Knien stieg er hinab, bis er endlich festen Boden unter den Füßen spürte.
»Wer hätte es gedacht - Sie sind heile angekommen«, sagte Käpt’n Frank.
Gorman zwang sich zu einem Lächeln und folgte ihm durch eine Ansammlung von leeren Bierdosen hinter den bemalten Bus. »Haben Sie dieses Bild gemalt?«
»In der Tat.«
»So etwas habe ich noch nie gesehen. Darf ich ein Foto davon machen?«
»Aber bitte. Ich gehe schon mal rein und …«
»Warten Sie. Sie müssen auch mit auf das Bild. Der Künstler und sein Werk.«
Käpt’n Frank nickte und stellte sich vor die geöffnete Tür des Busses. Gorman stellte das Bier ab und trat zurück. Durch das Objektiv wirkte der Alte mit seinem Huckleberry-Finn-Strohhut, dem roten Hawaiihemd, karierten Bermudashorts und seinen spindeldürren Beinen, die in verwaschenen grünen Socken und ramponierten blauen Tennisschuhen steckten, wie ein übergeschnappter Tourist. Frank streckte den Arm aus und deutete mit einem Finger auf das Gemälde.
Gorman ging noch ein paar Schritte zurück, bis er den gesamten Bus im Bild hatte und drückte auf den Auslöser. »Großartig! Jetzt gehen Sie da rüber.« Er winkte den alten Mann nach links. »Ja. Genau so. Die Ballade vom alten Seemann.«
»Sie kennen das Gedicht?«
»Natürlich. Es ist mein Lieblingswerk von Coleridge.« Er zoom-te heran und machte ein weiteres Bild. »Fantastisch. Vielen Dank.«
»Hoffentlich sind sie was geworden.«
»Wollen wir jetzt einen Blick in dieses Buch werfen?«
»Folgen Sie mir.«
Während der Alte in den Bus stieg, schaltete Gorman das Diktiergerät an, dann hob er das Bier auf und folgte ihm. Käpt’n Frank hatte es sich auf dem Fahrersitz bequem gemacht.
»Sehen Sie sich das an.« Mit einem listigen Grinsen zog er die
Sonnenblende herunter, auf der mit Klebeband ein Messer in einer Scheide befestigt war. Er klopfte mit einem Fingernagel gegen den Hirschhorngriff. »Ich bin vorbereitet. Soll der alte Bobo nur kommen.« Er klappte die Blende wieder zurück, beugte sich vor, so dass sein Kinn auf dem Lenkrad ruhte, und griff unter den Sitz. Dann hielt er einen Revolver in seiner Hand, der direkt aus einem Wildwestfilm zu stammen schien. »Mein Baby«, verkündete er, spannte den Hahn und starrte die Waffe an, als wäre sie eine bezaubernde Frau. »Dieses Baby hier ist eine Iver Johnson .44er Magnum. Sie wird Bobo das Hirn aus dem Schädel pusten.«
»Ist sie geladen?«, fragte Gorman.
»Na, ungeladen würde sie mir nicht viel nutzen, oder?«
Gorman hielt den Atem an, bis Käpt’n Frank den Hahn wieder entspannt und die Pistole sicher unter dem Sitz verstaut hatte. Der alte Mann stand auf und trat durch eine Lücke in der fadenscheinigen Decke, die das Führerhaus vom Passagierabteil trennte. Gorman folgte ihm.
Die Fensterreihen zu beiden Seiten waren übermalt, und der Raum war in rotes, blaues, grünes und gelbes Dämmerlicht getaucht. Glücklicherweise waren einige der Fenster geöffnet und ließen strahlendes Tageslicht und eine frische Brise herein. Die Sitze waren ausgebaut und durch ein außergewöhnliches Sammelsurium an Mobiliar ersetzt worden: eine Pritsche mit einer zerknautschten Steppdecke darauf; ein Weidenstuhl mit gerader Lehne; eine einzelne Lampe und mehrere geöffnete Schrankkoffer verschiedener Größe, die Käpt’n Franks Habseligkeiten enthielten. Auf einem Koffer neben der Pritsche bemerkte Gorman eine Ausgabe von Peter Freuchens Das Buch der sieben Meere, eine Laterne, eine zerknüllte Bierdose und einen weiteren Revolver. Während sich der Alte auf die Pritsche setzte, zählte Gorman drei weitere Waffen: eine doppelläufige Schrotflinte, die auf zwei verbogenen Kleiderbügeln an einer an der Decke befestigten Stange ruhte, ein Säbel, der neben einem der Notausgänge lehnte, und einen Pistolengriff, der aus dem geöffneten Visier eines alten Taucherhelms auf
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