Der Keller
vorausgesetzt
wäre es mir möglich, einen Artikel zu schreiben, der die Wahrheit ans Licht bringen wird. Unter dem Druck der Öffentlichkeit werden die Behörden gezwungen sein, Maßnahmen zu ergreifen. Natürlich werden Sie im Mittelpunkt dieses Artikels stehen.«
Käpt’n Frank runzelte die Stirn, als würde er über dieses Angebot nachdenken.
»Was sagen Sie dazu?«
Er seufzte. »Eigentlich hatte ich immer vor, Bobo eigenhändig zur Strecke zu bringen.«
»Umso besser. Wenn Sie das fertigbringen, bevor der Artikel erscheint, können wir auch einen Bericht über die Jagd und Fotos von Ihnen und Ihrer Trophäe abdrucken.«
»Ich weiß nicht so recht, Mr …«
»Wilcox. Harold Wilcox.«
»Ich weiß nicht so recht, Mr Wilcox. Klingt nach einer guten Idee. Einer sehr guten Idee sogar. Was muss ich dafür tun?«
»Im Prinzip gar nichts. Überlassen Sie alles mir. Sie haben mir bereits mehr als genug Informationen gegeben. Natürlich müssten Sie mir dieses Buch hier ausleihen, damit ich es fotokopieren kann. Ich weiß nicht, ob es hier ein Kopiergerät gibt…«
»Drüben in Lincolns Schreibwarengeschäft.«
»Prima. Ich könnte es Ihnen noch heute Nachmittag wieder zurückbringen …« Er unterbrach sich. »Oder würden Sie es mir eventuell bis morgen Früh ausleihen?«
»Ich gebe es nur sehr ungern aus der Hand.«
»Sie können mich gerne begleiten, wenn Sie mir nicht vertrauen.«
»Nein, nein, damit habe ich kein Problem, Mr Wilcox.«
»Wenn es Ihnen lieber ist, bringe ich es Ihnen noch heute Nachmittag vorbei.«
Käpt’n Frank kaute auf seiner Unterlippe herum.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Gorman. »Ich lasse Ihnen hundert Dollar als Sicherheit hier, bis ich das Buch zurückgebracht habe.« »Nun, das klingt fair.«
Gorman zog zwei Fünfzig-Dollar-Noten aus seiner Brieftasche. »Haben Sie etwas Papier zur Hand, damit ich eine Quittung schreiben kann?«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Käpt’n Frank und nahm das Geld entgegen. »Sie passen einfach gut auf mein Buch auf, und ich werde dafür Ihr Geld im Auge behalten.«
Sie reichten sich die Hände.
Mit dem Buch unter dem Arm verließ Gorman den Bus.
Auf seinem Weg durch die Stadt sah er Lincolns Schreibwarengeschäft und fuhr grinsend daran vorbei.
Kapitel einundzwanzig
Tyler saß auf der Bettkante, streifte einen Seidenstrumpf über und befestigte ihn gerade an ihren Strapsen, als es klopfte. »Wer ist da?«, rief sie.
»Ich bins«, ertönte Abes Stimme.
»Bin gleich fertig«, sagte sie. »Bist du allein?«
»Mutterseelenallein.«
»Du Armer.«
Sie öffnete die Tür, blieb aber dahinter stehen, sodass man sie von draußen nicht sehen konnte. Abe betrat das Zimmer. »Das ging aber schell«, sagte sie und schloss die Tür.
In den zehn Minuten seit sie vom Strand zurückgekehrt waren und er sein Apartment aufgesucht hatte, war er in eine dunkelblaue Hose und ein hellblaues Poloshirt geschlüpft. Tyler hatte es in dieser Zeit gerade mal geschafft, ihr Haar zu föhnen und damit anzufangen, sich anzuziehen.
»Ich konnte es eben nicht länger ohne dich aushalten«, sagte er.
Sie umarmte und küsste ihn. Seine Hände wanderten über ihren Rücken auf ihre nackten Pobacken. Er zog sie näher zu sich heran. »Nette Aufmachung«, sagte er nach einer Weile und fummelte an den Strapsen herum.
»Freut mich, dass es dir gefällt«, sagte sie und umarmte ihn fest, als Dan sich wieder in ihre Gedanken drängte. Dan, der ihr zu den Cocktails im White-Whale-Restaurant auf der Fishermans Warf ihre ersten, in Geschenkpapier gewickelten Strapse präsentiert hatte. Die Verpackung war rot und mit Rüschen verziert gewesen. Neben den Strapsen hatte eine Strumpfhose darin gelegen. Sie hatte sich entschuldigt und war auf die Toilette geeilt, um sie sofort anzuziehen. Und jetzt war er tot, sein verstümmelter Körper wurde öffent-lieh zur Schau gestellt. Nicht sein Körper, ermahnte sie sich selbst. Nur eine Wachspuppe.
»Was ist los?«, flüsterte Abe.
Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Er legte seine Hände auf ihre Schultern, schob sie von sich weg und sah ihr in die Augen. »Weißt du, was mich bedrückt?«
»Was?«
»Was nur morgen mit uns passieren soll.«
Sie stöhnte auf.
»Ich will dich nicht verlassen.«
»Wir könnten noch einen Tag bleiben.«
»Das würde ich sehr gerne, aber damit hätten wir es nur aufgeschoben.«
»Dann schieben wir es eben auf«, sagte Tyler mit brüchiger Stimme. Ihre brennenden
Weitere Kostenlose Bücher